Orks. Mindestens ein Dutzend musste sich unter ihr versammelt haben, sollten nicht noch weitere in der Umgebung lauern. Ihre kalten Augen waren auf sie gerichtet und schienen jede ihrer Bewegungen zu fixieren. Innerlich schalt sich Gwaen für ihre Unvorsichtigkeit. Wie konnte sie nur so fest in den Schlaf sinken, dass sie nicht einmal mitbekam, wie sich ihr eine Horde trampelnder Orks bedrohlich näherte?! Und wie hatten sie sie gefunden? Schließlich war sie immer darauf bedacht keine Spuren zu ihrem Versteck zu hinterlassen. Aber das war jetzt nicht mehr von Bedeutung. Sie löste sich aus ihrer Starre, zog ihren Bogen samt Köcher und Schwert aus der Astgabel und band sich rasch Schwert und Köcher um, ehe sie den ersten Pfeil abfeuerte, welcher mit tödlicher Präzision das Haupt eines Orks durchbohrte. Dieser sank mit einem Grunzen zu Boden und wurde ungläubig von seinen Kumpanen beäugt. Doch dies dauerte nicht lange. Mit wütenden Schreien begannen nun die Orks das Feuer der Elbin zu erwidern, welche jedoch so geschickt über die nah aneinander liegenden Äste von Baum zu Baum huschte, dass alles sie verfehlte, während ihre eigenen Pfeile immer ihr Ziel fanden . Als sich die Anzahl der Orks sich bereits ausgedünnt hatte und die letzten Paar schon Rückzug ergreifen wollten, was die Diebin mit sichtlicher Genugtuung zur Kenntnis nahm, brachen rings um den Schlachtplatz Wargreiter aus dem Unterholz. Erschrocken musste Gwaen nun feststellen, dass es sich um mehr als dreißig Orks handelte. Dagegen hatte sie alleine nicht den Hauch einer Chance. Es gab nur eine einzige Möglichkeit die Aussicht auf Überleben gab. Flucht. Sie hasste es zu fliehen und als feige dar zu stehen, aber immer noch besser als von einer streunenden Horde Orks aufgeschlitzt zu werden. Nein, so wollte sie wahrlich nicht enden. Dieser Entschluss war schnell gefasst und sie begann abermals von Ast zu Ast zu springen, als hinter ihr Geräusche ertönten, die sie nicht zuordnen konnte. Die junge Elbin riss erschrocken den Kopf herum um zu erspähen was die Quelle für die Geräusche war. Doch es war zu spät. Gwaen konnte spüren wie sich ein Seil um ihre Beine wickelte und sie das Gleichgewicht verlor. Durch das Gewicht der Steine am Seil nach unten gezogen, schlug die Elbin hart auf dem Waldboden auf, wobei ihr die Luft aus den Lungen gepresst wurde. Keuchend wand sie sich am Boden und versuchte verzweifelt wieder auf die Beine zu kommen, was ihr jedoch nicht gelang. Blanke Panik machte sich in ihr breit. Nicht nur das sie keine Luft bekam, nein, sie lag schutzlos auf dem Boden, während die Orks hörbar näher kamen.
Mühsam richtete sie sich etwas auf und zog ihr Schwert aus der Scheide, als ein Orks ihr unsanft den Arm umdrehte , bis sie ihr Schwert unter einem schmerzvollen Stöhnen fallen ließ. Zwei weitere Orks zogen die sich wehrende und umher tretende junge Frau auf die Beine und hielten sie grob gepackt, sodass es für sie keine Möglichkeit gab an die Dolche an ihrem Gürtel zu gelangen. Mit einem Mal erfüllte ein grausames Lachen die Lichtung, was alle Anwesenden und zuletzt auch Gwaen verstummen ließ. Mit ihren scharfen Augen suchte sie im Dämmerlicht nach dem Ursprung des Lachens. Ihr Urheber ließ nicht lange auf sich warten. Die anderen Orks duckten sich untergeben und bildeten eine Gasse, durch welche nun ein monströser bleicher Ork geschritten kam. Metallene Platten verharrten in seiner Brust, wie auch auf seinem Kopf bis hin zu seinem blinden Auge. Auf seinen breiten Schultern konnte man eine Panzerung erkennen, welche mit mächtigen Bärenpranken bestückt war und Gwaen konnte ahnen um wen es sich bei ihrem Gegenüber handelte. Bolg, der Spross Azog des Schänders und Anführer dessen Schergen. Ihre Augen weiteten sich furchtsam bei dieser Erkenntnis und Tränen stiegen ihr in die Augen, die sie nur mühsam zurückhielt. Elrond hatte also Recht behalten. Der Feind wollte sich ihrer Kräfte bemächtigen und war nun gekommen um sie sich anzueignen. Doch diese Genugtuung wollte sie diesen Kreaturen nicht gönnen. Auf keinen Fall würde sie ihnen diese Schwäche offenbaren.
Nun stand Bolg direkt vor ihr, griff ihr grob in ihr langes Haar und zog es nach hinten, sodass ihr Kopf im Nacken lag. Trotz des Schmerzes war die Elbin bemüht keine Mine zu verziehen. Gwaen war gezwungen ihm direkt in sein entstelltes Gesicht zu blicken und sie spürte seinen fauligen, warmen Atem auf ihrer Haut. Angewidert verzog sie das Gesicht, während der Ork dieses genau zu mustern schien. Ohne jegliche Vorwarnung schlug er ihr mit seiner geballten Faust grob ins Gesicht. Vor Überraschung konnte die Diebin ein entsetztes Aufschreien nicht verhindern, was Bolg sichtlich zu gefallen schien. Dann zog er sein Schwert, musterte dieses genaustens und ließ es dann plötzlich auf ihren Kopf zufahren. Die Elbin schloss die Augen und bereitete sich innerlich darauf vor in die Hände der Valar zu gelangen, doch der erwartete Schwertstoß blieb aus. Als sie rasch die Augen aufschlug, bemerkte sie wie ein Windstoß das Schwert aus Bolgs Hand gefegt hatte. Dieser hatte nun ein schmutziges Lächeln aufgesetzt und sprach an seine Untergebenen gerichtet einige barsche Befehle in seiner Sprache. Ehe sie es sich versah wurde Gwaen gepackt und Hände und Füße wurden mit dicken, grobfaserigen Seilen zusammengebunden, welche sich gleich in ihr Fleisch einschnitten und an einen bisher reiterlosen Warg heran geschliffen. Blankes Entsetzen ergriff Besitz von der jungen Elbin, als sie ihr klar wurde was gerade passierte. Sie wollten sie mitnehmen. Und sie konnte sich schon denken wohin. Doch den Gedanke Azog dem Schänder und folglich dem dunklen Herrscher in die Hände zu fallen, durfte sie einfach nicht zulassen. Schon zu oft hatte sie in ihren kurzen Jahren in der Wildnis den Ausgang eines Orküberfalls auf Dörfer sehen müssen und hatte gesehen, was diese einem Menschen antun können. Nein, sie wollte auf gar keinem Fall vor einem tyrannisches Herrscher mit gebrochenem Willen im Staub kriechen. Soweit durfte sie es nicht kommen lassen. Ein heftiger Wind begann in den Baumkronen zu toben und ließ Äste von den Bäumen herunterfallen, als sie mit aller Kraft versuchte sich gegen ihre Peiniger zu währen. Gwaen konnte gerade aus dem eisernen Griff von einem der Orks entgleiten, der sie geradewegs auf den Warg zu schleifte mit dem sie sie fortbringen wollten. Da ertönten weitere schwere Schritte die auf die junge Elbin zukamen und als sie sich panisch danach umsah, sah sie nur noch wie Bolg eine Keule auf ihren Kopf zufahren ließ. In ihrem Kopf hallte der dumpfe Aufschlag wieder, ihre Sicht begann sie zu trüben und schließlich konnte sie sich nicht mehr auf den Beinen halten. Ihr Körper erschlaffte, was bewirkte das sie nun vollends auf dem Boden landete und achtlos weiter geschleift wurde. Das letzte was sie hörte bevor die Dunkelheit ihr Sichtfeld ergriff, war des hämische Gelächter Bolgs.
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Die Tochter des Sturms (Fili FF)
FanfictionDie junge Elbin Gwaen schlägt völlig aus ihrer Rasse. Sie lebt nicht wie andere Elben in Königreichen, sondern in der Wildnis. Doch nicht nur das. Gwaen ist eine hervorragende Diebin. Jedoch wird sie mit einem Mal gewaltsam aus ihren Leben gerissen...