Flucht

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„Was soll das heißen, sie sind geflohen? Wie konnte das passieren?!"
Thranduils Stimme war von einen gefährlich ruhigen Ton in ein wütendes Brüllen übergegangen, während die Wache sich sichtlich unwohl in ihrer Haut zu fühlen schien.
Geflohen. Die Zwerge waren geflohen. Wie hatten sie das geschafft? Aus eigener Kraft ganz bestimmt nicht, sonst wären sie nicht schon über eine Woche dort unten gewesen. Und da die Wahrscheinlichkeit sehr gering war, dass eine der Wachen die Zellen freundlicher Weise aufgeschlossen oder gar hat offenstehen lassen sehr gering war, konnte es nur eine andere Möglichkeit geben. Bilbo. Aber wie, bei Eru, sollte er es geschafft haben sich in eine gut bewachte Elbenfestung zu schleichen und 13 Zwerge mal eben so verschwinden zu lassen. Er war ja schließlich nicht unsichtbar. Die Elben hätten ihn gesehen oder gehört. Doch es gab keine andere Möglichkeit. Oder doch?
Es änderte alles nichts an der Tatsache. Die Zwerge waren weg. Und sie war noch hier.

Gwaens Aufmerksamkeit wurde nun wieder auf die Wache gezogen, die unter dem strengen Blick Thranduils nach den passenden Worten suchte, um die Frage des Königs zu beantworten.
„Die Schlüssel zu ihren Zellen wurden geklaut und die Zwerge sind mit den Fässern im Weinkeller über den Fluss entkommen, mein Herr."
Der Blick des aufgebrachten Königs wanderte von der Wache wieder zur Treppe und einen Augenblick später stand die rothaarige Elbin von vorhin auf dem Plateau und verbeugte sich flüchtig.
„Tauriel! Wie konnte es passieren das deine Wachen die Schlüssel abgenommen wurden?" Thranduils kalte, blaue Augen schienen die Elbe, die sich nun als Tauriel herausstellte, geradezu aufzuspießen, doch diese nahm davon kaum Notiz.
„Mein König, die Zeit für Erklärungen wird kommen, aber es gibt weiterer schlechte Nachrichten. Orks wurden in der Nähe der Festung gesichtet."
Legolas schritt eilig auf die Stufen zu und warf der rothaarigen Elbin eine Blick über die Schulter zu. „Tauriel, tol-go."
Diese tat wie ihr geheißen und folgte dem Prinzen eilig die Treppen hinunter, während dieser nach einigen Wachen rief.
Gwaen hatte das Geschehen nur stillschweigend beobachtet, doch in ihrem Inneren spielte sich etwas gänzlich anderes ab. Wenn die Orks es geschafft in das Waldlandreich vorzudringen, dann waren die Zwerge in Gefahr. Sie hatten schließlich keinerlei Waffen und in Fässern auf dem Fluss treibend waren sie ein leichtes Ziel für Orkbögen.
Der hochgewachsene König schien ebenfalls kurz in Gedanken versunken zu sein, ließ es sich jedoch nicht lange anmerken.
Ehe Gwaen es sich versah, wurde sie von zwei Wachen gepackt und von Plateau die Treppen und Brücken entlang Richtung Kerker gezogen.
Sie konnte nicht hier bleiben. Sie konnte nicht länger hier tatenlos herumsitzen, wenn die Zwerge in Gefahr waren. Dazu kam, dass Thranduil bestimmt weiterhin versuchen würde sie auf seine Seite zu ziehen. Nein, das würde sie nicht länger aushalten.

Den Korridor nach einem Fluchtweg absuchend, erkannte sie das dieser völlig leergefegt war. Kein anderer Elb war ihnen auf ihrem Weg begegnet. Sie schienen alle entweder noch auf dem Fest, oder auf der Verfolgung der Zwerge und Orks zu sein.
Das war ihre einziger Chance. Gwaen bleib ruckartig stehen und rammte der ersten Wache ihren Ellenbogen in das Gesicht. Dieser gab einen Schmerzenslaut von sich, ehe ihm von Gwaen die Beine unter dem Körper weggezogen wurden und er mit dem Kopf auf dem steinernen Boden aufschlug. Dort blieb er reglos liegen. Der andere Elb starrte perplex auf den am Boden liegenden und schien die Situation noch nicht recht zu begreifen. Dann ging er jedoch auf die kleinere Elbin los und versuchte sie zu fassen, doch sie wich ihm geschickt aus und versetze ihm einen gezielten Schlag in die Magengrube. Der dunkelhaarige verzog das Gesicht vor Schmerz, rannte auf sie zu und stellte ihr geschickt ein Bein zwischen die ihren, sodass sie das Gleichgewicht verlor und ebenfalls zu Boden ging. Der Versuch sich wieder aufzurappeln scheiterte, da die Wache sie schon übermannt hatte und nun auf den Bauch drehte, um ihr die Hände zu fesseln.
Das konnte doch nicht wahr sein! Seit wann war sie den bitte so schnell zu besiegen?! Zu mindesten würde sie es dem Anderen nicht zu einfach machen. Gwaen bäumte sich mit aller Kraft auf und versuchte sich wegzudrehen, doch der starke Griff des Elben über ihr war zu eisern. Auf einmal verschwand das Gewicht auf ihrem Rücken und ein das Geräusch eines dumpfen Aufpralls war seitlich von ihr zu vernehmen. Sie wandte den Kopf und sah den zusammengesunkenen Elben an der Wand liegen.
Schnell sprang Gwaen auf die Füße, doch es war weit und breit niemand zu sehen der ihr zur Hilfe gekommen sein könnte. Wie konnte das sein?
Ein leichter Wind regte sich und fuhr ihr leicht durch die gewellten langen Haare.
Moment. Wo kam den plötzlich der Wind her? Es war eigentlich unmöglich, dass er so tief in die Feste vordringen konnte. Dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Ihre Gabe! Sie konnte ihre Kräfte wieder nutzen. Wieso auf einmal jetzt? Aber darüber konnte sie sich noch genügend den Kopf zerbrechen, wenn sie erst einmal hier raus war.

Die Tochter des Sturms   (Fili FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt