Die Schlacht beginnt

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Hey :)
Tut mir leid das ich so lange nichts mehr hab von mir hören lassen, aber ich hab momentan totalen Schulstress und war die letzten beiden langen Wochenenden auch weg.
Wie auch immer.
Viel Spaß beim lesen und ich würde mich wie immer riesig über Kommentare und Votes freuen. ;)
LG Stormfire

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Schweigend lief Gwaen mit Fili, Kili und Bilbo den anderen Zwergen zum Haupttor hinterher, zu dem Thorin sie alle einberufen hatte. Schon in den frühen Morgenstunden hatte Thranduil sein Heer in Bewegung gesetzt und zog nun gemeinsam mit der weitaus nicht so zahlreichen Truppe Bards auf den einsamen Berg zu.
Als Fili sie geweckt hatte, war es ihr vorgekommen als wären erst Minuten seit ihrem Einschlafen vergangen. Ein unangenehmes Schweigen lag über der Gemeinschaft und alle waren in ihre eigenen Gedanken vertieft. Einzig das Klirren der Rüstungen und Waffen die sich die Zwerge anlegten durchbrach schneidend die Stille. Gwaen hatte sich ihre Tunika und das Kettenhemd wieder angelegt, die sie gestern einfach achtlos neben ihr Schlaflager geschmissen hatte und sich ihr elbisches Schwert und den mit Pfeilen gefüllten Köcher auf den Rücken geschnallt. Ihren Dolch hatte sie an ihrem Gürtel befestigt und ein weiteres Messer für den Notfall im Schaft ihres Stiefels verschwinden lassen. Fili hatte versucht sie zu Essen zu überreden, doch hatte sie kaum etwas herunter bekommen. Zu stark war die Übelkeit, die sich seit ihrem Erwachen in ihr ausgebreitet hatte. Sie hatte Angst. Nicht nur das sie Thorin gleich gegenübertreten musste, sondern auch Angst davor heute die falsche Entscheidung zu treffen wenn es soweit war. Der Gedanke, dass von dieser Entscheidung das Leben der Zwerge und tausender Menschen und Elben abhing, machte das Ganze auch nicht eben besser. Vor allem der Gedanke Fili zu verlieren, schnürte ihr die Kehle zu. Immer noch hallten die Wörter Saurons in ihrem Kopf wieder, die der dunkle Herrscher in den Kerkern des Düsterwaldes zu ihr gesprochen hatte: 'Er wird wie die anderen sterben. Doch er wird der Erste sein und es wird sich lange genug hinziehen, dass du es sehen wirst wenn das Licht in seinen Augen erlischt und das Leben aus ihm weicht.'

Gwaen sah zu Bilbo herüber, der ihr als er ihren Blick bemerkte ein leichtes Lächeln schenkte, welches jedoch nicht die Nervosität verstecken konnte die sich auch in dem Hobbit ausbreitete, umso näher die dem Wall kamen. Und doch bereute sie es nicht den Arkenstein zusammen mit Bilbo an Thranduil und Bard gegeben zu haben. Es war vielleicht die einzige Möglichkeit einen Krieg zu verhindern, auch wenn es sich schlecht anfühlte es hinter dem Rücken der Gemeinschaft getan zu haben. Gwaen hoffte innig das die Zwerge ihre Entscheidung verstehen würden. Das Fili es verstehen würde. Gwaen könnte es nicht ertragen, wenn er denken würde sie habe die Zwerge verraten. Aber er würde es verstehen. Hoffentlich.

Fili, der neben ihr ging, warf Gwaen immer wieder besorgte Blicke zu. Auch er konnte hinter seiner sonst so guten Fassade nicht verbergen wie ihn die ganze Situation beunruhigte und er machte sich Sorgen um sie, da sie den ganzen Morgen schon abwesend und in sich gekehrt schien.
"Geht ihr beiden schon mal vor? Wir kommen gleich nach", sagte Fili leise zu seinem Bruder, damit die anderen Zwerge es nicht mitbekamen. Kili sah ihn für einen Moment an, nickte dann und schloss zusammen mit Bilbo zu den anderen auf. Gwaen ließ sich von Fili in einen der abzweigenden Gänge ziehen, bis er schließlich stehen blieb und sich zu ihr herumdrehte.
„Ist alles in Ordnung Gwaen? Ich mache mir Sorgen um dich." Filis blaue Augen musterten die junge Elbin forschend und in seinem ernsten Gesicht spiegelte sich deutlich die Sorge wieder.
„Ja. Es ist nur...Ich habe Angst Fili. Angst vor dem was heute passieren wird...", meinte sie leise und sah den blonden Zwerg an. Fili nahm sanft ihre Hände in seine und blickte ihr tief in die orangenen Augen.
„Ich habe auch Angst Gwaen. Einen von euch zu verlieren. Dich zu verlieren. Aber das wird nicht geschehen, ich verspreche es dir. Du weißt doch, wir schaffen das, zusammen. Du wirst sehen alles wird gut", endete er mit so viel Zuversicht in der Stimme und zog sie in seine Arme. Gwaen schlang ihre Arme um ihn und vergrub ihr Gesicht in seinen blonden Haaren. Einen Moment dachte sie daran ihm von dem zu erzählen was Gandalf ihr gestern bezüglich ihrer Kräfte gesagt hatte, doch verwarf sie diesen Gedanken schnell wieder. Sie wollte nicht das Fili sich noch mehr sorgte als er es ohnehin schon tat, wenn er erfuhr das Sauron sich ihrer wieder bemächtigen würde um sich ihre Kräfte anzueignen. Nein, es war besser wenn er es nicht wusste und doch schmerzte es sie noch mehr als nur ihren geheimen Handel vor ihm zu verheimlichen zu müssen, auch wenn es zu seinem Besten war. Die Angst das ihm durch dieses Wissen etwas passieren könnte wenn er versuchte sie zu beschützen, war einfach unerträglich.
„Ich liebe dich so sehr Fili. Bitte versprich mir das du auf dich aufpasst, egal was passiert", flüsterte sie und versuchte die Tränen zurückzuhalten, die versuchten sich einen Weg durch ihre Wimpern zu bahnen.
„Ich verspreche es. Ich liebe dich auch. Mehr als alles andere auf der Welt und ich verspreche das ich immer zu dir zurückkommen werde, egal was passiert und egal was sich mir in den Weg stellt." Damit schob er sie ein Stück von sich, um ihre Lippen mit den seinen zu versiegeln. Gwaen erwiderte den Kuss sofort und legte ihre Arme um seinen Hals, während er sie enger an sich zog. Sie genoss jede einzelne Sekunde des Kusses, schließlich wusste sie nicht wann oder ob sie je wieder die Gelegenheit haben würde mit Fili zusammen zu sein, so sehr sie es sich auch wünschte. Doch wusste sie nicht was ihnen der heutige Tag bringen würde und wie er ausging. Schließlich löste Gwaen den Kuss und Fili strich ihr zärtlich eine der gewellten Strähnen aus dem Gesicht.
„Wir sollten jetzt zu den anderen gehen. Aber vergiss nie, egal was passiert, ich liebe dich und so wird es immer bleiben." Er küsste sie ein letztes Mal, bevor sie sich Hand in Hand auf den Weg zum Wall machten.
Umso näher sie ihm kamen, umso nervöser wurde Gwaen, doch versuchte sie es sich vor Fili nicht anmerken zu lassen. Als sie den Wall erklommen hatten, stellte Fili sich neben Thorin, welcher in seine prachtvolle goldene Rüstung und einen schweren schwarzen Pelzmantel gekleidet war und mit finsterem Blick über den Wall hinaus starrte, während die golden verzierte Krone auf seinem Haupt prangte. Gwaen trat zwischen ihn und Bilbo an die Brüstung heran und was sie sah als sie über diese hinausblickte verschlug ihr beinahe den Atem.
Die Morgenröte verblasste eben erst und wich dem kräftigen Blau des morgendlichen Himmels. Die Sonne strahlte durch die vereinzelt am Himmel verteilten Wolken und beleuchtete das Meer aus goldenen Rüstungen, das sich vor den Toren des Erebor aufgetan hatte. Die Rüstungen der Elbenkrieger schimmerten im warmen Licht der Sonne und sie hatten die kleinere Gruppe der Männer der Seestadt in ihre Mitte geschlossen. Als Thranduil und Bard sich auf ihren Reittieren einen Weg nach vorne bahnten, wirkte es als flössen die Krieger um die beiden Heerführer herum wie Wasser um einen Stein.
Gwaen sah zu wie die beiden vor ritten, als plötzlich das Surren einer Sehne erklang und ein Pfeil nicht weit entfernt von den Hufen des gigantischen Reithirsches Thranduils klirrend auf den Boden aufschlug. Erschrocken riss Gwaen den Kopf herum und sah Thorin fassungslos an, der schon den nächsten Pfeil in die Sehne einlegte und mit finsterem Blick zu dem Elbenkönig hinunter starrte.
„Der nächste trifft Euch zwischen die Augen", rief er mit einer beinahe selbstgefälligen Stimme zu ihm herunter, was von den Zwergen mit zustimmendem Gejohle unterstützt wurde. Einzig Gwaen und Bilbo blieben stumm und beobachteten das Geschehen weiter. Gwaen hoffte inständig das Thorin auf das Angebot eingehen würde, andernfalls wollte sie sich nicht ausmalen wie es weiterging.
„Wir sind gekommen um Euch zu sagen, dass die Begleichung Eurer Schuld angeboten und angenommen wurde", erklärte Thranduil mit kalter Stimme und sah erwartungsvoll zu Thorin auf, der nur einen gehässigen Blick für den Elb übrig hatte.
„Welche Begleichung? Ich habe euch nichts gegeben. Ihr habt nichts!"
Thranduil wandte seinen Blick von dem Zwerg ab und sah auffordernd zu Bard, welcher ins Innere seiner Jacke griff und im nächsten Moment den Arkenstein zu Tage förderte.
„Wir haben das hier." Gwaens Herz begann zu rasen als sie Thorins fassungsloses Gesicht erblickte und auch Bilbo neben ihr wurde immer nervöser. Gleich würden sie es der Gemeinschaft offenbaren müssen.
„Sie haben den Arkenstein. Diebe! Wie kommt das Erbstück unsere Volkes in eure Hände?! Dieser Stein gehört dem König", rief Kili inbrünstig und Gwaens Blick huschte zu Fili, welcher Bard ebenso feindselig musterte wie sein Bruder.
„Und der König soll ihn haben. Mit unserem Wohlwollen. Doch zuerst muss er zu seinem Wort stehen", forderte Bard ein und ließ das Königsjuwel wieder in seiner Tasche verschwinden. Gwaen blickte angespannt zu Thorin, nicht wissend wie er reagieren würde. Doch all ihre Hoffnungen begannen zu bröckeln, als er nur zu deutlich machte das er das Angebot nicht ernst nahm.
„Sie wollen uns zum Narren halten. Das ist nur eine List, eine dreckige Lüge. Der Arkenstein ist in diesem Berg versteckt. Es ist eine Täuschung!"
„Nein. Nein es ist keine Täuschung. Der Stein ist echt. Ich habe ihn ihnen gegeben." Alle Blicke fuhren zu Bilbo herum, welcher nun vortrat und Thorin entgegenblickte.
„Du?" Thorins Stimme klang brüchig, als er den den Hobbit ungläubig ansah.
„Ich habe ihn als meinen vierzehnten Anteil genommen."
„Du hast ihn gestohlen", fuhr Thorin den Hobbit erzürnt an und schritt bedrohlich auf ihn zu, als Gwaen sich ihm in den Weg stellte.
„Er war es nicht alleine. Ich habe ihm dabei geholfen den Arkenstein Thranduil und Bard zukommen zu lassen." Gwaen versuchte so selbstsicher wie möglich zu wirken, auch wenn in ihrem Inneren Angst aufkeimte als sie Thorins feindseligem Blick begegnete. Sie wagte es nicht zu Fili zusehen, zu groß war die Angst in seinen Augen den selben Hass und die selbe Enttäuschung vorzufinden wie in den stahlblauen Augen seines Onkels und doch spürte sie seinen Blick auf ich liegen.
„Du auch noch", brachte Thorin hinter zusammengebissenen Zähnen hervor, doch bevor er weiter hätte etwas sagen können, ergriff Bilbo wieder das Wort.
„Gestohlen? Nein. Mag sein das ich ein Dieb bin, aber doch ein ehrlicher will ich meinen. Ich bin bereit auf meine Ansprüche zu verzichten."
„Deine Ansprüche?! Pah! Du hast keine Ansprüche an ich du elender Wurm! Ebenso wenig wie dieses verräterische Elbenweib!" Gwaen wollte dem Zwerg schon eine bissige Antwort geben, doch Bilbo hielt sie zurück.
„Ich wollte ihn dir schon geben. Viele Male wollte ich es, aber..."
„Aber was, du Dieb?!"
„Du hast dich verändert Thorin! Der Zwerg den ich in Beutelsend kennenlernte hätte nie sein Wort gebrochen! Hätte nie an der Treue der Seinen gezweifelt", sprach Bilbo aufgebracht auf Thorin ein, in dessen Blick sich immer mehr Wut sammelte. Gwaen sah zwischen den beiden hin und her und traute sich nicht zwischen sie zu treten.
„Du sprichst nicht zu mir von Treue. Werft ihn den Wall hinunter!"
Mit vor Schreck geweiteten Augen starrte Gwaen Thorin an, der als niemand von den fassungslos dreinschauenden Zwergen reagierte Fili zu sich zerren wollte, der sich dem Griff seines Onkels jedoch sofort wieder entzog. Plötzlich trafen sich Gwaens und Filis Blicke und sie sah die Überraschung und den Schmerz darüber, dass sie ihm dies alles verschwiegen hatte in ihnen aufkeimen und es schnürte ihr die Kehle zu. Was hatte sie anderes erwartet, wenn sie offenbarte das sie sie hintergangen hatte. Wenn sie ihm nur sagen könnte weshalb sie es getan hatte, doch dazu kam sie nicht mehr.
„Dann mache ich es eben selber!" Gwaens Blick fuhr zu Thorin herum, der sie mühelos beiseite schob als sie versuchte ihm den Weg zu versperren und unter dem Protest der anderen Bilbo packte und ihn rücklings auf die Brüstung drückte.
„Thorin, bist du wahnsinnig geworden?! Lass ihn sofort los", schrie Gwaen dem dunkelhaarigen Zwerg entgegen und wollte sich auf ihn stürzen, wurde jedoch von Dwalin davon abgehalten, welcher sie mit eisernem Griff festhielt. Sie sah ihm an das er hin und hergerissen war, doch wollte er es trotz allem nicht zulassen das sie seinen König angriff.
„Verflucht sollst du sein und der Zauberer der dich uns aufgezwungen hat!"
„Wenn du mit meinem Meisterdieb nicht zufrieden bist dann tu ihm bitte nichts. Gib ihn mir zurück. Bisher machst du als König unter dem Berg keine so gute Figur, nicht wahr? Thorin, Sohn von Thrain."
Hatte Thorin den soeben aus dem Heer von Elben erschienenen Zauberer zunächst noch voller Überraschung angesehen, so schwang dies innerhalb von Sekunden in Zorn um und er funkelte den Istari aus vor Wut Funken sprühenden Augen an.
„Ich will nichts mehr zu tun haben mit Zauberern und Auenlandratten!" Damit ließ er den nach Luft schnappenden Bilbo los, welcher von Bofur zu dem versteckten Seil begleitet wurde. Bevor er jedoch daran hinabstieg, sah er noch einmal zu Gwaen, die ihm zunickte woraufhin er schnell den Wall hinabkletterte. Sie war hier noch nicht fertig.
„Sind wir uns einig? Die Rückgabe des Arkensteins gegen das was versprochen wurde", rief Bard nun wieder zu ihnen herauf, der das ganze Geschehen nur fassungslos mitangesehen hatte.
„Warum sollte ich zurückkaufen was rechtmäßig mir gehört?!"
„Thorin. Verstehst du es nicht?" Thorin, der Gwaen anscheinend schon wieder vergessen zu haben schien, fuhr zu der Elbin herum, die sich von Dwalin losgemacht hatte und nun auf den Zwerg zutrat.
„Verstehst du nicht warum wir das getan haben? Warum wir das tun mussten? Du verweigerst den Menschen der Seestadt etwas auszuhändigen, dass du ihnen geschworen hast zu geben. Wenn du ihnen einfach geben würdest was ihnen zusteht, dann könnten wir einen unnötigen Krieg verhindern. Sie haben uns geholfen als wir nichts hatten, sie haben dir geholfen. Wie kannst du es ihnen nur verwehren, wo du doch am besten wissen müsstest wie es ist die Heimat durch einen Drachen zu verlieren? Wie kannst du diese Menschen einfach ihrem Schicksal überlassen wollen? Du bist blind Thorin! Willst du lieber einen Krieg führen, das Leben der Deinen aufs Spiel setzten, nur weil du dich weigerst den Seestädtern einen Anteil von dem Gold in diesen Berg zu geben, dessen Fehlen nicht einmal auffallen würde? Das ist Wahnsinn!"
„Wage es ja nicht noch einmal so mit mir zu sprechen Weib! Glaub mir, wenn du deine Kräfte nicht hättest, hätte ich dich ebenso den Wall herunter geworfen wie ich es bei dieser Auenlandratte vorhatte. Aber zu meinem Bedauern brauche ich dich noch Sturmtochter." Thorin spie ihr diese Worte regelrecht entgegen und Gwaen sah ihn fassungslos an. Nicht nur das ihre Worte kein Stück zu ihm durchdrangen, auch das er ernsthaft der Meinung war sie würde, vor allem nach dem was eben passiert war, ihre immer noch nicht vollständig kontrollierbaren Kräfte für ihn einsetzen.
Thorin wollte sich gerade mit einem abfälligen Blick von ihr abwenden, als Gwaen den Bergkönig wütend anfuhr.
„Ich werde werde meine Kräfte garantiert nicht für dich gegen die Menschen und Elben einsetzten und ich würde es auch dann nicht tun wenn ich sie vollständig kontrollieren könnte. Für den Thorin den ich kennenlernte, den tapferen, loyalen und rechtschaffenen Zwerg, hätte ich alles was in meiner Macht stünde getan um ihn auch mit meinen Kräften beizustehen. Doch du bist so blind vor Gier, dass du bereitwillig das Leben deiner Gefährten, deiner eigenen Familie, aufs Spiel setzt und riskierst das sie alle sterben könnten, nur für einen wertlosen Edelstein! Nein, ich werde keinem König folgen, dem das verdammte Gold in diesem Berg mehr Wert ist als alles andere!"
Ehe sie es sich versah hatte Thorin die kleine Distanz die sie voneinander trennte überwunden und eine seiner starken Hände hatte sich eisern um ihren Hals geschlossen, bevor Gwaen überhaupt hatte reagieren können. Er schob die völlig überrumpelte Elbin ein paar Schritte vor sich her, bis ihr Rücken gegen die steinerne Wand stieß. Der Zwerg drückte sie daran ein Stück in die Höhe, sodass ihre Füße den Boden nicht mehr zu berühren mochten. Panisch versuchte Gwaen den Griff um ihren Hals zu lösen der ihr die Luft abschnürte, doch kam sie gegen seinen festen Griff und die Rüstung die er trug nicht an. Die in der Luft hängende Elbin versuchte verzweifelt an Luft zu kommen, während sie ängstlich in Thorins Gesicht sah, dass schon beinahe raubtierhafte Züge angenommen hatte.
„Du wagst es so mit mir zu reden du dreckiges Spitzohr?! Du wagst es tatsächlich mir deine Treue zu verweigern und diese wiederholt zu brechen?! Ich habe genug von euch elenden Spitzohren. Du bist genauso hinterlistig und ehrlos wie dieser Waldkobold von einem König. Ich wusste von Anfang an das man dir nicht trauen kann und das du mehr Unheil als Nutzen mit dir bringst! Glaub ja nicht ich hätte nicht bemerkt wie du dich meinem ausdrücklichen Befehl schon im Düsterwald wieder widersetzt hast. Jetzt kann ich endlich zu Ende bringen wovon mich der Hobbit damals in diesem verfluchten Wald abhielt. Dann bin ich endlich dich und deine Scherereien los", knurrte Thorin ihr bedrohlich entgegen und schloss den Griff noch fester um ihre Kehle. Langsam begannen schwarze Punkte vor ihrem Sichtfeld zu tanzen und obwohl sie die Kraft spürte, die sich in ihrem Inneren sammelte um sie zu beschützen, wollte sie diese nicht auf Thorin loslassen. Fili hatte verzweifelt versucht sie aus dem Griff seines Onkels zu befreien, doch kam er gegen dessen enorme Kraft nicht an und musste es hilflos mitansehen.
„Thorin es reicht!" Dwalin riss mithilfe ein paar anderer seinen König an der Schulter nach hinten und der Griff um Gwaens Hals löste sich. Hustend und nach Luft schnappend fiel Gwaen an der Wand zu Boden und blieb keuchend liegen. Im nächsten Moment war jemand an ihrer Seite und Gwaen wusste sofort das es Fili war. Als sich ihre Atmung wieder beruhigt hatte, half der blonde Zwergenprinz ihr auf die immer noch wackeligen Beine und sie sah zu Thorin, der von Dwalin und Gloin davon angehalten wurde sich wieder auf sie zu stürzen.
„Ja, verschwinde bloß und wage es ja nicht noch einmal mir unter die Augen zu treten. Sonst verspreche ich dir wird niemand da sein um dir zu helfen", schrie Thorin und sah ihr so wutentbrannt entgegen, wie sie es noch nie bei ihm gesehen hatte. Gwaen wurde in diesem Moment eines klar. Der Thorin den sie kannte existierte nicht mehr und wenn doch, dann schwach in ihm und verdrängt von der Drachenkrankheit. Dieser Zwerg, mit den vor Hass funkelnden Augen, der sowohl Bilbo als auch ihr gerade da Leben nehmen wollte, war nicht mehr der Zwerg dem sie alle überallhin gefolgt wären.
Fili brachte Gwaen zu dem Seil an dem Bilbo eben noch den Wall hinuntergeklettert war. Für einen Moment schloss sich seine Hand um ihre und als er sie wieder wegnahm, hinterließ er etwas in ihrer Hand. Einen kurzen Augenblick sah sie in seine klaren blauen Augen, bevor sie mit einem Satz auf die Brüstung sprang, ein letztes Mal ihren Blick über die Gemeinschaft und Fili schweifen ließ und dann unter dem erschrockenen Aufschrei der Zwerge von der Brüstung sprang.
Während sie auf den Steinbrocken unter sich zufiel, hoffte Gwaen inständig das ihr Plan aufgehen und der Wind ihr wie gestern Nacht zur Hilfe kommen würde. Und ihre Hoffnung erfüllte sich. Die sich unter ihr sammelnde Luft bremste ihre freien Fall und sorgte dafür, dass sie sicher mit den Beinen auf dem kalten Stein landete.
Als Gwaen bei dem Heer der Elben angelangte, kam ihr sofort Bilbo entgegen gestürzt und musterte sie mit besorgtem Blick.
„Bei den Valar, Gwaen, geht es dir gut?"
„Es geht schon", antwortete sie nur knapp und fuhr sich über ihren Hals, an dem noch zu erkennen war wo Thorin sie gepackt hatte. Gandalf kam gefolgt von Astor zu ihnen, welcher ihm hinterher trottete und Gwaen zu Begrüßung mit dem Kopf anstieß. Doch Gwaen hatte keine Augen dafür. Ihr Blick ruhte auf ihrer geöffneten Hand und nun erkannte sie was Fili ihr gegeben hatte. Seinen Runenstein. Abwesend strich sie mit dem Finger darüber und erinnerte sich an das was für eine Bedeutung der Stein für Fili hatte. Die zu schützen die er liebt und ihnen treu zu bleiben. Es war eine Botschaft. Schon eben auf dem Wall, als sie einen kurzen Moment in seine Augen sah, hatte sie erkannt das er ihr verzieh. Er verzieh ihr das sie es ihm verheimlicht hatte und er verachtete sie nicht für das was sie getan hatte, weil er nun den Grund kannte. Diese Erkenntnis ließ ihr einen Stein vom Herzen fallen. Ihr Blick glitt von dem Runenstein den Wall hinauf und sie erkannte Fili, dessen Blick an ihr ruhte.
„Gebt uns eine Antwort. Wollt ihr Frieden oder Krieg?" Bards Stimme holte die junge Elbin wieder ins Hier und Jetzt und erinnerte sie daran was gerade im Begriff war zu passieren. Es wurde totenstill. Die Blicke aller Elben, Menschen und Zwerge richteten sich auf den Nachfahren Durins, der mit unsicherem Blick auf dem Wall stand. In der Stille ertönte das heisere Krächzen eines Raben, welcher sich auf den Zinnen des Walls niederließ. Wie durch das Auftauchen des Vogels ermutigt hob Thorin stolz seinen Kopf und blickte mit entschlossener Mine zu ihnen herunter. Seine tiefe Stimme hallte unüberhörbar über die Ebene.
„Ich will Krieg!"

Die Tochter des Sturms   (Fili FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt