Verletzende Worte

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Die Sonne war gerade erst aufgegangen und warf ihre warmen Strahlen auf die von Tau feuchte Erde. Vor Beorns Haus standen vierzehn gesattelte, gescheckte Ponys und ein Pferd. Der Hautwechsler hatte der Gemeinschaft seine Hilfe zugesagt und ihnen die Tiere bis zur Grenze des Waldlandreichs zur Verfügung gestellt. Ab dort sollten sie die Tiere zu Beorn zurückschicken und zu Fuß weiter den Wald durchqueren.
Gwaen kam mit Astor am Zügel auf die Ansammlung von Ponys zu. Sie hatte die letzte Nacht im Freien in der Krone der Eiche verbracht, da sie es nicht ertragen hätte so nah bei den beiden Prinzen zu sein und sich trotzdem von ihnen fernhalten zu müssen. Es war der Elbin schwer gefallen Schlaf zu finden, da sich ihre Gedanken regelrecht überschlugen. Doch sie hatte sich eingeredet auf dem Ritt noch genug Zeit zu haben um nachzudenken. In ihre Haare hatte sie nach Elbentradition Kriegerzöpfe geflochten, so dass ihr die vorderen Strähnen nicht ins Gesicht fielen und der Rest offen bleiben konnte. Der lederne Wams war ideal um sie vor dem nötigsten zu schützen und ihr noch genug Bewegungsfreiheit zu lassen um sie nicht zu behindern. Die Unterarmschienen waren geeignet zum Bogenschießen und lagen gut am Arm an. Ihren Bogen samt Köcher hatte sie sich auf dem Rücken geschnallt und ihr Schwert und den Dolch an ihrem Gürtel mit der Verpflegung befestigt.
Nacheinander traten die Zwerge aus dem Haus und als Fili und Kili heraus kamen, lächelten sie ihr zu, was sie nur zögerlich erwiderte da in diesem Moment Thorin aus der Tür trat. Er blickte sie kurz an. Sein Blick durchbohrte sie und sprach Bände. Er wollte wissen ob sie ihn verstanden hatte. Gwaen nickte leicht und der dunkelhaarige Zwerg wandte seinen Blick wieder zu den Ponys. Aber einer fehlte. Gandalf war nicht mit den Zwergen aus de Haus gekommen und auch Beorn hatte sie nicht zu Gesicht bekommen. Sie schaute sich um und erkannte die beiden weit entfernt in einem kleinen Waldstück miteinander reden. Ihre Gesichtsausdrücke waren ernst, doch konnte die Elbin leider nicht verstehen was sie sagten. Auch Thorin schaute misstrauisch zu ihnen hinüber, als Gandalf schnellen Schrittes auf sie zugegangen kam. Er schwang sich auf den Pferderücken und trieb die anderen zur Eile an, welche sich auch sogleich in Bewegung setzten. Gwaen stieg in den Sattel und kraulte Astor kurz den Hals, während sie zu Beorn sah der auf sie zuschritt. Er legte ihr seine gewaltige Hand auf die Schulter und wieder schien es ihr als würde ein Teil seiner Kraft auf sie übergehen. „Denk immer daran. Glaube an deine Kraft und verliere den Mut nicht. Du wirst ihn brauchen." Damit gab er Astor einen leichten Klaps und dieser setzte einen leichte Galopp an , um den Rest der Gemeinschaft einzuholen. Den Schritt ihres Pferdes verlangsamend gesellte sie sich zu Bilbo, der am Ende des Zuges ritt. Bilbo lächelte ihr sanft zu, sagte aber nichts weiter. Die Stimmung war angespannt und so verlor sich Gwaen in ihren Gedanken. Wie sollte sie sich von den den beiden jungen Zwergen fernhalten? So wie sie die beiden kannte, würden sie sich nicht so schnell abschütteln lassen. Und was sollte sie ihnen sagen? Schließlich verehrten die beiden Thorin und würden kaum glauben, dass er ihr sagen würde sie solle sich fernhalten. Sie musste irgendetwas tun, damit die beiden selbst etwas auf Abstand gingen. So sehr sie der Gedanke auch schmerzte die beiden zu verletzen, es musste sein. Vor ihrem inneren Auge malte sie sich die Gesichter der beiden aus, wie sie wohl reagieren würden. Besonders Filis Blick würde sie zerreißen. Dessen war sie sich sicher.
„Gwaen? Hörst du mir überhaupt zu?" Bilbo sah forschend zu ihr hinauf und schien ein wenig beunruhigt über ihre Abwesenheit. Einen Moment lang musterte die Elbin ihn perplex, bevor sie antworten konnte. „Was? Entschuldige. Ich war völlig in Gedanken." „Das habe ich gemerkt. Ich habe dich gefragt, was du gestern Abend auf einmal hattest als du aus Beorns Haus gestürmt bist. Du hättest einmal Filis Blick sehen sollen, nachdem du dich so abrupt von ihm losmachtest. Und Kili hat auch die Welt nicht mehr verstanden." Gwaen senkte den Blick. Wenn sie es einem erzählen konnte, dann war es Bilbo. Er hatte ihr erzählt mit wie viel Misstrauen Thorin ihm begegnet war und das er immer wieder über seine Untreue herzog. Er würde sie verstehen. „Ich werde es dir erzählen, aber wir müssen uns ein wenig Abstand verschaffen." Sie war nicht erpicht darauf das Dori und Ori alles mitbekamen, welche vor ihnen ritten. Bilbo nickte bloß und ließ sein Pony ein wenig langsamer gehen. Gwaen passte sich ihm an und als sie weit genug von den anderen entfernt waren, begann sie zu erzählen. „Gestern habe ich ja das Gespräch mit Thorin geführt, in dessen Verlauf er mich in seine Gemeinschaft aufnahm. Es hat ein wenig gedauert ihn davon zu überzeugen, dass ich ihm von nutzen sein kann. Als er es allen verkündete und diese anfingen zu feiern wollte ich gehen, doch er hielt mich zurück. Thorin meinte ich solle nicht zu viel wagen. Ich hatte es nicht verstanden. Doch als ich mit Fili und Kili tanzte und ich Fili so nahe war, fing ich Thorins Blick auf und verstand was er mir hatte sagen wollen. Ich soll mich von den beiden fernhalten, oder ich muss die Gemeinschaft verlassen. Aber ich habe ihm meine Treue geschworen und muss mein versprechen jetzt auch einhalten." Der Blick des Hobbits lag mitleidig auf ihr während ihrer Erzählung. „Ich muss mir anscheinend erst sein Vertrauen erarbeiten", fügte sie mit einem traurigen Lächeln hinzu. Kurz herrschte Stille. „Dir ist aber schon klar, dass die beiden sich garantiert nicht so leicht abschütteln lassen, oder? Wie willst du den Abstand wahren?" Darauf gab es nur eine Antwort. „Ich muss es schaffen, dass sie selber Abstand halten. Auch wenn ich es nicht ertragen kann ihnen weh zu tun." Bilbo nickte, doch so ganz überzeugt schien er nicht zu sein. Er öffnete den Mund, doch in diesem Moment rief Gandalf nach dem Hobbit, welcher an der Spitze des Zuges ritt. Mit einem entschuldigenden Blick trieb er sein Pony an und galoppierte etwas unbeholfen zu den Istari.
Alleine bleib sie zurück und zerbrach sich den Kopf darüber was er ihr hatte sagen wollen. Hatte er etwa eine bessere Idee? Doch sie hatte keine Zeit mehr sich etwas anderes zu überlegen, da Fili sein Pony wendete und neben ihr aufschloss. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, doch nicht wie sonst voller Freude und Schalk, sondern mit Unsicherheit. Eine Weile ritten sie nebeneinander her, ehe er seinen Mut zusammennahm und sie ansprach. „Das war ein schöner Abend gestern, findest du nicht auch?" Sie gab nur ein leichtes Nicken von sich, was ihn noch mehr verunsicherte. Normalerweise war sie nicht so wortkarg und hatte auf alles die passende Antwort. Doch irgendetwas stimmte nicht. Er räusperte sich. „Was war den gestern eigentlich los, als du so plötzlich aus dem Haus gerannt bist?" Keine Antwort. „Hör zu. Wenn ich etwas falsch gemacht habe, dann tut es mir Leid. Aber sag es doch bitte, anstatt mich mit Schweigen zu strafen." Seine Stimme hatte jetzt beinahe schon etwas verzweifeltes und es versetzte Gwaen einen Stich ins Herz. „Gwaen bitte, sag es mir doch!" Sie konnte nicht mehr. Sie konnte ihn nicht anschweigen und sich weiter von seinen Fragen löchern lassen. Das hielt sie nicht aus. Ihr Blick wanderte zu seinem verzweifelten Gesicht. Sie musste es beenden.
„Es ist alles in Ordnung, verstanden?! Ich brauche halt auch manchmal Zeit für mich und das geht nicht, wenn du mich nicht mal eine Sekunde in Ruhe lassen kannst und dich immer in meine Angelegenheiten einmischt. Und dein Bruder ist auch nicht besser. Wenn der Herr Zwerg mich jetzt bitte entschuldigen würde, ich wären gern allein!" Sie sprach die Worte härter aus als beabsichtigt, doch sie wirkten. Fili sah sie ungläubig an. In seinen sonst so strahlenden blauen Augen spiegelte sich nun ihr eigener Schmerz wieder. Sie hatte ihn zutiefst verletzt. Das war ihr klar und es zerriss ihr förmlich das Herz in der Brust. Mit einem mal schwang sein Blick von Schmerz in Wut um und durchbohrte sie geradezu. Nichts von der Wärme die sonst in ihnen herrschte war noch vorhanden und jetzt bekam auch Gwaen es mit der Angst zu tun. Sie war zu weit gegangen. Und sie konnte es nicht wieder gut machen. „Nun. Wenn dich meine Anwesenheit so stört will ich dich nicht weiter belästigen, Elbe!" Er gab seinem Pony einen Tritt und schloss wieder zu seinem Bruder auf, der ihn erwartungsvoll musterte. Fili erzählte ihm anscheinend was passiert war und Kili drehte sich augenblicklich im Sattel um und warf ihr einen verwunderten und zugleich hasserfüllten Blick zu, bevor er sich wieder zu seinem Bruder umdrehte. Mit gesenkten Kopf saß Gwaen nun auf Astors Rücken. Sie hatte sich ja schon ausgemalt, wie die beiden reagieren würden und doch traf es sie mit einer ungewollten Härte. Am meisten schmerzte es sie jedoch, als ich Filis Gesicht wieder vor Augen stand. Das Gefühl von Geborgenheit und jemanden bei sich zu haben, dem sie vertrauen konnte war so schnell vorbei wie es gekommen war. Er hatte das Wort Elbe so abfällig ausgesprochen, wie Dwalin es immer tat und seinem Satz so noch eine viel verletzendere Art gegeben. Stumm liefen ihr Tränen über die Wange, welche sie nur ungestüm wegwischte. Aber eins war nun gewiss. Thorin hatte sein Ziel erreicht.

In der Ferne tauchten schon die ersten Bäume des Düsterwaldes auf und sie fielen in einen leichte Galopp ein, da Gandalf befürchtete das die Orks nicht mehr fern waren. Vor dem Düsterwald zügelten sie die Pferde und stiegen ab. Gandalf blickte sich um und auch Gwaen erkannte die Umrisse des gewaltigen Bären auf einer Hügelkuppe. Es war Beorn, der ihnen den Rücken freihielt und gleichzeitig darauf achtete, dass seine Ponys zurückgeschickt wurden. „Sattelt die Pferde ab und schickt sie zu ihrem Herren zurück." Gandalf ging ein Stück in den Wald hinein, während die anderen ihre Vorräte von den Pferderücken nahmen. Gwaen hingegen betrachtete den Wald nachdenklich. Es waren riesige Bäume und ihre Blätter waren durch den Herbst schon in den schönsten Rot-, Orange- und Goldtönen gefärbt. Doch etwas war seltsam an diesem Wald. Er sah krank aus. Und jetzt verstand die Elbin auch warum er Düsterwald genannt wurde. Man konnte nicht mehr als zwanzig Meter in den Wald sehen von ihrer Position aus. Ob es am hellen Licht der Sonne oder am Wald an sich lag, konnte sie nicht sagen. Sie spürte einen Stoß in den Rücken und drehte sich um. Astor hatte sie gestupst und hielt ihr den Kopf hin, damit sie ihn Kraulen konnte. Gwaen fuhr ihm sacht über die Nüstern und machte sich dann daran ihm das Zaumzeug und den Sattel abzunehmen. Er konnte ihr nicht in den Wald folgen, dass wusste sie. Er würde also alleine weitergehen und sie am anderen Ende des Waldes treffen müssen. „Gehe um den Wald herum Mellon nin und warte dort auf mich, wo der Waldfluss in den langen See übergeht", flüsterte sie ihm auf elbisch zu und er schien zu verstehen. Der weiße Hengst rieb noch einmal seinen Kopf an ihrer Schulter, bevor er nach Norden gewandt über die Hügel davon preschte. Sie machte sich keine Sorgen um ihn. Allein war ein elbisches Pferd schneller als jeder Warg und klug genug um Gefahren aus dem Weg zu gehen.
Gandalf kam nun wieder aus dem Wald und schien sichtlich aufgebracht zu sein. „Mein Pferd nicht. Ich werde es noch brauchen", rief er Nori zu, der gerade sein Pferd absatteln wollte. Alle blickten ungläubig zu dem Zauberer. Wieso verließ er sie gerade jetzt? Was war so wichtig, dass es seine sofortige Anwesenheit benötigte?
Gwaen fiel ein das sie noch gar nicht mit dem Zauberer gesprochen hatte, so wie sie es eigentlich vorgehabt hatte. Schnell ging sie auf den Zauberer zu, der mit Bilbo sprach. „Gandalf, kann ich dich kurz sprechen? Es ist dringend." Beide sahen die junge Elbin an, Bilbo nickte dem Istari zu und entfernte sich. „Was gibt es denn so wichtiges", fragte er sie freundlich. „Es geht um meine Gefangenschaft bei Azog. Ich habe ja erzählte er wollte meine Fähigkeiten für sich nutzen und versuchte meinen Willen zu brechen." „Ja, weiter", forderte Gandalf sie auf. „Er war in meinem Kopf Gandalf! Er ließ mich Schmerzen durchleiden und eine Stimme sprach zu mir. Sie wollte mich auf seine Seite ziehen und meinte sie könne mir helfen meine Kräfte zu kontrollieren. Als ich mich weigerte, schien es als stünde mein Kopf in Flammen und eine Silhouette erschien ihn ihnen. Gandalf, es war der dunkle Herrscher!" Bestürzt sah er sie an. Damit hatte er beim besten Willen nicht gerechnet. Er nahm sie bei den Schultern und sah ihr fest in die Augen. „Hör zu. Wenn es wahr ist was du erzählst, dann wird er noch öfter versuchen dich auf seine Seite zu ziehen. Du darfst ihm unter keinen Umständen nachgeben, hast du das verstanden?" Als sie nickte, atmete er tief durch und löste seine Hände von ihren Schultern. „Ich habe Vertrauen ich dich Gwaen. Du wirst es schaffen, wenn du nur den Mut nicht verlierst. Und gib Acht auf deine Gefährten. Der Wald wird sie in seinen Bann ziehen, doch du kannst dem als Elbe widerstehen. Sei trotzdem vorsichtig." Damit wandte er sich ab und stieg auf sein Pferd. „Ich werde auf der Aussichtsplattform vor Thal wieder zu euch stoßen. Betretet den Berg nicht ohne mich!" Er gab seinem Pferd die Sporen und galoppierte davon. Jetzt fing es auch noch an zu regnen und der Rest der Gemeinschaft wandte sich wieder dem Wald zu. „Der Durinstag ist schon nahe. Wir müssen los", sprach Thorin und setzte sich in Bewegung. Sie folgten ihm in den Wald und wurden sofort von seiner düsteren Atmosphäre umfangen.

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Hey :)
Ich möchte mich erstmal bei euch dir die fast 200 reads bedanken. ^^ Aber ich würde mich wirklich freuen wenn ein paar von euch mir ein paar Kommentare oder Votes da lassen. Es ist wirklich ein bisschen unmotivierend wenn man nicht weiß ob es euch überhaupt gefällt was ich schreibe.
Und deshalb ein Dankeschön an anirafennaj , die mir schon paar Kommis da gelassen hat. :3

LG Stormfire

Die Tochter des Sturms   (Fili FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt