Gwaen saß auf dem Fensterbrett ihres Zimmers und ließ ihren Blick über das nächtliche Bruchtal gleiten. Sie rührte sich seit Stunden nicht von der Stelle, doch so ruhig sie auch nach Außen hin wirken mochte, in ihr spielte sich etwas gänzlich anderes ab. Sie ist also die Tochter des Sturms. Sie kann über den Wind herrschen, wenn sie ihn brauchte. Aber das war nicht alles. In ihrem Inneren wusste sie, dass sie gefährlich war, für alle die sie liebte und nun eine große Verantwortung auf ihren Schultern lag. Der besorgte Blick Elronds war ihr nicht entgangen, als sie sich von ihm und seinem Berater Glorfindel entfernt hatte. Sie konnte ihn nur zu gut verstehen. Schließlich hatte sie keinerlei Kontrolle über ihre Kräfte und auch dem Feind würde es nicht lange entgehen, dass sich eine solche Macht in den Händen der Elben befand.
Ruckartig fuhr Gwaen aus ihren Gedanken. Eine vertraute Stimme erklang hinter der Zimmertür und die Person betrat nun ihr Zimmer. Es war Elrond. Als der Noldor sie so verloren dort sitzen sah, kam er rasch auf sie zu geschritten und nahm ihre Hand in die seine.
„Ist alles in Ordnung mit dir mein Kind?", fragt er sanft und blickte sie mit seinen braunen Augen einfühlsam an.
„Ja. Es ist nur...... ich habe nie damit gerechnet, dass ich so eine Macht besitzen würde. Und jetzt...". Gwaen brach ihren Satz ab und senkte den Blick. Elrond schob ihr sanft seine Hand unter das Kinn und zwang sie so ihn anzusehen. „Es ist in Ordnung Gwaen. Ich kann nachvollziehen was in dir vorgeht. Doch du musst mir zuhören." Verwundert über diesen plötzlichen Umschwung seiner Stimme musterte sie ihr Gegenüber misstrauisch. Dieser lies sich jedoch nicht beirren und fuhr mit bestimmter Mine fort.
„Der letzte mit deiner Gabe war Alagos. Er war weitaus mächtiger, als Unsereins hätte erahnen können. Alagos konnte ohne große Schwierigkeiten ein ganzes Dorf mit einem einzigen Windstoß in Schutt und Asche legen. Diese Macht ist ihm zu Kopf gestiegen und niemand vermochte ihn zurück zu halten. Selbst der Weiße Rat scheiterte an dem Versuch, ihn wieder zur Vernunft zu bringen. Erbost dadurch, dass die Eldar seine Kräfte nicht genug wertschätzen zu schienen, schloss er sich Sauron an, was sich als verheerenden Vorteil des dunklen Herrschers herausstellte. Letztendlich ließ er durch seine eigene unkontrollierte Macht sein Leben und lange war unklar, wo sich sein Erbe aufhielt. Doch ich schätze das wird nicht mehr lange so bleiben." Mit wachsender Beunruhigung musterte die junge Elbin ihren Ziehvater. Er war nicht so besonnen wie es sonst in seiner Natur lag.
„Gwaen. Du darfst auf keinen Fall den selben Fehler begehen, dafür ist deine Macht zu groß!" Er sah sie eindringlich und das letzte bisschen Vernunft schien aus seinem Gesicht gewichen. Gwaen hingegen verstand ihn nicht. Wie konnte er ihr unterstellen in Erwägung zu ziehen, sich dem dunklen Herrscher anzuschließen oder Unschuldige zu töten?! Hatte er den Verstand verloren?
„Wie soll ich meine Macht unter Kontrolle bekommen? Ich weiß doch erst seit heute das ich sie habe. Ich habe nicht darum gebeten diese Last zu tragen!", fuhr sie nun ihrerseits den Elbenfürsten an.
„Es geht nicht darum ob du sie haben willst! Du musst sie beherrschen, sonst fällst du noch Saurons Schergen in die Hände und gefährdest alle mehr, als du es ohnehin schon tust!" Seine Stimme hatte sich zu einem Brüllen erhoben und die Wut sprühte Funken aus seinen Augen. So hatte Gwaen ihn noch nie gesehen. Noch nie hatte er seine Wut so offen gezeigt und schon gar nicht einem seiner Kinder gegenüber. Gwaen starrte ihn fassungslos an. War es das was er von ihre hielt? Eine Gefahr für alle? Ein Monster? Sie hatte genug gehört. Blitzschnell griff sie ihren Bogen samt Köcher und ihr Schwert, ehe sie an Elrond vorbei aus dem Fenster sprang, zu den Ställen rannte und mit ihrem nachtschwarzen Pferd im Wald verschwand. Tränen liefen ihr über das Gesicht und sie verkrampfte die Finger in der Mähne ihres Hengstes. Sie wollte nie wieder zurückkehren. Das schwor sie sich. Was sie nicht mehr mitbekam, war ein aufgebrachter Elrond, welcher gerade realisierte was er getan hatte.Ruckartig setze Gwaen sich auf der Astgabel auf. Ob es der Traum war der sie geweckt hatte oder die Geräusche am Waldboden, konnte sie nicht sagen. Lange konnte sie nicht geschlafen haben, denn es war erst kurz davor zu dämmern. Hastig wischte sie sich die Tränen mit dem Handrücken aus ihrem Gesicht und konzentrierte sich nun angestrengt auf ihre Umgebung. Sie spähte mit ihren scharfen Augen durch die Dunkelheit und erstarrte. Dumpfe Schritte halten über den Boden und kalt leuchtende Augen hatten ihren Blick auf sie gerichtet. Die selben kalten Augen wie in Bree. Und nun erkannte sie, zu was sie gehörten.
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Hey :)
Ich freue mich das ein paar Leute meine Geschichte schon gelesen haben und würde mich wirklich über ein paar Rückmeldungen freuen. ^^
LG Stormfire
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Die Tochter des Sturms (Fili FF)
FanfictionDie junge Elbin Gwaen schlägt völlig aus ihrer Rasse. Sie lebt nicht wie andere Elben in Königreichen, sondern in der Wildnis. Doch nicht nur das. Gwaen ist eine hervorragende Diebin. Jedoch wird sie mit einem Mal gewaltsam aus ihren Leben gerissen...