Erinnerungen

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Lange dachte Gwaen darüber nach, wer oder was sie beobachtet haben könnte. Es war kein Mensch oder Elb gewesen, dessen war sie sich ganz sicher. Die Augen haben so kalt geleuchtet, dass ihr das Blut in den Adern gefroren war. Das wäre ihr bei keinem Menschen oder Elben passiert. Sie grübelte darüber nach, ob es nicht doch ein Tier gewesen sein könnte, doch für eine Katze oder einen Vogel, wäre er nicht mannshoch gewesen, waren die Augen zu groß gewesen und sonst käme kein Tier auf eines der Dächer in einer Stadt, wie Bree eine war. Aber was sollte es sonst gewesen sein, wenn nicht ein Tier? Gwaen fand keine Antwort auf die Frage und beschloss sich nicht weiter über solch ungewisse Nebensachen den Kopf zu zerbrechen. Schließlich war sie hier allein in Mitten eines nächtlichen Waldes und es bedarf ihrer vollen Aufmerksamkeit sich auf alles zu konzentrieren, was sich um sie bewegte, solange sie hier schutzlos auf dem Waldboden saß. Das Feuer war bereits herunter gebrannt und die verkohlten Holzstücke glimmten noch schwach orange in der Glut. Trotzdem nahm die Diebin ihren Wasserschlauch von ihrem Gürtel, an dem dieser und dazu noch weitere kleine Lederbeutel und einige Dolche befestigt waren und goss etwas von dem klaren Wasser über die Glut, die zu zischen begann. Gwaen erhob sich leichtfüßig und sah sich prüfend in ihrem Lagerplatz um, um festzustellen ob etwas in der Nähe war. Doch das einzige was durch die Dunkelheit an ihre elbischen Ohren drang, war das Wühlen von kleinen Tieren am Waldboden und die leisen Pfoten eines Fuchses auf der Jagd. Beruhigt begab sie sich zum mächtigen Stamm einer großen Eiche und zog sich an der Rinde zu einer hochgelegen Astgabel, auf der sie sich niederließ. Die Diebin zog ihren reich verzierten Bogen vom Rücken und legte ihr Schwert samt der leicht verzierten Scheide ab und legte beides samt ihrem Beutel in eine etwas höher gelegene Astgabel. Lediglich ihre Dolche an ihrem Gürtel behielt sie bei sich, für den Notfall. Sie brachte sich in eine halb liegende, halb sitzende Position und zog sich ihrem Mantel eng um den Körper. Den Blick auf die Sterne gerichtet fiel sie in einen tiefen Schlaf, in dem sie sich an ein Geschehnis von vor etwa drei Jahren erinnerte:

Die Sonne begann gerade zu sinken und warf ihre goldenen Strahlen auf das elbische Fürstentum Bruchtal. Lange Schatten wurden auf den Trainingsplatz geworfen, auf dem sich drei Gestalten befanden. Der eine war der hochgewachsenen Lord Elrond, Herr von Imladris, dessen dunkles Haar mit dem Schatten zu verschmelzen schien. Ein zweiter stattlicher Elb stand neben ihm, jedoch war sein Haar nicht dunkel, wie das der meisten in Imladris, sondern goldblond. Es war der engste Berater und gute Freund Elronds, Glorfindel. Beide waren mit prächtigen Tuniken bekleidet. Ihnen gegenüber stand eine etwas kleinere rotblonde Elbin in einem grünen Gewand. Es war Gwaen. Sie war vor einiger Zeit in sehr schlechtem Zustand nach Bruchtal gekommen. Ihre Eltern waren von Orks erschlagen worden und sie konnte sich gerade noch retten und wurde von Glorfindel gefunden. Elrond hatte sie wie seine Ziehtochter aufgezogen, ahnend das das Mädchen große Kräfte besaß. Nun war die Zeit gekommen um herauszufinden, ob seine Vermutungen stimmten oder nicht. Zusammen mit seinem engsten Berater wollte er nun die Fähigkeiten Gwaens unter Beweis stellen. Es war bekannt, dass sie eine hervorragende Kämpferin im Umgang mit Bogen, Schwert und Dolch war, jedoch war dies nicht alles.
"Gwaen. Der Grund warum wir dich hergerufen haben ist folgender. Wir glauben, dass du über besondere Fähigkeiten verfügst", sprach der Herr von Imladris mit ernstem Gesichtsausdruck. Diese blickte ihn verwirrt an. Besondere Fähigkeiten? Sie konnte zwar sehr gut mit Waffen umgehen, aber von besonderen Fähigkeiten wusste sie nichts. Fragend suchte sie den Blick des Noldor und warf einen Seitenblick auf Glorfindel, der ihr nur ein aufmunterndes Lächeln schenkte. Elrond erhob erneut seine Stimme:
"Wir glauben du bist eine Tochter des Sturms" Stille herrschte, als die beiden älteren Elben Gwaen anblickte, die ihnen ebenfalls entgeisterte und zugleich verwirrte Blicke zuwarf. Tochter des Sturms? Was sollte das wieder heißen? Sie verstand gar nichts mehr. Glorfindel hatte bemerkt, dass die Ziehtochter Elronds mit diesen Worten überfordert war. "Kinder des Sturms sind äußerst selten. Sie können über den Wind herrschen und diesen für sich einsetzen. Diese Gabe wird nur unter den Elben weitergegeben. Zur Zeit seines Lebens ist dieser Elb also der einzige mit dieser Gabe und gibt sie weiter, wenn sein Lebensfunke erlischt. Du kannst dir also vorstellen, dass diese Gabe äußerst selten ihren Besitzer wechselt, da Elben die Unsterblichkeit besitzen. Nur wenn er im Kampf stirbt, wird die Gabe weitergegeben", klärte der Berater die entsetzte Elbin auf. Endlich fand die ihre Stimme wieder.
"Und ihr glaubt, dass ich ein Kind des Sturms bin? Wieso sollte die Gabe gerade an mich weitergegeben werden?!" "Das ist ungewiss, aber es zeigt, dass du ein bedeutendes Schicksal hast", antwortete der dunkelhaarige mit ruhiger Stimme.
"Und wie wollt ihr es testen?", fragte nun wieder Gwaen, die es immer noch nicht glauben konnte. Die beiden Elben sahen sich vielsagend an und wandten sich dann wieder Gwaen zu, die ihnen nun misstrauische Blicke zuwarf. Elrond lächelte belustigt und sah die junge Frau an.
"Mach dir keine Sorgen. Wir werden mit dir einen Kampf führen und dich so fordern, dass sich die Kräfte ganz von alleine zeigen." Gwaen hob die Augenbrauen. Von wegen keine Sorgen machen, wenn zwei durchtrainierte und kampferprobte Krieger auf sie eindroschen.
"Und wenn sich die Kraft nicht zeigt?", fragte sie besorgt. "Dann werden wir es merken", erwiderte Glorfindel amüsiert. Sie legte ihre Tuniken ab und es kamen leichte Kampfrüstungen zum Vorschein. Die junge Elbin blickte mehr als verwirrt drein, dennoch legte sie das Gewand ab und trug jetzt eine enge Hose und eine helle Bluse. Sie zog ihr Schwert und wurde schon von Elrond und Glorfindel attackiert. Sie hieben auf sie ein, dass Gwaen Mühe hatte auszuweichen und abzublocken. Nach einer halben Stunde verließen sich beinahe die Kräfte und sie konnte einen Schwertschlag Elronds nun nicht mehr ausweichen. Doch bevor sie Klinge ihre Schulter traf, rauschte ein gewaltiger Wind an ihr vorbei und riss die beiden Männer von den Füßen riss. Geschockt beobachtete sie dieses Schauspiel. Beide rappelten sich mit teils erschrockenen, teils erfreuten Gesichtern wieder auf und kamen auf Gwaen zu, welche nicht fassen konnte was gerade passiert war. Elrond legte ihr seine Hand auf die Schulter und blickte ihr tief in die orange, gold schimmernden Augen.
"Es ist wahr. Vor uns steht die Tochter des Sturms!"

Die Tochter des Sturms   (Fili FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt