Mit vor Überraschung geweiteten Augen sah Bilbo zu Gwaen auf und der Unglaube über ihre Entscheidung spiegelte sich in seinen braunen Augen wieder.
„Was? Aber das kannst du nicht! Was wenn Thorin herausfindet das du mir geholfen hast?"
„Ich fürchte mich nicht vor Thorin. Ich werde dich das auf keinen Fall alleine durchziehen lassen, jetzt wo ich davon weiß. Ich werde dir helfen und mit dir dafür einstehen wenn Thorin es erfährt. Außerdem möchte ich das Ganze auch ohne unnötiges Blutvergießen beenden. Ich habe den Menschen der Seestadt ein Versprechen gegeben und ich möchte das sie das erhalten was ihnen zusteht", beharrte Gwaen und sah den Hobbit ernst an. Wer wusste schon wie Thorin reagieren würde wenn er von dem heimlichen Handel erfuhr. In seinem momentanen Zustand traute sie ihm alles zu und sie würde Bilbo, Eru bewahre, sich garantiert nicht alleine vor Thorin rechtfertigen lassen. Auch wenn Gwaen sich wünschte es gäbe einen anderen Weg als einen Handel hinter Thorins Rücken abzuschließen, mussten sie es so tun, da Bilbo ihn anscheinend auch nicht hatte umstimmen können.
„Und was ist mit Fili?"
„Er wird meine Beweggründe verstehen, da bin ich mir sicher. Er weiß das ich weder die Gemeinschaft noch Thorin aus schlechten Gründen hintergehen würde und er weiß das ich nie etwas machen würde das ihm schadet. Und es wird niemand bemerken das wir weg sind. Bofur hat die Wache nach mir und dafür müsste ich ihn erst einmal wecken. Und glaub mir, von alleine wird der sicher nicht wach."Bilbo sah sie einen Moment nur schweigend an und schien zu überlegen ob es ratsam war sie mitzunehmen, bis er schließlich nickte.
„Na gut. Du lässt dich vermutlich eh nicht mehr umstimmen oder?"
„Nein", antwortete Gwaen und grinste den Hobbit an, auf dessen Lippen sich nun ebenfalls ein Lächeln abzeichnete.
„Dann sollten wir jetzt gehen", meinte er und Gwaen und nickte.
„Aber nicht mit dem Knoten. Der würde bei der kleinsten Belastung aufgehen und wir fallen den Wall hinunter", erklärte Gwaen ernst und befestigte das Seil mit einem festen Knoten an dem im Stein verankerten Eisenring.
„Ich gehe zuerst", entschied sie und warf das Seil über die Brüstung hinaus, sodass sie den Wall hinunter bis nach unten am Seil klettern konnten. Sie kletterte auf die leicht von kaltem Schnee bedeckte Brüstung und sah noch einmal zu Bilbo, ehe sie begann langsam mit gegen den Wall gestützten Beinen an dem Seil herunter zu klettern. Der Stein war glatt und es bedurfte einiger Vorsicht nicht abzurutschen und hinabzustürzen. Die Eisschicht, die den Flusslauf unter ihnen bedeckt hatte, war aufgebrochen als Thorin befahl den Zugang zum Berg zu zerstören und die Statuen herunterbrechen ließ. Nun lag das eiskalte Wasser ruhig und dunkel unter ihnen und vereinzelt ragten die Überreste der Statuen hinaus, welche es ihr und Bilbo ermöglichten auf den festen Boden der Ebene zu gelangen.
Jedes mal wenn Gwaen ihr verletztes Bein belastete, zog ein stechender Schmerz hindurch und sie musste sich beherrschen nicht lauthals los zu fluchen. Bilbo hatte sich derweil ebenfalls an den Abstieg gemacht und kletterte nun ein gutes Stück über ihr, während Gwaen mit zusammengebissenen Zähnen versuchte so schnell wie möglich unten anzukommen, da es bei jedem Schritt schmerzhafter wurde und die Haut sich unerträglich an der Wunde spannte. Als sie gerade ihre eine Hand von dem Seil löste um ein Stück weiter unten wieder Halt zu finde, passierte es. Ihr verletztes Bein konnte der Belastung nicht mehr standhalten und rutschte auf dem glatten Stein ab. Die eine Hand die sich noch am Seil befand konnte das so plötzlich aufkommende Gewicht nicht mehr halten und so verlor sie auch ihren letzten Halt. Gwaen schrie überrascht auf und schloss die Augen, in Erwartung jede Sekunde auf dem unter ihr liegenden Steinbrocken zu zerschellen. Sie hörte Bilbo erschrocken ihren Namen rufen, aber er konnte ich nicht mehr helfen. Doch mit einem Mal wurde ihr freier Fall verlangsamt, sie spürte wie sich die Luft unter ihr zu sammeln schien und ihrem freien Fall entgegenwirkte. Erst als sie etwas kaltes und hartes im Rücken spürte, traute sich die junge Elbin die Augen aufzuschlagen Sie lag auf den Überresten der zerborstenen Statue auf welche sie eben noch zugefallen war und war gänzlich unverletzt, abgesehen von den nur langsam abklingenden Schmerzen, die ihr immer noch von dem Bein ausgingen. Mit vor Erstaunen geweiteten Augen richtete sie sich auf und sah sich unsicher um. Wie war das möglich? Wieso zeigte sich ihre Kraft gerade jetzt wieder? Viellicht passierte es immer nur wenn sie unmittelbar in Gefahr war, zu mindestens schien ihr das als einzig plausible Erklärung. Doch warum konnte sie sie dann nicht öfter einsetzen? Es war ja nicht das erste Mal, dass sie sie hätte gebrauchen können. Wieso zeigte sich ihre Kraft immer nur in so unregelmäßigen Abständen?
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Die Tochter des Sturms (Fili FF)
FanfictionDie junge Elbin Gwaen schlägt völlig aus ihrer Rasse. Sie lebt nicht wie andere Elben in Königreichen, sondern in der Wildnis. Doch nicht nur das. Gwaen ist eine hervorragende Diebin. Jedoch wird sie mit einem Mal gewaltsam aus ihren Leben gerissen...