Es kam häufiger vor, das Severus Snape am Mittagstisch fehlte, deswegen erregte er mit seiner Abwesenheit auch heute keine besondere Aufmerksamkeit. Er hatte die Hauselfen angewiesen, das Essen heute in seine privaten Räume zu bringen und als er dort eintraf, kam ihm auch schon der Geruch von Hühnchen und Gemüse entgegen. Er mochte kein Hühnchen, aber gut ... Das Essen stand schon nett angerichtet auf dem Holztisch in der Essecke und zu seiner Zufriedenheit hatte die Hauselfen seine Bemerkung, dass er nicht alleine speisen würde bedacht.
Snape sah sich nach seiner 'Verabredung' um und seufzte resigniert. Leise schloss er die Tür. Das konnte doch einfach nicht wahr sein! Die Couch, auf der sie liegen sollte, war leer. Liora war weg, auch wenn ihm das völlig unmöglich erschien. Wirkte der Trank nicht mehr? Für einen Moment zweifelte er, doch dann rief er sich zur Ordnung. Seine Tränke waren perfekt! Immer! Und die Dosierung hatte auch gestimmt. Sie hätte erst in den nächsten Minuten aufwachen sollen. Wie auch immer sie das anstellte, der Kampf gegen einen solch starken Trank, würde sie unendlich viel Kraft kosten. Er machte sich auf das Schlimmste gefasst.
Snape nahm seinen Umhang ab, warf ihn achtlos zur Seite und schritt eilig in Richtung Schlafzimmer, wo er sie vermutete. Er wurde nicht enttäuscht. Als er hineinsah, fand er sein Sorgenkind gleich und der Anblick ließ ihn besorgt die Stirn runzeln. In den letzten Tagen hatte er sie in den mitleidserregendsten Zuständen erlebt, doch nichts war so ein Rückschritt wie ihr aktueller Zustand.
Sie saß apathisch in der Ecke neben dem Bett am Boden, hatte die Beine nah an den Körper gezogen und zitterte erbärmlich. Er kam näher und ging vor ihr in die Hocke. Den Bademantel hatte sie sich fest um den Körper gewickelt und die Finger in den Stoff gekrallt. Tränen liefen ihr über die Wangen und sie schniefte immer wieder leise. Die Mischung aus Schock und totaler Erschöpfung machten aus ihr endgültig einen blassen Geist.
„Hör auf, gegen die Wirkung des Trankes anzukämpfen. Das kostet dich nur unnötig Kraft. Sie wird in wenigen Minuten sowieso nachlassen.", sagte er leise und griff in die Seitentasche seinen Gehrocks. Ein sauberes, blütenweises Taschentuch kam zum Vorschein, doch als er es ihr reichen wollte, zuckte sie zurück. Die Angst in ihren Augen, die er vor Stunden noch mit Genugtuung zur Kenntnis genommen hatte, war noch immer nicht verflogen. Noch immer war sie völlig zerstreut und so ungern er es zugab, bei ihm regte sich das schlechte Gewissen. Dieser Zustand war seine Schuld.
Er war wohl zu weit gegangen, denn was wusste er schon über ihre Gefangenschaft? Im schlimmsten Fall, hatte er alle seelischen Wunden aufgerissen, die ihr in diesen Wochen zugefügt worden waren. Irgendwann sollte er mal danach fragen, doch jetzt war es das Ziel, sie aus ihrer Trance zurück zu holen. Ohne darauf zu achten, dass sie wieder zuckte, griff er nach ihrer Hand und schloss ihre Finger um das Taschentuch.
„Liora, versuch ruhig zu atmen. Dir geschieht nichts. Du kannst also aufhören zu kämpfen.", sagte er ruhig und diesmal kamen seine Worte bei ihr an. Sie trocknete ihre Tränen und schnäuzte sich. Alles ziemlich langsam und mit zitternden Händen. Snape sah ihr dabei zu und als sie das Taschentuch sinken ließ, wirkte sie schon wieder viel gefasster.
Er beschloss, ihr nicht viel Zeit zu geben, um sich mit ihren Emotionen auseinander zu setzen, sondern gleich zum 'Alltag' zurück zu kehren. Sie in ihrem Schmerz zu trösten oder sie mit Freundlichkeiten zu überhäufen, würde nichts bringen. Bis jetzt hatte sie alles gut weggesteckt, warum also den Kurs wechseln?
Langsam stand er auf. „Komm mit, du brauchst dringend neue Kräfte und solltest etwas essen.", sagte er leise und beobachtete, wie sie sich langsam und auch etwas wackelig erhob. Sie hielt sich dabei am Bett fest und suchte dann an der Kommode Halt. Ihre Bewegungen waren unsicher und ihre Augen irrten orientierungslos durch den Raum, als sie endlich aufrecht stand. Der Trank wirkte also noch ...
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Seelenfänger
FantasyVoldemort glaubt nicht an Liebe und Selbstlosigkeit. Eine Tatsache, die Severus Snape nutzt um ein Leben zu retten. Eine Wette wird abgeschlossen und Severus steht vor einer schweren Aufgabe. Eine Aufgabe mit rotem Haar, blauen Augen und einem anstr...