Die kommenden Tage verbrachte Liora damit, zu lernen und sich zu erholen. Nachdem sie von ihrem Besuch beim Dunklen Lord zurückgekommen war und schließlich alle Untersuchungen gemacht waren, hatte sie Snape nochmal alles im Detail erzählt. Er war nicht begeistert gewesen von Malfoys Anwesenheit, hatte sich das aber nicht anmerken lassen. Letztlich hatte er ihr bestätigt, dass sie richtig gehandelt hatte und das Treffen keine komplette Katastrophe gewesen war.
Liora war sehr erleichtert darüber. Sie hatte sich etwas Tee gegönnt und war erst einmal zur Ruhe gekommen, während Snape sich die Zeit genommen hatte, in aller Ruhe ihre Notizen und Arbeiten durchzusehen. An diesem Abend war sie noch die Ruhe selbst gewesen, doch jetzt, eine Woche später erschien es ihr, als würde die Zeit bis zur Prüfung nur so dahin rasen. Es waren nur noch drei Tage und Lioras Nerven lagen nun endgültig blank. Sie konnte vor Aufregung kaum schlafen und hatte sich aus dem Unterricht zurückgezogen, um selbst weiter zu lernen und ihre Lücken zu schließen. Ihr Tag bestand nun aus Tee trinken, auf und ab Laufen, Bücher wälzen, Aufsätze schreiben und praktischen Übungen. Wenn sie zwischendurch Zeit hatte, rannte sie immer wieder in die Bibliothek, um noch weitere Bücher zu holen und verwandelte ihre Räumlichkeiten immer mehr in eine Lernhöhle.
Sie war nervös. Mehr als nervös! Zwar hatte sie in ihrem Leben schon die ein oder andere Prüfung meistern müssen, doch eine wie diese hatte sie noch nie mitgemacht. Von dieser Prüfung hing ab, wie es mit ihr weitergehen würde, ob Snapes Plan aufgehen, oder alles zu Staub zerfallen würde. Was geschah mit ihr, wenn sie nicht bestand? Würde sie trotzdem auf Hogwarts bleiben können? Gäbe es einen Weg, dass sie auch ohne diesen Abschluss und die Papiere, die sie bekommen würde, eine Lehre bei ihm beginnen könnte? Wäre sie für Voldemort noch von Nutzen, wenn sie nicht hier an Snapes Seite sein konnte?
Diese Fragen quälten sie und trieben sie Tag und Nacht um. Der Druck, den sie sich selbst auferlegte, schien sie langsam verzweifeln zu lassen. Sie hatte mittlerweile Kopfschmerzen und ihr Schlaf war unruhig und durchzogen von Alpträumen, so dass sie lieber gar nicht erst zu Bett ging, sondern die Zeit mit den Büchern vor dem Kamin verbrachte.
Gerade stand sie am Fenster und versuchte sich einen Absatz aus dem Kräuterkunde-Buch „Der richtige Umgang mit fleischfressenden Bäumen" einzuprägen. Immer wieder ging sie die Fachbegriffe in Gedanken durch und erst als es an ihrer Tür klopfte, öffnete sie die Augen und gab es auf. Die Menge an Informationen war einfach zu viel! Leise fluchend ging sie zur Tür und öffnete. Sie konnte jetzt keine Ablenkung brauchen! Als sie jedoch erkannte, wer draußen stand, ging sie seufzend einen Schritt zur Seite. Gegen diese 'Ablenkung' konnte sie leider nichts tun. Ein großer schwarzer Schatten schoss herein und sah sich stirnrunzelnd in ihren Räumlichkeiten um. Sie kannte diese Art von Besuchen schon. Er kam, zwang sie etwas zu essen, kontrollierte ihre Arbeit, kritisierte die Unordnung und verschwand dann wieder, um sich um seine anderen Schüler zu kümmern. „Was hast du den ganzen Tag gemacht?", wollte er wissen, nachdem er recht schnell die Anzahl der Bücherstapel kontrolliert hatte und sie skeptisch musterte. Liora schloss die Tür und zuckte mit den Schultern. „Gelernt, wie jeden Tag. Alles andere wäre in der aktuellen Situation unangebracht.", antwortete sie und schritt langsam durch den Raum zurück zum Fenster. Als sie an ihm vorbei wollte, hielt er sie auf und betrachtete sie mit gerümpfter Nase. „Wann hast du das letzte mal in den Spiegel gesehen? In dieser Aufmachung könntest du die Erstklässler erschrecken!", stichelte er und Liora verdrehte die Augen. Sie hatte sich am Morgen nur einen leichten, rosafarbenen Hausanzug angezogen, sich die Haare zu einem schlichten Knoten gedreht und mit einem Haargummi fixiert. Warum sollte sie sich auch umständlich fein machen? Sie hatte nicht vor etwas Anderes zu tun, als zu lernen und es konnte ihm egal sein, wie sie in ihren Räumen herum lief.
„Oh nein, du hast mein schlimmstes Geheimnis entdeckt, Severus! Ich bin auch nur ein Mensch, der hin und wieder in gemütlicher Kleidung einen Tag auf dem Sofa verbringt. Hab dich nicht so. Ich hab geduscht und hier drin sieht mich schon niemand außer dir.", sagte sie sarkastisch und Snape hob eine Augenbraue. „Das reicht ja wohl! Glaubst du, ich will das sehen? Du siehst schrecklich aus! Hast du letzte Nacht geschlafen?", wollte er wissen und ließ sie ihren Weg zum Fenster fortsetzen.
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Seelenfänger
FantasyVoldemort glaubt nicht an Liebe und Selbstlosigkeit. Eine Tatsache, die Severus Snape nutzt um ein Leben zu retten. Eine Wette wird abgeschlossen und Severus steht vor einer schweren Aufgabe. Eine Aufgabe mit rotem Haar, blauen Augen und einem anstr...