Neue Freiheit

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Liora stand am nächsten Morgen schon sehr früh neben dem Bett in der Krankenstation und betrachtete den schlafenden Severus Snape nachdenklich. Sie hielt ihre Hände ein paar Zentimeter über die Wunde an seiner Seite und versuchte sich auf ihre Formeln zu konzentrieren. Ein zweites Mal versuchte sie ihn zu heilen. Der Zauber hatte in der ersten Nacht Wunder bewirkt und vielleicht konnte sie so seine Genesung noch ein wenig weiter voran treiben. Es fiel ihr heute allerdings sehr schwer. Sie war verwirrt von den Ereignissen der letzten Tage. Endgültig.

In der letzten Nacht hatte Dumbledore ihnen eröffnet, dass er Liora gerne an der Schule behalten würde und um sie auf ihre Zeit als Snapes Lehrling vorzubereiten, wollte er sie tatsächlich am Unterricht der UTZ-Schüler teilnehmen lassen. Es war unfassbar! Liora hatte während der Ausführungen des Schulleiters geschwiegen, auch wenn es ihr schwer gefallen war, doch Snape ließ es sich nicht nehmen irgendwann zu protestieren. Er war gar nicht begeistert über dies Entwicklung und das Letzte das er wollte war, Liora so stark in den Schulalltag zu integrieren. Die Aufregung darüber hatte ihm nicht gut getan und er hatte schnell wieder etwas Farbe im Gesicht verloren.

Dumbledore hatte sich zu Lioras Freude nicht reinreden lassen. „Spätestens im nächsten Schuljahr wird sie mit den Schülern in Kontakt kommen, Severus. Ich erwarte bis dahin eine gewisse Kompetenz im Umgang mit den jungen Leuten und außerdem eine stabile Basis des Lehrstoffes. Das kann sie sich, meiner Meinung nach, am schnellsten aneignen indem sie aktiv am Unterricht teilnimmt und sowohl den Stoff lernt, als auch dich und deine Kollegen beim Unterrichten beobachtet.", hatte er Snape schnell zum Schweigen gebracht. Er hatte ihn angewiesen einen Lehrplan für Liora zu erstellen und sich mit den entsprechenden Professoren auszutauschen. Außerdem hatte er gefordert, dass Snape bei ihm im Büro erschien, sobald er wieder fit war, denn er wäre sehr interessiert an der ganzen Geschichte, die hinter Lioras Auftauchen steckte. In diesem Moment hatte sie ihrem Lehrer einen besorgten Blick zugeworfen, doch er war zu sehr damit beschäftigt gewesen, den Schulleiter böse an zu funkeln, als dass er ihr auch nur einen Hauch an Beachtung geschenkt hätte.

Liora selbst war nicht traurig über die Entscheidung und freute sich sogar ein richtig über die Möglichkeit nun regelmäßig unter Menschen zu kommen. Da Harry und seine Freunde ebenfalls im siebten Jahr waren und für ihre UTZ-Prüfungen lernten, würde sie ihnen das ein oder andere Mal begegnen. Vielleicht wäre es so etwas leichter ihr Vertrauen zu gewinnen. Liora musste lächeln bei dem Gedanken und übersah fast, wie Snape sich bewegte. Sein Schlaf war leichter geworden, er wachte auf. Sie zog ihre Hände zurück und beeilte sich, eine unschuldige Miene aufzusetzen. Schon einen Moment später schlug er die Augen auf und verzog grimmig das Gesicht, als er sie neben sich stehen sah.

„Was willst du?", fragte er zur Begrüßung barsch und Liora hob eine Augenbraue. Dass er nicht gut drauf sein würde, war ihr klar, nur warum er seine Wut über Dumbledores Entscheidung an ihr ausließ, das verstand ist nicht. Das war nun wirklich nicht ihre Schuld und egal mit wie viel Wut er sie strafen würde, es änderte nichts. „Ich wollte nach dir sehen und fragen, ob ich irgendwas für dich tun kann. Brauchst du irgendwas?", fragte sie vorsichtig. Snape griff sich an die Stirn und sie konnte ihm deutlich ansehen, dass er ihrem Erscheinungsbild nicht zufrieden war. Was genau ihn störte wusste sie nicht, denn sie hatte mit der langen schwarzen Jeans und dem warmen grünen Wollpullover nichts falsch gemacht. Mit den geflochtenen Haaren sah sie mehr als keusch aus und würde sicher niemandem Anlass geben etwas anderes zu denken.

„Du hast genug getan, Liora. Ich brauche nichts.", sagte er gereizt und verzog das Gesicht, bevor er sich von ihr abwandte. War das was sie trug wirklich so schlimm für ihn? Liora runzelte die Stirn und atmete tief durch. „Sagst du mir, welches Verbrechens ich mich schuldig gemacht habe, dass du mich nun so bestrafst?", fragte sie und er drehte den Kopf, dass seine schulterlangen Haare nur so flogen. Die dunklen Augen schienen sie zu durchbohren, als er sie wütend musterte. „Potter. Ausgerechnet Potter!", zischte er und sie hob die Augenbrauen. Da drückte der Schuh also! „Severus, ich ..." „NEIN! Ich will es nicht hören! Himmel nochmal, Liora, warum ausgerechnet Potter? Es gibt so viele Schüler an dieser Schule und das Erste, das Dumbledore mir berichtet ist, dass er sich freut zu sehen, dass ihr euch anfreundet! Bist du dir denn für nichts zu schade? Habe ich dir nicht oft genug gesagt, dass dieser nichtsnutzige Junge nur Ärger macht?", erklärte er leise und Liora zog die Mundwinkel nach unten.

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