Der Unterricht bereitete ihr so viel Freude, dass sie jeden Morgen schon vor Snape wach war und wenn er das Wohnzimmer betrat, saß sie schon fertig angezogen auf der Couch und trank eine Tasse Tee. Er nahm das meist wortlos zur Kenntnis, doch hin und wieder konnte er es sich nicht verkneifen sie eine Streberin zu nennen. Liora hob zu diesen Kommentaren nur die Schultern und konzentrierte sich weiterhin darauf zu lernen und ihr Training fortzusetzen.
Sie hatte es tatsächlich eingerichtet, dass sie sich alle zwei Wochen für ein paar Stunden mit Lupin zusammensetzte und mit ihm alte Schriften entzifferte oder einfach nur über die verschiedenen keltischen Rituale redete. Sie verstanden sich sehr gut und gerade auf fachlicher Ebene hatten sie sich viel zu sagen. Liora hatte das Gefühl ihr Wissen sinnvoll weitergeben zu können und Lupin glänzte, indem er immer wieder bewies, dass er tatsächlich schon das ein oder andere Buch zu dem Thema gelesen hatte.
So verging die Zeit recht schnell und sie hatte kaum Lücken in ihren streng durchgeplanten Tagen. Sollte sich jedoch mal ein Zeitfenster ergeben, sei es durch eine entfallene Stunde oder ähnliches, nutzte Liora dies um sich heimlich mit Harry zu treffen. Ron und Hermine schafften es hin und wieder dazuzustoßen, doch meistens waren sie nur zu zweit und nutzten die kurzen Momente für Spaziergänge durch den Schnee oder einen kleinen Tratsch in den entlegensten Winkeln des Schlosses.
Liora hatte Harry gegenüber nicht erwähnt, dass Snape ihr den Umgang mit ihm und seinen Freunden verboten hatte. Sie sorgte dafür, dass Harry glaubte, ihr Terminplan sei so voll, dass sie kaum mehr Zeit hatte und wenn, dann wollte sie das Schloss erkunden. Er glaubte ihr diese beiden Fast-Wahrheiten und so genoss sie die Gespräche und das Austauschen von Schulklatsch. Zu gerne hörte sie die Geschichten über die Schüler des Schlosses. Es ging um Liebe, Eifersucht, Sport, Zukunftsängste und natürlich auch um die Professoren. Wenn Harry erzählte, hörte sie aufmerksam zu und versuchte die Namen Gesichtern zuzuordnen. Es gelang ihr immer besser und irgendwann konnte sie sogar mitreden und Harry auch mal sagen, dass sie nicht immer seiner Meinung war, was einzelne Schüler oder Professoren anging.
Hin und wieder berichtete Harry ihr auch von den neusten Gerüchten, die über sie selbst erzählt wurden und jedes mal musste Liora schmunzeln. Noch immer hatten die Schüler keine Ahnung wo sie her kam und was sie hier an der Schule tat. Dumbledore und die anderen Professoren schwiegen sich aus, was ihre Zukunft als Lehrling anging. Es war taktisch geschickter so, denn das Ministerium musste erst seine Zustimmung geben. So amüsierte Liora sich köstlich über Schüler, die behaupteten zu wissen, sie sei Snapes Verwandte, oder sogar seine Geliebte. Wieder andere behaupteten, sie sei wegen ihrer roten Haare eine verschollene Weasley, dabei hatte Liora keinerlei Ähnlichkeit mit Ron oder seinen Geschwistern. Harry bestätigte ihr das auch und äußerte selbst die Vermutung, sie sei ein Flüchtling und würde sich auf Hogwarts vor dem Dunklen Lord verstecken.
Sie stimmte ihm nicht direkt zu, doch sie ließ ihn wissen, dass er mit seiner Theorie der Wahrheit am nächsten kam. So gewann sie wieder einen weiteren kleinen Funken seines Vertrauens und ihre Gespräche wurden mit der Zeit intensiver und persönlicher. Er wurde ihr immer mehr ein guter Freund.
Umso mehr tat es ihr leid, als Harry und seine Freunde sie über Weihnachten allein ließen und zu ihren Familien zurückkehrten. Von einem Tag auf den anderen war das Schloss wie ausgestorben und nur wenige Schüler waren geblieben. Die Gründe dafür waren verschieden. Snape hatte ihr erklärt, dass es tatsächlich Schüler gab, die kein Zuhause hatten, in das sie zurückkehren konnten, andere blieben auf Hogwarts um die Ferien mit ihren Freunden zu verbringen. Wieder andere – nur eine kleine Hand voll – nutzte die Zeit zum Lernen.
Da Liora zu keinen der gebliebenen Schüler engeren Kontakt hatte, verbrachte sie die Tage nun allein. Erst machte es ihr nichts aus, denn sie konnte immer wenn sie sich langweilte ins Labor zu Snape huschen und ihm bei der Arbeit über die Schulter schauen. Er begrüßte es sogar, wenn sie anwesend war und ließ sie hin und wieder Zutaten für Tränke vorbereiten. Doch auch das endete, als er zwei Tage vor Weihnachten verkündete, dass er kurzfristig ein paar Sachen zu klären hätte und Hogwarts für unbestimmte Zeit verlassen würde. Vermutlich sei er aber in wenigen Tagen wieder hier. Er hinterließ ihr ein paar strenge Anweisungen was die Tränke anging und verschwand.
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Seelenfänger
FantasyVoldemort glaubt nicht an Liebe und Selbstlosigkeit. Eine Tatsache, die Severus Snape nutzt um ein Leben zu retten. Eine Wette wird abgeschlossen und Severus steht vor einer schweren Aufgabe. Eine Aufgabe mit rotem Haar, blauen Augen und einem anstr...