Lioras Genesung ging schneller voran als erwartet, denn die Nachwirkungen der Flüche waren stark genug, dass sie über jeden Trank, den Snape ihr brachte glücklich war. Da endete ihre Freude aber auch schon wieder. Ihn wollte sie nicht sehen und sobald er ihr den Becher mit der jeweiligen Flüssigkeit überreicht hatte, ließ ihn ihre Abneigung deutlich spüren. Die Abscheu und den Hass in ihren Augen versuchte er zu ignorieren, doch sobald er die Tür hinter sich schloss und wieder allein im Wohnzimmer stand konnte er nicht mehr leugnen, dass ihr Verhalten an seinem Ego kratzte.
Sie waren so gut ausgekommen und sie zu unterrichten war eine Freude gewesen, doch nun konnte er sich kaum noch vorstellen, dass sie jemals wieder auch nur ein vernünftiges Wort mit ihm wechselte. Sie schwieg und schmollte wie ein verwöhnter Teenager und Snape ärgerte sich ein wenig darüber, dass er sie damit durchkommen ließ. Was geschehen war, war nicht ausschließlich seine Schuld und würde sie ihren verdammten Stolz auch nur eine Sekunde runter schlucken, dann würde sie das erkennen.
Doch die Situation war festgefahren. Sobald Liora kräftig genug war aufzustehen, tat sie alles um vor ihm zu flüchten. Sie verließ das Wohnzimmer, wenn er nach dem Unterricht zurückkam und wenn er in ihrem Zimmer nach ihr sehen wollte, sperrte sie sich im Bad ein. Es war kindisch und er beschloss schon nach zwei Abenden dieses Spiel nicht mitzuspielen. So einen Unfug hatte er nicht nötig und wenn sie wieder zur Vernunft gekommen war, würde sie schon auf ihn zukommen.
Er versuchte sich zumindest einzureden, dass es ihm völlig egal war. Nach außen hin war konnte er den Schein der heilen Welt wohl nicht lange aufrecht erhalten, denn schon wenige Tage nachdem Liora beschlossen hatte nicht mehr zu sprechen, kam Albus Dumbledore auf ihn zu. Der Schulleiter setzte sich während des Abendessens neben ihn und musterte seinen Professor für Zaubertränke ernst. „Severus, was belastet dich?", fragte er leise und ohne sich mit Begrüßungsfloskeln aufzuhalten.
„Ich weiß nicht wovon du sprichst Albus.", wehrte er desinteressiert ab, doch Dumbledore ließ nicht locker. „Ich habe zahlreiche Beschwerden über einen übelgelaunten Professor, der ungerechtfertigt Hauspunkte abzieht.Diese Menge an Beschwerden ist sogar für dich ein neuer Rekord. Wärst du also bitte so freundlich, mir zu berichten, was dich belastet, damit ich in dieser Schule wieder für Ordnung sorgen kann?"
„Es gab ein weiteres Treffen.", sagte Snape nur und nahm einen Schluck Kürbissaft. Was brachte es schon ihm etwas zu verheimlichen? Damit sollte eigentlich alles geklärt sein. Dumbledore wusste, dass sein Professor nach diesen Treffen immer leicht reizbar war und würde hoffentlich nicht weiter nachfragen. Es war offiziell nichts vorgefallen was den Orden interessiert, also gab es auch nichts zu besprechen.
Doch heute schien Snape sich zu früh gefreut zu haben, denn die hellblauen Augen des alten Mannes neben ihm funkelten interessiert. „So, ein weiteres Treffen. Davon hast du mir gar nicht berichtet, Severus. Ich wundere mich doch sehr.", sagte Dumbledore und sah seinen Professor durchdringend an.
„Es ist nichts vorgefallen das für den Orden von Interesse wäre, Albus. Ich habe mir lediglich den Weg in dein Büro gespart." „Selbst wenn nichts vorgefallen ist, hast du mich bisher immer informiert.", erinnerte Dumbledore ihn und Snape verdrehte genervt die Augen. Ja, sie hatten die Abmachung, dass Snape ihn immer kurz Bericht erstattet, immerhin sollte seine Tätigkeit als Spion auch glaubwürdig dokumentiert sein. Normalerweise hatten sie ein paar Worte gewechselt, doch diesmal? Was hätte er sagen sollen? 'Ich kann jetzt nicht, Albus, denn mein Lehrling stirbt mir gerade unter den Händen weg', wäre ein ziemlich schlechter Einstieg gewesen.„Albus, es ist nichts geschehen und ich habe einfach etwas Schlaf gebraucht. Daran ist nichts verwerflich.", wehrte Snape ab und wollte sich gerade wieder ein Stück Kartoffel auf die Gabel schieben, als Dumbledore die Arme verschränkte und sich zurücklehnte. Er seufzte leise. „Es ist also nichts geschehen? Weißt du, ich muss Schlafwandeln oder das Alter spielt mir schon Streiche, denn ich könnte schwören, dass ich vor wenigen Nächten genau gesehen habe, wie du schnellen Schrittes über die Ländereien geeilt bist. Nicht allein, aber vielleicht war es auch nur eine Spiegelung des Mondlichtes. Stell dir vor, Severus, ich habe mir im Zwielicht doch tatsächlich eingebildet, ich würde dich mit einer reglosen Gestalt in den Armen diese Schule betreten sehen. Das Alter ... ich sag es dir, mein Lieber", sagte Dumbledore amüsiert und lächelte dem schwarzhaarigen Zauberer wissend zu.
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Seelenfänger
FantasyVoldemort glaubt nicht an Liebe und Selbstlosigkeit. Eine Tatsache, die Severus Snape nutzt um ein Leben zu retten. Eine Wette wird abgeschlossen und Severus steht vor einer schweren Aufgabe. Eine Aufgabe mit rotem Haar, blauen Augen und einem anstr...