Richtige Bahn

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Schon am nächsten Tagen war es Liora vergönnt ihren Mentor sehr aufgewühlt zu erleben. Es war Samstag und somit hatte er keinen Unterricht. Stattdessen verbrachte er den ganzen Tag damit Bücher zu wälzen und in der Wohnung auf und ab zu laufen. Er war genervt und das schon seit Stunden. Anfangs hatte sie das alles noch mit Neugierde verfolgt, doch nun war es eher die Belustigung, die sie dazu trieb ihn zu beobachten.

Sie saß auf dem Sofa, sicher in eine Decke gewickelt, während Snape nachdenklich die Wände seiner Wohnung abging und immer wieder die Finger über die Steine gleiten ließ. Er tat es schweigend und Liora hütete sich davor ihn dabei zu stören, denn sein Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes.

„Wir müssen uns ein Bad teilen.", sagte er schließlich und Liora legte den Kopf schief. „Ist das schlimm?", fragte sie und versteckte sich weiter in der Decke. Sie kannten sich jetzt schon fast eine Woche und bis jetzt hatten sie sich das Bad auch geteilt. Hatte er plötzlich ein Problem damit?

Sie zog die Beine fester an den Körper und stützte ihr Kinn aus die Knie. Hier in ihrer Decke fühlte sie sie sich wohl und geborgen. Am liebsten würde sie heute gar nicht mehr vom Sofa aufstehen, doch früher oder später würde ihm ein Grund einfallen sie von ihrem bequemen Platz fort zu schicken. „Ich dachte nur, du hättest gerne deine Ruhe.", sagte er und eilte wieder ins Schlafzimmer. Liora schüttelte nur den Kopf und sah ihm nach.

Sie stand langsam auf und gerade als sie ihm ins Schlafzimmer folgen wollte, lenkte sie ein Licht an der Wand ab. Nicht weit von der Schlafzimmertür erschien eine neue Tür in der Wand. Liora ließ die Decke fallen, runzelte die Stirn und ging um sie zu öffnen. Sie sah verwundert hinein und fand Snape mit zufriedener Miene und leuchtendem Zauberstab in einem leeren Zimmer stehen.

„Was ist das?", fragte sie und sah sich in dem großen fensterlosen Zimmer um. Er hatte Kerzen entzündet um den Raum zu erleuchten. „Ich habe magisch einen Raum hinzugefügt. Hier kannst du dich einrichten und hast deine Ruhe. Die Tür aus der du gerade gekommen bist, führt hinaus in den Wohnraum. Diese hier ins Bad.", erklärte er.

Er ging an ihr vorbei und wollte das Zimmer verlassen. „Und die Einrichtung? Warum hab ich keine Fenster?", fragte sie und ließ den Blick noch einmal durch das leere Zimmer gleiten. „Du brauchst keine Fenster, Liora, und was die Einrichtung angeht ... Das wird deine Aufgabe für heute Abend sein. Ich habe heute zwei Schüler zum Nachsitzen bei mir, deswegen bleiben wir im Schloss. Bedanke dich bei diesen Hohlköpfen für deinen ungerechtfertigten Hausarrest. Du wirst die Zeit hier drin dennoch nutzen und ein paar Beschwörungsformeln lernen. Fang damit an, dein Zimmer einzurichten.", sagte Snape und über Lioras ungläubigen Blick musste er lächeln.

„Ich soll Möbel zaubern?!", fragte sie, als er den Raum verließ und sie ihm hinterher eilte. „das habe ich eben gesagt, ja. In meinen Büchern wirst du alles finden was nötig ist. Du kannst gar nichts falsch machen.", sagte er und holte seine Arbeitsunterlagen. Liora folgte ihm mit unsicherer Miene und blieb hinter ihm stehen, als er ein paar Pergamente zusammensuchte. Als er sich umdrehte wäre er fast mit ihr zusammengestoßen und schnappte erschrocken nach Luft, bevor er sie ungeduldig musterte.

„Was?", fragte er nur. „Ich kriege das nicht ohne Zauberstab hin! Gestern Abend war ich nur so gut, weil wir sehr viel Zeit hatten und du mir geholfen hast!", erklärte sie, doch Snape verdrehte nur die Augen und schob sie zur Seite.

„Liora, du bist ein intelligentes junges Ding und ich zweifel nicht daran, dass du durchaus einen gewissen Grad an Reife besitzt, auch wenn du immer wieder durch solche Aktionen das Gegenteil beweisen möchtest. Im Moment benimmst du dich wie ein Kind. Ich stelle dir diese Aufgabe nicht, weil ich heute Abend keine Lust habe dich zu unterrichten, sondern, weil ich dabei einen bestimmten Hintergedanken habe. Also tu es einfach. Wenn du nicht weiter kommst, werde ich dir später helfen.", erklärte er und eilte zur Tür.

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