Das nächste Treffen

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Snape wurde kalt, als ihm klar wurde, dass Liora sich nicht einfach so vor ihrem Peiniger erniedrigen würde. Er sah den Untergang schon kommen und es machte ihn wütend, dass sie so unendlich stur sein konnte. Warum hatte er ihr nur vertraut? Wieso hatte er solch eine Dummheit begangen?! Sie war ein nettes Ding, mit sehr interessanten Fähigkeiten, aber wenn er wählen musste zwischen ihr und dem Rest der Zauberwelt, wäre seine Entscheidung eindeutig ...
Er wandte den Blick ab um nicht sehen zu müssen, was Voldemort mit ihr tun würde.

Lioras blaugrüne Augen ruhten noch immer auf der Gestalt des Dunklen Lord, der sie mit vor Wut verzerrtem Gesicht musterte. Die schlangenhaften Züge verrieten, dass er sich gerade ausmalte mit welchen Methoden er sie am liebsten züchtigen würde.

Sie sah noch einmal zu Snape runter, doch sein Gesicht war durch den Schleier aus schwarzen langen Haaren nicht zu erkennen. Liora brauchte seine Bestätigung auch nicht, denn ihre Entscheidung war bereits getroffen und sie wollte sie nicht bereuen ... Langsam ging sie in die Knie und ließ sich zu Boden fallen. Als ihre Hände den kalten Boden berührten und sie den Kopf senkte, wusste sie, dass sie sich richtig entschieden hatte.

Es war nicht einfach, doch sie versuchte ihren Stolz runter zu schlucken und stattdessen daran zu denken, dass sie und Snape lebend wieder nach Hogwarts zurückkommen könnten. Das war alles was zählte. Sie mussten diesen Abend überstehen und was danach kam stand noch in den Sternen.

Schritte und das Schleifen eines langen Umhangs lenkten sie von ihren Gedanken ab. Er kam auf sie zu! Liora schloss die Augen und verkrampfte sich. Was sollte sie jetzt tun?

„Severus ...", hörte sie erst Voldemorts zischende Stimme und kurz darauf wie Snape sich erhob.

Als Liora die Augen wieder öffnete stand der Dunkle Lord genau vor ihr. Sie wagte es nicht aufzusehen, sie würde warten müssen bis er es erlaubte. Das schränkte ihren Blickwinkel extrem ein. Von der aktuellen Situation bekam sie nichts Konkretes mit. Sie konnte nur seine nackten Füße sehen, die unter dem langen Umhang hervor sahen.

„Sag mir, Severus, wie hast du es geschafft, aus diesem widerspenstigen Ding ein solch gehorsames Lamm zu machen?", fragte Voldemort und Liora ballte die Fäuste, als sie seinen höhnischen Unterton hörte. Provokation ... 'Er will dich nur provozieren!', versuchte sie sich zu beruhigen.

„Mylord, wenn ich Euch meine Arbeitsweise erkläre, nehme ich mir selbst die Chance Euch weitere bahnbrechende Erfolge vorzeigen zu können.", bemerkte Snape und klang dabei fast schon amüsiert. Voldemort lachte kurz auf. „Ein intelligenter Schachzug.", stimmte er dann zu. „Steh auf! Ich möchte sehen welchen Schatz Severus für mich hütet.", befahl Voldemort und Liora folgte der Anweisung sofort.

Als sie wieder aufrecht vor ihm stand nahm sie sich die Frechheit heraus ihm direkt ins Gesicht zu sehen. Sie verzichtete dabei aber auf den herablassenden Ausdruck, mit dem sie ihn nach ihrer Gefangennahme noch betrachtet hatte. Es war ihm deutlich anzumerken, dass ihre Frechheit ihn überraschte, jedoch nicht verärgerte. Er sah sogar interessiert aus.

„Sie ist eine Schönheit. Ohne den ganzen Dreck und diesen hochmütigen Ausdruck in ihren Augen, könnte sie mir fast gefallen.", stellte Voldemort leise fest, nachdem sein Blick über ihr Gesicht geglitten war. „Durchaus, Mylord. Aber wie Ihr wisst, hat auch die schönste Rose Dornen. Ich werde noch Einiges zu stutzen haben.", sagte Snape und Liora warf ihm einen wütenden Seitenblick zu.

Dieses Spiel gefiel ihr nicht und seine arrogante Art sorgte lediglich dafür, dass sich die Rebellin in ihr meldete. Sie ahnte dass Snape vor Voldemort eine Rolle spielte und das missfiel ihr. Das war nicht der Mann, der sie in den letzten Tagen unterrichtet hatte. Das war nicht der Mann, der sie in den letzten Wochen fast schon fürsorglich aufgepäppelt hatte. Aktuell war er nur ein arrogantes Arsch. Sie erkannte ihn kaum noch.

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