KAPITEL 12

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Sie hatten meine Kleider genommen. Das letzte, was wirklich mir gehört hatte.
Ich hatte es schweigend über mich ergehen lassen.
Dann schubsten sie uns in eine Ecke und spritzen unsere leeren Körper mit einem Wasserschlauch ab, wie als putzten sie Tiere in einem Zoo.
Der harte Stahl schmerzte auf meiner zerstörten Haut.
Ich kniete zitternd auf dem Boden, als sie das Wasser abstellten. Jemand schmiss etwas vor mich auf den Boden. Vorsichtig tastete in der Dunkelheit, meine Finger glitten über den nassen Boden bis sie auf ein weiches Etwas trafen. Es war ein Handtuch. Schnell nahm zog ich es an mich und umhüllte meinen Körper als wäre es ein Kleid.
Der weiche Stoff war wie ein Segen auf meiner kalten Haut.

Jemand packte meinen Arm und zog mich hoch. Ich roch eine Mischung aus Schweiß und grässlichem After-Shave. Ich kannte diesen Geruch.
Das Arschloch.
Beinahe hätte ich ihm meine Meinung an den Kopf geworfen, geschrien, geschlagen, verletzt, getötet. Ich spürte Hass durch meinen Körper fließen. Aber ich spürte seine Fäuste noch immer auf meiner Haut, schmeckte das Blut und die Schmerzen, die Folgen seiner Überheblichkeit. Und meines Stolzes.
Ich schluckte. Nichts von dem, was ich gesagt, gedacht und fast getan hätte, bereute ich.

Er schob mich irgendwo hin. Nichts sehen zu können machte alles noch schlimmer. Ich wünschte, ich hätte wenigstens eine Ahnung wer meine Gegner sind. Wo ich bin. Und ob die anderen noch am Leben sind.

Eine Tür öffnete sich. Er schob mich auf einen Stuhl. Dann beugte er sich vor.
Sein Mund war nah an meinem Ohr, sodass ich seinen Mundgeruch nicht ignorieren konnte. Ich wollte mich wegdrehen, aber er hielt meinen Kopf mit seiner großen, verschwitzten Hand fest.
"Gleich kommt jemand. Ich würde lieber alles sagen, was ich weiß, wenn ich an deiner Stelle wäre. Der ist nämlich nicht so nett wie ich es bin"
Ich spürte wie er zwinkerte.

Dann begann er laut loszulachen. Es war grässliche Lache, sodass mir ein Schauder über den Rücken lief.
Dann schloss er die Tür.

Gefangen in der Dunkelheit. Dem Nichts. Ich fror. Ich weinte. Niemand kam.
Es wunderte mich nicht.
Ich zitterte.
Gleich kommt jemand, hatte das Arschloch gesagt. Er ist nicht so nett wie ich es bin.

Er ist nicht so nett wie ich es bin.

Scheiße. Ich musste hier weg.
Angst betäubte mein Denkvermögen. Ich sprang auf und lief in die Dunkelheit. Ich ging in Richtung Tür. Ich hörte Schritte. Schwere, langsame, tödliche Schritte. Ich müsste die Tür schon längst erreicht haben. Aber da war nichts. Nur Dunkelheit. Endlose Schwärze.
Die Schritte kamen näher. Ich zitterte. Lief umher. Suchte Anzeichen auf Rettung. Alles verlor sich im Nichts. Kein Boden, keine Decke, keine Tür. Die Schritte stopten. Ich hielt meine Hand vor meinen Mund um nicht laut loszuschreien.
Dann verschwand auch ich in der Dunkelheit.
Wurde eins mit der Schwärze, der Stille, der Irrealität.

Ich stellte mir vor, wie er eine Kutte trug. Eine lange Kapuze, die sein Gesicht in einen geheimnisvollen Schatten tauchte. Sodass man seine blutunterlaufenden Augen glänzen sieht, und die Narben, die sein Gesicht durchzogen, konnte man nur am Kinn erkennen. Ich würde auf seinen Mund starren, als er redete oder auf den Schimmer seiner Augen. Wenn er sich bewegte, konnte man sehen, dass er weinte.
Er hatte ein Geheimnis.
Er würde töten, um es zu bewahren.

Aber als die Schritte stoppten, sah ich sein wahres ich. Ich spürte seine Art, ich roch seine Angst. Er war so anders. Er war nicht dass, was ich mir vorstellte, aber würde das werden, was ich mir unter dem puren Bösen vorstellen werde. Ich spürte es.

"Guten Tag, Miss.... ähm, tut mir leid, wir würden uns noch nicht vorgestellt, oder?"

Seine Stimme war hoch und ekelig.
Ich starrte in seine Richtung.

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