KAPITEL 4

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"Hey"
"Hi"
Er beugte sich vor, um mich zu küssen, aber ich schob ihn von mir weg.
"Was ist los bei dir? Alles ok?"
Ich schüttelte den Kopf, versuchte mit aller Kraft meine Tränen zurückzuhalten.
"Was ist passiert?"
"Komm mit"
Er folgte mir in mein Zimmer. Ich schmiss den Ordner in seine Arme. "Ist das wahr?"
Er öffnete die Akte und begann zu lesen.
"Wo hast du das her?"
Ich zuckte mit den Schultern. "Is jetzt egal. Also? Stimmt das?"
Er sah mir in die Augen. Er sah mich an mit diesen unvergesslichen ozeanblauen Augen.
"Thalia, ich hab dich wirklich geliebt und tue es noch immer, glaub mir. Es war nicht einfach- ich... sie versprachen mir die Freiheit! Und dafür musste ich nichts tun, als Zeit mit dir zu verbringen. Wer wurde da schon Nein sagen?"
"Es ging darum, mich zu töten!?"
"Davon war am Anfang nicht die Rede! Die Idee war plötzlich, als ihnen klar wurde, was du in der Lage bist zu tun"
"Heißt das, du standest mit ihnen unter Kontakt? Die ganze Zeit?"
"Ich hatte da dieses Funkgerät, und..."
"DU wusstest, dass sie mich umbringen wollten, und hast mir nichts gesagt? Du hast mich geküsst, um mich abzulenken, damit die Schussbahn frei wird!" Ich konnte meine Tränen nicht mehr halten. "Bitte Sam, bitte, sag nur dass das nicht wahr ist. Sag mir, dass ich mich täusche."
"Es tut mir leid. Das kann ich nicht. Du musst mir glauben, ich hatte keine Wahl! Ich wollte frei sein. Ohne dieses Ticket in die Freiheit hätten wir es nie-"
"Es gibt kein wir "
" wären wir vielleicht noch immer dort"
"Du hättest mit mir reden sollen."
"Wir standen unter Beobachtung. Es hätte unser beider Leben gekostet."
"Du willst mir nicht ernsthaft erzählen, dass ich dir dankbar dafür sein soll, dass du geholfen hast, mich umzubringen?"
"Thalia, bitte- ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich hatte so Angst, und ich-"
"Sei leise, ich will nichts mehr hören. Geh, bitte, ich brauch Zeit."
"Thalia, du musst wissen, dass es mir wirklich leid tut. Alles. Ich liebe dich, und ich würde es mir niemals verzeihen, wenn dir etwas passieren würde. Verstehst du?"
Ich nickte.

Den Rest des Tages verbrachte ich unter meiner Decke, weinend, und versuchte herauszufinden, ob ich es auch getan hätte. Ob ich sein Leben verraten hätte, um frei zu kommen. Und ich fand ehrlich gesagt keine Antwort.
Meine Rache brachte mir Genugtuung, aber das hier- es zeriss mich innerlich.

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