KAPITEL 14

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Menschen betraten meinen Raum.
Sie trugen weiße Kittel, schoben seltsame Geräte mit sich.
Ich konnte sehen.
Ihre Gedanken hören, während sie sprachen.

Unter mir, in den verdreckten Bett, lag mein Körper. Bleiche Haut, die Augen geschossen, aber ihr Hass war noch immer sichtbar.
Als ich sie verließ, ließ ich meine Gefühle bei ihr. Erinnerungen fügten mir damals mehr Schmerzen zu, als ein Mensch es je könnte.
Jetzt bin ich immun.

"Todesursache?"
"Das... das ist seltsam."
Es war eine junge Frau, die jetzt begann, irgendwelche Geräte an meinen Körper zu basteln.
Es war mir egal. Er gehörte nicht mehr zu mir, war Abfall. Ein Wrack gefüllt mit schmerzenden Emotionen.
"Sie ist erfroren."
"Wie ist das möglich?"
"Ich weiß es nicht. Aber das Ergebnis ist eindeutig, sie ist an Unterkühlung gestorben."
Jemand betrat den Raum.
"Könnt ihr sie wiederbeleben?" Fragte er.
Nein, nein, bitte nicht! Ich will nicht mehr zurück!
"Ist... ähm, war sie so besonders?"
"Für wen hälst du dich, dass du mich infrage stellen darfst?"
Ich kannte diese Stimme. Ignorierte sie.
Starrte stattdessen auf meinen Körper. Er ekelte mich an. Zerstörte Haut, Tränen um die Augen. Sie war verdreckt, zerstörte sich selbst durch diese Emotionen. Ich wollte nicht zurück. Ich wollte meine Reinheit behalten, in der Perfektion dieser Welt bleiben und beobachten.

"Es... Es tut mir leid" stammelte die junge Frau,
"Ich werde alles, was in meiner Macht steht, versuchen, um sie zu retten."

Retten? RETTEN!?
Ich bin erlöst, frei! Aber sie will mich wieder einfangen. In diesen Käfig aus Gefühlen und Schmerz.


Ich wollte gehen. Ich wollte weg.
Gibt es keinen Ort für Seelen wie mich?
Konnte ich die Erde verlassen, für immer?

"Unter keinen Umständen gehe ich zurück!" Schrie ich. Niemand bemerkte mich.
Langsam bewegte ich mich auf die Frau zu, ganz nah zu ihrem Ohr.
"Hör auf damit, oder du... du wirst..." ich hatte keine Ahnung, womit ich drohen konnte. Aber es war eh sinnlos. Sie konnte mich nicht hören.
Ich ging noch näher, durch ihr Ohr zu ihrem Gehirn.
Ich hatte keinen Körper, die Möglichkeiten meiner Selbst waren endlos.

Ich sah alles.
Schlechtes Gewissen, Reue.
Die Angst vor ihrem Boss und dem, was er tun würde, wenn sie scheiterte.
I

hr Stolz.
Ich kannte sie, besser als ich meine Beste Freundin kannte.
Aber ich suchte weiter, durch ihre Vergangenheit.
Die Geburt ihres Sohnes.
Ich spürte ihre Tränen, die sie verlor, als der Arzt sagte es wäre unheilbar. Er würde niemals laufen können.
Ich spürte ihre Liebe. Wie sie ihn vermisste, alles versuchte, um ihn das Leben zu schenken, dass er wollte.
Wie sie alles opferte, um ihn alles zu schenken.
Ihre Hochzeit. Das Lächeln, verliebt und jung.
Ihr Abschluss. Das Gefühl, endlich etwas geschafft zu haben.
Ich ging weiter.
Erste Schultag.
Sie kam nach Hause. Ein kindliches Lächeln auf ihren Lippen, ihr Herz schlug fröhlich.
Sie klingelte.
Niemand öffnete.
Sie klingelte nochmal.
Nichts.
"Hallo? Mami?" Rief sie.
Aber sie kam nicht.
"Daddy?"
Sie weinte. Ihre Eltern hatten sie vergessen?
Wieso?

Ich spürte die Welle ihrer Gefühle, fühlte jede Sekunde mit ihr.

Dann nahm sie sich zusammen. Stand auf und ging um das Haus. Ein Fenster war geöffnet.
Sie schmiss ihrer Ranzen in den Raum und kletterte nach.
Sie stand im Bad.
"Mommy?"
Es hallte an den Wänden zurück. Keine Antwort.
Sie setzte sich auf den Boden.
Die Dusche tropfte.
Sie ging hin.
Schob den Vorhang zur Seite.
Ich schrie auf. Ihr Mutter, oder besser der leblose Körper ihrer Mutter hing an einem Haken an der Wand. Ihr Blut tropfte.
Sie schrie mit mir. Rannte weg.
Hörte nicht, wie jemand das Fenster von außen zu warf und in den Schatten verschwand.

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