Chapter 21

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Für einen Moment verharrte ich noch bewegungslos, dann holte ich aus und verpasste der Kreatur mit den Krallen einen festen Hieb gegen die feuchte Schnauze. Sie jaulte laut auf, ein unnatürliches Geräusch, das mir die Haare zu Berge stehen ließ, und zuckte zurück. Ich fuhr herum und rannte los, nur weg von dem Vieh. Es dauerte nur Sekunden, bis ich sein Hecheln hinter mir hörte, es hatte sich anscheinend wieder gefasst und war mir dicht auf den Fersen. Ich fluchte und versuchte schneller zu laufen, während ich Bäumen und Ästen auswich und durch dorniges Gestrüpp hetzte. Und dann machte ich den Fehler, mich kurz umzudrehen. Ich wollte wenigstens wissen, was mich da verfolgte, wenn es mich schon mit größter Wahrscheinlichkeit zerfetzten würde, wie es kleine Kinder bei ihrem Geschenkpapier zu Weihnachten taten. Ich wollte wenigstens wissen ob Randall eine Chance hatte, zu entkommen. Riesige schwarze Klauen gruben sich in den moosigen Untergrund und rissen ihn auf wie nichts. Ich sah nach diesem Anblick zuerst nur den Körper. Er war komisch verformt; er hatte noch vage Ähnlichkeit mit einem Mensch, schien aber irgendwo zwischen der Verwandlung stecken geblieben zu sein. Der seltsam langgestreckte Torso war vollständig mit dunklem, kurzem Fell überzogen und stellenweise schimmerten die Rippen des Viehs durch, scharf wie kleine Messer. Einen Schwanz hatte es nicht. Die Haut an sich erschien mir beinahe ledrig, und es lief auf vier Beinen, war also dadurch klar im Vorteil. Es wälzte durch seine Größe, die sicher dreimal die Höhe und Masse eines Werwolfs ausmachte, einfach alles nieder was ihm im Weg stand. Aber das war nicht das, was mich am meisten schockierte. Sein Kopf ähnelte schon mehr dem eines Wolfs, bis auf die kurzen, beinahe schon stummeligen Ohren, und den widerlichen Geifer, der von seinen langen, gelben und spitzen Zähnen tropfte. Das, was mein Herz beinahe stehen blieben ließ, waren seine Augen. Sie waren absolut menschlich, von einem trüben, verzweifelten Blau. Die rasende Wut und der blanke Wahnsinn der aus ihnen sprach jagten mir eine tierische Angst ein. Das vor mir sah aus wie eine Kreatur aus der Hölle, aber es war einer von uns. Kathrina hatte einen Werwolf in dieses...dieses DING verwandelt...
All dies schoss mir durch den Kopf, in den paar Sekunden, die ich nach hinten schaute. Dann richtete ich meinen Blick wieder nach vorne und meine Gedanken rasten. Bald würde mich das Ding erreicht haben, und dann würde es mich auseinander nehmen wie eine Weihnachtsgans. Also verwandelte ich mich bei meinem nächsten Sprung. So war ich wenigstens schneller, wendiger. Ich wusste zwar nicht was mir das bringen sollte, aber naja. Ich raste um eine Kurve, schlitterte und prallte fast gegen einen Baum. Verdammt. Mit diesem sinnlosen Manöver hatte ich wichtige Sekunden verschenkt, und die Kreatur kam mir immer näher, mir war beinahe so, als könnte ich schon ihren fauligen Atem in meinem weißen Nackenfell spüren. Meine Beine zitterten schon vor Anstrengung, ich würde auch dieses Tempo nicht mehr lange durchhalten.
Ich brauchte eine Idee, und das schnell. Wild blickte ich mich um und entdeckte etwas, was mir zumindest eine Pause gönnen würde, und wenn mich heute nicht das Pech verfolgte, müsste mein Plan aufgehen. Ich kannte den Wald wie meine eigene Westentasche, und genau deshalb mied ich normalerweise diesen Teil davon. Je weiter ich rannte, desto mehr veränderte sich das Bild vor mir. Der Boden unter mir wurde weicher, und gab nach, und kurze Zeit später erreichte ich den Sumpf. Ein kurzer Schulterblick zeigte mir, dass das Monster gewaltig mit dem feuchten Grund zu kämpfen hatte, und durch sein enomes Gewicht immer wieder kurz einsank. Dennoch gab es die Verfolgung nicht auf. Auch ich kämpfte mich durch das unfreundliche Gelände, kam aber nun definitiv schneller voran als das Werwolf-Ding. Weniger Gewicht und meine Ortskunde retteten mir wohl gerade den Arsch, aber ich freute mich lieber noch nicht zu früh. Mit jedem Meter, den wir hinter uns ließen drangen wir tiefer ins Moor ein, und ich versuchte meinen Widerwillen zu überwinden. Im Sumpf geschahen seltsame Dinge, nicht natürliche, und selbst mir als Werwolf standen hier die Haare zu Berge. Eine Atmosphäre des Todes lag in der Luft, und ich hatte ehrlich gesagt noch nicht vor, heute zu sterben. Ich hoffte nur, dass Randall uns nicht folgte, oder ich durfte ihn später aus dem stinkenden Wasser zerren, falls ich ihn denn fand. Dass er sich hier zurecht fand, bezweifelte ich stark. Mehr und mehr wurde der Grund zu schlammigem Wasser und ich sprang nur noch mehr oder minder von einem Stein zum anderen. Das Biest hinter mir jaulte und knurrte angestrengt, böse, und ich blieb einen Moment stehen, um zu sehen, wie es sich hier schlug. Es watete durch den Sumpf und blieb immer wieder mit seinen...Pfoten...Händen? im Untergrund stecken und sank immer tiefer ein. Ich grinste schon beinahe, lange würde das Vieh nicht mehr durchhalten, und das wussten wir beide. Für einen Moment sahen wir uns in die Augen, und es schien abzuwägen. Es würde sterben, wenn es mir weiterhin folgte, und ich sah seinen panischen Blick, aber irgendwas trieb es dazu weiter zu laufen. Wahrscheinlich Kathrinas Fluch. Ich beobachtete es noch einen Herzschlag länger. Dann drehte ich mich um und lief weiter. Ich konnte nichts mehr für diese Kreatur tun; vielleicht war der Tod noch das Gnädigste, was ich ihr gewähren konnte. Einen halben Kilometer später war das Wesen verschwunden. Ich hatte noch einen grauenvollen Ton gehört, ehe sein Leben erloschen war, hatte mich aber nicht mehr umgedreht, weil ich selbst damit beschäftigt war, zu überleben. Inzwischen musste auch ich schwimmen, und das schwere, beinahe ölige Wasser zerrte an mir, genauso die Pflanzen, die sich immer wieder um meine Pfoten schlangen und mich hinab zu ziehen drohten. Tapfer hielt ich mich über der Wasseroberfläche und paddelte weiter, aber meine Kraftreserven waren erschöpft und ich war müde. Ich wusste dass es nicht mehr weit sein konnte bis der Sumpf endete, aber jeder Meter fühlte sich an als würde ich durch zähflüssiges, stinkendes Gummi schwimmen. Beim nächsten Schlag meiner Pfoten schluckte ich Wasser und hustete. Es gab hier nichts woran ich mich als Wolf festhalten konnte, und die Verwandlung zum Mensch und gleichzeitig schwimmen würde ich nicht überstehen. Wenn ich einmal unter Wasser war, würde ich nicht mehr auftauchen, das war mir in diesem Moment mehr als klar. Irgendwann, es fühlte sich nach Stunden an, konnte ich endlich das Ufer erkennen. Ich riss mich zusammen und versuchte nicht auf den letzten Metern zu ertrinken, und das Wasser wurde seichter. Ich spürte ein gleichmäßiges Pochen, laut und deutlich unter meinen Pfoten, als diese wieder Halt am Grund fanden. Beinahe wäre ich zurück geschreckt und abgerutscht, aber ich war so unendlich froh wieder Boden unter den Füßen zu haben, dass ich mich festklammerte. Der Herzschlag des Waldes?, zog es zäh durch meinen erschöpften Verstand. Die Dämmerung brach über mich herein und ich machte mir weder darüber wirklich Gedanken, noch sah ich die hunderte Paare von gelb leuchtenden Augen, die mich aus dem Wald heraus beobachteten, während ich mich ans Ufer rettete. Ich konnte mich noch gerade so herausziehen, dann verließ mich alle Willenskraft die ich hatte und ich brach an Ort und Stelle zusammen. Mit Mühe schaffte ich es noch, mich zurück zu verwandeln. Mein Körper schien der Ansicht zu sein, dass das Adrenalin meines Körpers damit nun komplett aufgebraucht war und schickte mich erfolgreich ins Land der Bewusstlosen. Schwärze umschlang mich, und das Letzte was ich hörte, war ein Rascheln im Gebüsch, dann war alles still.














Hi meine kleinen Wölfchen :)
So, endlich kommt auch von mir mal wieder ein neues Kapitel. Danke für eure Geduld xD Hab zur Zeit unter der Woche kaum Internet und bin total im Stress, aber jetzt: Tadaaaa *.* Hab mich mal an ein bisschen Spannung versucht xD Wie gefällts euch?
Würde mich riesig über Kommis freuen mit Feedback wie ihr den Verlauf der Story bisher findet, was ich noch besser machen könnte oder wer euer Lieblingschara ist :D
Und nochmal vielen vielen Dank für jeden Read und Vote den ich bekomme, ich freue mich jedesmals riesig! :)

Lg ♡ eure Nighthawk 96

Wolf Pack - Completely InsaneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt