Eine innere Ruhe erfüllte mich, die ich schon lange nicht mehr gespürt hatte. Denn jetzt tat ich das, was ich am Besten konnte: Ich entwarf einen Plan in meinem Kopf. Dazu brauchte man eine Idee, Mut, und ein bisschen Wahnsinn. In unserem Fall vielleicht auch ein bisschen viel Wahnsinn. Naja. Jedenfalls hatte ich beide Rudel komplett zusammengerufen, wir hatten uns draußen in einem Kreis im Garten zusammen gesetzt und besprachen das Nachfolgende.
"Wir werden Kathrina noch im Morgengrauen angreifen", erklärte ich den Anwesenden ruhig. "Uns läuft die Zeit davon und diese Monster, die sie oder wer auch immer erschaffen hat, laufen hier im Wald herum. Wer weiß wann sie auf die Idee kommen über das Haus herzufallen, vor allem jetzt, wo Randall verletzt ist." Ich verdrängte den Gedanken an ihn, nur so konnte ich stark bleiben. Einige sah ich zustimmend nicken, andere blickten eher zweifelnd drein, aber ich sprach unbeirrt weiter. "Wir müssen uns aufteilen. Nicht alle können mit uns in den Kampf kommen. Dennoch brauchen wir so viele an unserer Seite wie möglich, aber schutzlos werde ich sicher keine Kinder zurück lassen." Ich blickte zu den Jüngsten in der Gruppe. "Ciara und Finn, ihr müsst auf jeden Fall hier bleiben. Eure Mutter würde mir jeden einzelnen Knochen im Leib brechen wenn euch etwas passieren würde." Ich ließ ein vages Grinsen aufblitzen. "Und Nick, ich nehme an dass du gut auf deine Geschwister aufpassen wirst, oder?" Er knirschte mit den Zähnen und es sah kurz so aus als wollte er etwas dagegen einwerfen, dann seufzte er aber.
"Ja, werde ich."
Dann sah ich zu Joey. Bevor ich auch nur den Mund aufmachen konnte, war er schon aufgesprungen. "Oh nein, Dess. Ihr lasst mich nicht hier zurück nur weil ich jünger bin als ihr. Ich kann helfen!" Ich hob eine Augenbraue. "Das weiß ich, Kleiner, aber wir brauchen Leute die das Haus beschützen." Er schüttelte den Kopf und verschränkte trotzig die Arme. "Ich bin gut, Dess. Das weißt du!"
Ich musterte ihn noch einmal, dann nickte ich schließlich. "In Ordnung. Irgendwelche Freiwilligen, die hier bleiben wollen?" Zögernde Stille war die Antwort, bis sich Emma räusperte. "So gerne ich diesen Arschlöchern auch eine verpassen möchte, ich bin Heilerin und Randall braucht eine. Auch wenn jemand im Kampf verletzt werden sollte, benötigt ihr jemanden, der sich darum kümmert. Außerdem kann ich auch kämpfen. Das heißt, ich kann sie auch im Notfall beschützen." Irgendwie war ich von ihrem Vorschlag erleichtert, zumindest sie war für den Augenblick aus der Schusslinie. Andererseits fehlte uns dadurch ein Kämpfer, aber es war das einzig Sinnvolle. "Gut. Vielleicht kann dir Jane helfen?" Suchend blickte ich in der Menge umher, bis ich sie entdeckt hatte. Irgendwie wirkte ihr Freund Mike bei dem Vorschlag sehr erleichtert drein - ich konnte es ihm nicht verdenken. Sie stimmte zu.
Dann erhob ich mich anmutig und klatschte in die Hände. "Jetzt kommen wir zum spaßigen Teil. Wenn ihr mir alle bitte mal folgen würdet." Ich lief ins Innere des Hauses und Gemurmel breitete sich aus. "Es gibt hier auch einen spaßigen Teil?", hörte ich Claire murmeln. "Oh ja", erwiderte ich und stellte mich im Wohnzimmer vor das Bücherregal. "Oldschool", meinte ich grinsend und zog ein Buch heraus. Daraufhin schob sich das Regal mit einem Knarzen zur Seite und offenbarte eine verborgene Tür. "Muss mal wieder geölt werden, das Ding", murmelte Ray unbeeindruckt und die anderen blinzelten verwirrt. "Wir haben sowas?", fragte mich Leroy verblüfft und ich zuckte die Schultern. "Nate hat mich paranoid genannt, aber ich bin eben gerne vorbereitet für den Ernstfall, da dieses Rudel das Chaos förmlich anzieht. Nur die Alphas und Betas der beiden Rudel wussten davon." Schnell schloss ich die Tür auf und schaltete das Licht ein. Neben vielen Spinnweben und einem leicht muffigen Geruch kamen ein paar Treppenstufen aus Stein zum Vorschein. "Ich wusste dass wir irgendwo so ein Ding haben!", freute sich Joey mit einem breiten Grinsen im Gesicht und gab Riley ein High-Five. Ich verdrehte die Augen, schmunzelte aber. Dann ging ich voran und führte die anderen die Stufen hinab. Unten angekommen betätigte ich wieder einen Lichtschalter und meinte stolz: "Herzlich willkommen im Keller unseres Hauses." Vice atmete scharf ein und ich dachte ihm fielen seine Augen aus dem Kopf. So erging es ebenfalls einigen der anderen Wölfe. "Das ist kein Keller, das ist eine scheiß Waffenkammer", hauchte Darren verblüfft und beeindruckt. Lange Schränke und Vitrinen nahmen so gut wie jeden Zentimeter des großen Raumes ein. Von Pistolen über Revolver bis hin zu Maschinengewehren, über Schwerter, Dolche und Katanas gab es hier alles. Ich zuckte die Schultern. "Jeder hat seine Hobbys."
Wir liefen durch die Reihen und ich rüstete die Anwesenden aus. Vornehmlich verzichtete ich auf zu große Waffen und tätschelte meine Kalaschnikov bedauernd. Diese kleinen Babys würden zu viel Aufmerksamkeit erregen und waren zu unhandlich für einen Nahkampf. Und wir wollten ja eigentlich kein Massaker anrichten, nur die Rudelführung ausschalten. Eigentlich. "Das wird ein Massaker", stellte Mike trocken fest. "Ich weiß", seufzte ich. "Aber wie willst du gegen einen dieser riesigen Monster-Werwölfe sonst ankommen? Mit ein bisschen Liebe und Zärtlichkeit? Ich glaube nicht, dass uns das viel bringt."
Joey inspizierte genau eine mittelgroße Streitaxt und ich sah das Leuchten in seinen Augen. Sogar Nate war nicht so mürrisch wie sonst und sah sich die Waffen neugierig an, zusammen mit Amber. Auch er war schon lange nicht mehr hier unten gewesen. "Ihr könnt die Waffen nur verwenden, solange ihr euch nicht verwandelt, sonst sind sie für die Katz. Aber ich denke mir, das ist besser als nichts. Aber nehmt bitte nur Dinge, die ihr auch benutzen könnt. Es bringt uns rein gar nichts, wenn ihr euch im Kampf den Fuß wegschießt!" Ich blickte vielsagend zu Leroy, der gerade eine Pumpgun anvisiert hatte und nun unschuldig pfeifend in eine andere Richtung abbog. "Ich kann euch in den wenigen Stunden, die uns bleiben nicht trainieren, aber ihr wisst selbst was ihr könnt und was nicht. Also, hier ist genug Auswahl, macht was draus."
Damit überließ ich sie dem Herumstöbern. Meine eigenen Waffen waren in einem separaten Schrank weggesperrt, was ich gerade nahezu glückselig zur Kenntnis nahm. Zwei großkalibrige Pistolen, ein Messer und meine beiden absoluen Lieblinge - zwei Katanas. Ich liebte diese Dinger abgöttisch und ich wusste, dass sich das Training, damals als Kampfsport deklariert, irgendwann einmal auszahlen würde. Ich hatte sogar so ein hübsches Ding, das ich mir umschnallen konnte und in dem bequem alle meine Waffen Platz hatten, bis auf das Messer mit seiner ca 10cm langen Klinge. Das hatte einen Ehrenplatz in meinem Stiefel. Irgendwie fühlte ich mich ein bisschen wie eine Mischung aus Deadpool und der Tussi aus Kill Bill. Leroy legte mir einen Arm um die Schulter. "Erinner mich daran, niemals Streit mit dir anzufangen, Süße." Seine Augen glitzerten. Zwar verhielten wir uns alle hier zu 90% wie Menschen, aber tief in uns saß das Tier, das uns in Wölfe verwandelte. Und das würde einen höllischen Spaß an diesem Blutbad haben, so ungern ich das auch zu gab. Ich spürte die Vorfreude schon jetzt durch meine Adern prickeln. Krieg war schrecklich, es war ein Spiel um Leben oder Tod, eine Art Russisch Roulette, aber es lag uns im Blut, zu jagen und zu töten. So war es nunmal einfach. Nur weil wir das Monster in uns angekettet hatten und uns äußerlich wie kuschelige Welpen verhielten, musste das noch lange nicht heißen, dass wir es nicht irgendwann einmal zum Spielen von der Leine ließen.
Ich lief eine Runde und begutachtete die Auswahl der einzelnen Rudelmitglieder genau. Vice war der Einzige weitere mit einem Katana, und ich hoffte wirklich, dass er sich damit keine Gliedmaßen abschneiden würde. Die Dinger waren schließlich keine Küchenmesser, rasiermesserscharf und scheiße teuer dazu. Ich schnaubte amüsiert und lief weiter. Joey war tatsächlich bei der Streitaxt hängen geblieben und Mike hatte...wie hießen die mit spitzen besetzten Dinger nochmal, die in Filmen immer von Pseudo-Rittern klischeehaft geschwungen wurden? Ach ja, einen Morgenstern. Entsetzt blickte ich ihn an. "Wir haben sowas?!"
Er ließ das Ding einmal in seiner Hand kreisen. "Wieso fragst du mich das? Ist doch dein Keller." Brummelnd ging ich weiter. "Hab minimal den Überblick verloren." Auch die Wahl der restlichen Werwölfe sah gut aus, nur Darren musste ich eine weitere AK-47 wegnehmen, und Xander dazu überreden, sich wenigstens überhaupt mit Messern zu bewaffnen. Louis und Leroy hatten sich jeder ein Schwert geschnappt, und Lily und Mina waren mit Revolvern und Pistolen eingedeckt. Auch die, die im Haus blieben bewaffneten sich, nur zur Sicherheit. "Also", meinte ich, nachdem etwas Ruhe eingekehrt war. "Denkt daran. Alles was Kugeln beinhaltet, bitte nur auf die Monster abfeuern. Wir töten keine anderen Wölfe, außer wir kommen nicht mehr anders dran vorbei. Vielleicht erscheint einigen von euch die Bewaffnung unfair, und ihr meint wir sollten altmodisch Zähne gegen Zähne und Klauen gegen Klauen kämpfen. Aber diese Verrückten auf der anderen Seite der Grenze haben riesige Killermaschinen-Werwölfe und Magie der fiesesten Sorte auf ihrer Seite und wer weiß was noch, also halte ich das hier für angemessen. Ray, Mike, Nate, Mina und ich werden als Team an der Spitze agieren und versuchen, Kathrina und Noah auszuschalten. Wir werden versuchen, sie zu überraschen. Geht in Deckung wenn für euch auch nur im Entferntesten etwas nach Magie riecht, wir wissen immer noch nicht ob Kathrina die Magierin ist oder ob es jemand anders aus dem Rudel ist. Noch irgendwelche Fragen?" Ich blickte in die Runde und Joey hob den Arm. "Ja?"
"Wohin führt die Tür dahinten?", fragte er, ohne auch nur einmal Luft zu holen. Nate und ich wechselten einen panischen Blick.
"N-Nirgendwohin. Die ist abgesperrt und...zugemauert. Genau. Und jetzt raus hier unten, wir gehen wieder hoch." Ich zupfte am Kragen meines T-Shirts und Emma lehte sich grinsend zu mir rüber, als sich die Menge in Bewegung setzte. "Du bist total rot angelaufen. Was ist wirklich hinter dieser Tür?"
Ich lachte, und es hörte sich selbst in meinen Ohren leicht hysterisch und peinlich berührt an. "Das willst du gar nicht wissen, glaub mir."Sooo, hallo meine lieben Wölfchen! :D
Als kleine Entschuldigung dafür, dass ich die letzte Zeit so unregelmäßig update, ist dieses Kapitel etwas länger als sonst. Ich weiß, ist nicht viel, aber hey, es ist zumindest ein Anfang 😇
Wär total lieb wenn ihr mir Feedback da lassen würdet und mir mal sagt ob euch gefällt, in welche Richtung sich die Geschichte und ihre Charas entwickeln, etc. :)
Danke für all die Unterstützung! Hab euch alle lieb, und heult mit dem Wolf Pack den Mond an :D
AwwwwwwwEure Nighthawk96 ♡
![](https://img.wattpad.com/cover/43775787-288-k666073.jpg)
DU LIEST GERADE
Wolf Pack - Completely Insane
Hombres LoboEin Rudel Werwölfe zu beaufsichtigen ist in etwa so, als wäre man Kindergärtnerin, nur mit mehr Zähnen und Fell, versteht sich. Und als weibliche Alpha ist die ganze Sache noch schlimmer, vor allem wenn der Kerl, mit dem du dieses Chaos eigentlich f...