Kapitel 13 • Lucia

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Ich schaute aus dem Fenster. Die Skyline von New York erstreckte sich vor uns. Die untergehende Sonne tauchte alles in goldenes Licht, es sah wunderschön aus. Auf Thomas Lippen lag jetzt dieses Dauergrinsen, welches mir schon echt Angst machte. Auch Santana war großartig gelaunt. Sie drückte ihren Rücken enger in den Sitz und ihr Lächeln wirkte fast schon so, als wolle sie jemanden damit aufreißen.

Nach einer Stunde Fahrt durch New York war Santana wohl mit den Nerven fertig. Jetzt fuhren wir durch das Gangviertel, jedenfalls ließ sich das durch die ganzen düster aussehenden Typen erschließen, die an den Autos vorbeiliefen. Obwohl die Scheiben verdunkelt waren, zog ich meinen Kopf vom Fenster zurück und rutschte mehr in die Mitte der Sitzbank, bis mein Oberschenkel an Thomas' Bein stieß. "Schiss?" fragte er amüsiert, aber ich nickte todernst. "Keine Sorge, die da sind nicht gefährlich. Das sind alles reiche Kids, die sich solche Gangsterklamotten anziehen um cool zu sein. Die, die du fürchten solltest, sind die, die sich wie ich kleiden. Lederjacke, Jeans, dunkle Shirts. Wir wollen nicht auffallen, aber trotzdem nicht wie normale New Yorker aussehen." Ich nickte. "Hey, du zitterst ja richtig." stellte Thomas lächelnd fest. Tatsächlich, meine Hände zitterten, wurden schwitzig und ich kaute auf meiner Lippe herum. Er legte seinen Arm um mich, und ich dumme Kuh ließ es natürlich mal wieder zu. Aber es fühlte sich gut an, irgendwie war wieder dieses Gefühl von Geborgenheit da. Ich legte mehr oder weniger unbewusst meinen Kopf auf seiner Schulter an und somit vertiefte er diese Art Umarmung, indem er mich enger an sich zog. "Hätte gar nicht gedacht, dass du so ein Schisser bist, nachdem du dich so mutig in unser Versteck getraut hast." "Das war was anderes. In Mercy Falls ist mein Zuhause. Da habe ich keine Angst, aber in der Großstadt an der Seite von der Gang in New York ist das was anderes." "Immerhin hast du verstanden, dass du kein normales Opfer bist, sondern zu uns gehörst." sagte Santana und schaute mich durch den Spiegel an. Ich nickte müde und schloss die Augen ein bisschen.


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"Lucia, wach auf." Ich öffnete meine Augen und schaute zu Thomas. "Wie lange hab ich geschlafen?" "Eine halbe Stunde ungefähr. Wir sind da." Ich richtete mich auf und bemerkte, dass ich die ganze Zeit an Thomas gekuschelt geschlafen hatte. Etwas verlegen schaute ich aus dem Fenster. Wir standen in einer Lagerhalle, die aber abgesehen von vielen Autos komplett leer war. Thomas öffnete die Autotür und stieg mit mir aus. Die Luft war kühl und automatisch überzog eine Gänsehaut meine Arme.

Ich folgte Thomas und Santana durch einen engen Seitengang, bis wir an einer dicken Stahltür stehenblieben. Santana tippte wild auf dem Pad rum. Es war auch so eins, das ich im Theater gesehen hatte. Die Tür sprang einen Spalt weit auf und Santana drückte die Tür auf. Thomas hatte seine Hand auf meinen Rücken gelegt und schob mich somit weiter nach vorne. Wir standen in einer riesigen Halle. Überall lagen Matten auf dem Boden, es standen riesige Regale mit Waffen drin mitten im Raum und von weitem erkannte ich Schießstände wie auf dem Jahrmarkt. Ein bisschen erinnerte mich das alles an das Trainingscenter von "Tribute von Panem". Es hingen auch vereinzelt Boxsäcke über den Matratzen. Eine andere Tür wurde mit einem tiefen Grummeln geöffnet und gleich darauf lief eine kreischende Asiatin uns entgegen. "Lydia, Allison!!!" Sie brüllte die Namen aus voller Seele und rannte auf beide zu. Die drei Mädchen fielen sich um den Hals und lachten lautstark dabei. Ein paar andere Jungs begrüßten Thomas und den Rest, auch Santana wurde mehrfach umarmt. Ich stand wie eine dumme daneben und guckte zu, jedenfalls bis Thomas sie alle um Aufmerksamkeit bat.

"Okay Leute, erstmal schön, euch alle wiederzusehen. Wie ihr schon wisst, ist unser Plan aufgegangen und Lucia ist jetzt hier." Während er das sagte, schob er mich vor sich und legte dabei seine Hände auf meine Schultern. Ich fühlte mich wie ein Grundschulkind, das der ganzen Klasse vom Lehrer vorgestellt wurde. Dutzende Augenpaare lagen auf mir und glotzten mich an. Mehr als die Hälfte waren Jungs, aber ich sah auch viele Mädchen. "Ich will, dass sie ganz normal behandelt wird. Aber sollte ihr etwas zustoßen, werde ich mich höchstpersönlich an der Person rächen. Ist das klar?" Alle nickten. "Gut, dann herzlich Willkommen Engelchen." sagte er etwas leiser, damit es nicht jeder hörte. Santana grinste mich trotzdem breit an. "Na los, ich gebe dir ein paar frische Klamotten." Sie zog mich am Handgelenk mit in einen weiteren Flur.

Sie stieß eine Tür auf und ein schönes Zimmer kam zum Vorschein. Vorallem der große Schrank fiel mir sofort auf. Santana ging auf den Schrank zu und begann, darin herumzuwühlen. Irgendwann steckte sie dann ihren Kopf wieder raus und warf mir irgendeinen Fummel zu. Erleichtert erkannte ich, dass es sich um eine gewöhnliche olivfarbene Hose und ein schwarzes Shirt handelte. Sie hingegen hatte sich irgendeinen Lederfummel rausgesucht, den ich jetzt aber nicht weiter kritisieren wollte.








Flashlight (German Thomas Sangster FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt