Kapitel 26 • Lucia

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Das Mädchen lief durch den Raum, schaute sich die Bilder an, benutzte Santanas Lippenstift und trug ihr Parfum auf. "Ich bin überrascht, dass es so einfach war, dich zu kriegen. Ich dachte wirklich, Thomas würde dich besser beschützen." Sie drehte sich zu mir um. "Was wollt ihr?" fragte ich zwischen zusammengepressten Zähnen. "Wir wollen, dass Thomas Sangster leidet. Und es ist kein Geheimnis, dass der süße, kleine Tommy sein Herz an dich verloren hat. Tut mir echt leid, dass du da mit reingezogen wurdest, aber das sind eben die Konsequenzen, wenn er sein Gesicht zwischen deinen Brüsten vergräbt." Als sie das sagte, wankte ich herum, weil ich ihr am liebsten an die Gurgel gegangen wäre. "Nanana, sei bloß vorsichtig. Nicht, dass du dich verletzt." Sie fuhr sich durch die dünnen Haare und zog sich einen Stuhl direkt vor mich. Sie schlug die Beine übereinander und starrte mich an. "Wer bist du?" Sie lachte. "Ich bin Shelby. Sag bloß, Tommy hat dir nichts von mir erzählt." Ich schüttelte den Kopf. "Na dann mache ich das. Also, bevor er seine Leidenschaft für minderjährige Teenager entwickelt hat, stand Thomas mehr so auf Powerfrauen. Und so kam es, dass ich gelegentlich mit ihm im Bett gelandet bin. Aber wie es das Schicksal wollte, zeigte ich ihm irgendwann mal ein Bild meiner Cousine. Und siehe da, neben Kenna saßt du. Also echt, hätte ich damals gewusst, dass er sich in dich verlieben würde, hätte ich ihm das Bild nie im Leben gezeigt." Ich verstand langsam und konnte mein Zittern nicht mehr unterdrücken. Leider zeigte sich dieses ziemlich stark, weil ich immer noch an meinen Armen von der Decke baumelte. "Du bist seine Exfreundin und Kennas Cousine?" fragte ich, obwohl ich meine eigene Stimme kaum noch hörte. Sie nickte. "Tommy hat mich damals fallen gelassen, jetzt tue ich ihm das selbe an.".

Sie stand auf und zog ein Messer hervor. Noch bevor ich ein Wort sagen konnte, drückte sie es mir an den Hals. "Ein Wort und du bist toter als so manch einer der Sangster's Gangsters." Ich hörte hinter mir ein Rascheln. "Shelby, was hast du vor?" "Halt die Klappe." antwortete sie auf Dereks Frage. "Das war nicht Teil des Plans. Wir hatten eine Abmachung!" "Versprechen sind da, um gebrochen zu werden." zischte sie zurück und schaute ihn eindringlich an. Die beiden standen sich gegenüber und starrten einander an.

Mit einem Ruck öffnete sich die Tür und Liam kam rein. Ich wusste nicht viel über ihn, nur dass er und Thomas nicht gerade beste Freunde waren und er derjenige war, der Kenna viel zu fest gepackt hatte. Shelby drehte sich mit einem breiten Grinsen um. "Liam, da bist du ja endlich." Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn. Das Messer fiel mit einem Klirren auf den Boden. Angeekelt rümpfte Derek die Nase und schaute sich um, aber mied jeden Augenkontakt mit mir. Langsam löste sie sich von ihm und fuhr sich mit dem Daumen über die Lippe. Liams Blick traf meinen und nun konnte ich die Tränen endgültig nicht mehr zurückhalten. "Wieso?" flüsterte ich. "Bitte halt einfach den Mund." sagte er monoton. "Also, wo waren wir doch gleich?" fragte Shelby wieder. Sie hob das Messer auf und bewunderte die silberne Klinge. Locker drehte sie sie immer wieder in ihrer Hand. "Warum beendest du es nicht endlich?" "Ich warte auf den Moment, wenn Thomas wie der Held, der er zu sein glaubt, hier rein stürmt und ich genau in dem Moment seinem Schützling die Kehle durchschneide." sagte sie mit einem diabolischen Grinsen. Sie alle hatten ihren Blick auf mich gerichtet, und so bemerkte niemand, wie sich von hinten eine weitere Person in den Raum schlich. Die schwarzen Locken, die bei jedem Schritt auf und ab wippten. Die angespannten Arme und der konzentrierte Blick. Allison ging mit einer fließenden Bewegung nach vorne und stach das Messer in ihrer Hand tief in Shelbys Rücken. Ein erstickter Laut kam aus ihrer Kehle. Sie ging in die Knie und sank auf den Boden. Ihre Augen waren weit aufgerissen und ihre Lippen formten lautlose Worte. Um sie herum bildete sich eine große, rote Pfütze. 

Sofort stürzte Liam sich auf Allison und der Kampf begann. Ich wartete nur auf den Moment, in dem Derek Liam zur Hilfe eilen würde, aber er stand wie versteinert da. Dann zog er ein Taschenmesser hervor und drehte sich zu mir. Ich schloss meine Augen. Ich war bereit, zu sterben. Doch anstatt mir die Kehle durchzuschneiden, rieb er die scharfe Klinge immer wieder an den Seilen, die meine Hände oben hielten. Als er sie durchtrennte, stürzte ich beinahe ungehalten auf den Boden, aber er fing mich auf. "Keine Angst." "Wieso tust du das?" fragte ich hastig. Er beugte sich nach unten und machte sich an meinen Fußfesseln zu schaffen. "Ich habe einen Kodex, ich verletze keine Kinder." Ich befreite mich aus den Seilen, doch er packte mich am Handgelenk. "Versprich mir, dass mich deine Rettung nicht tötet. Shelby hat mich bedroht, sie hat meine Schwester. Bitte." Ich nickte. Und dann kam meine endgültige Rettung.


Flashlight (German Thomas Sangster FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt