Kapitel 19 • Lucia

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Dieses Kapitel widme ich... wem soll ich das denn widmen? Ich widme es jetzt einfach mal badgirlmodus , weil sie mir auch als treue Leserin sehr ans Herz gewachsen ist.


Ich rannte geradewegs durch die Halle. Ich hörte Santana hinter mir rufen und die Absätze ihrer Lederstiefel hallten über den Boden. Es war mir ein Wunder, wie sie mit den Dingern rennen konnte. Ich rannte schneller, so schnell ich konnte. In meinem Kopf blitzten Bilder auf. Thomas, wie er über dem Jungen hockte und auf ihn einschlug. Santana, mit geweiteten Augen, als sie mich erkannte. Die Säule im Theater, an der ich atemlos vorbeilief, Kenna direkt hinter mir. Kenna, wie sie atemlos die Hände auf die Knie gestützt hatte und nach Luft geschnappt hatte.

Mittlerweile war ich etwa in der Mitte der Trainingshalle angekommen. Der Ausgang lag zu meiner linken. Ich dachte nicht nach, sondern rannte auf die Metalltür zu. Von innen ließ sie sich ganz normal öffnen. Ich drückte die Klinke runter und stürmte durch den engen Gang in das Lagerhaus. Ich hatte keinen Führerschein, also konnte ich keines der Autos klauen. Ich lief also weiter, nach draußen.

Es war das erste Mal, dass ich komplett verloren war. Der kalte Wind wehte um meine Ohren, es regnete ganz fürchterlich und ich hatte immer noch keine Schuhe an. Ich lief aber tapfer weiter, wenn auch etwas langsamer. Mir folgte niemand mehr. Ob sie mich wirklich so leicht aufgaben? Bestimmt nicht. Thomas war mir bestimmt auf den Fersen, er hatte wohl irgendwie den Alarm oder was weiß ich was angeschaltet, damit jetzt alle aufwachten und nach mir suchten. Jedenfalls war das die einzige Erklärung, die ich für die Tatsache hatte, dass nur Santana mir gefolgt war.

Ich stapfte etwa eine halbe Stunde durch die Bronx, dann sah ich ein schäbiges Pub. Ich überlegte, ob ich da wirklich reingehen sollte. Schließlich hatte Thomas mich gewarnt. Aber sollte ich ihm wirklich noch glauben? Nachdem er mich nichtsahnend weiterschlummern hat lassen, nur um irgendwelche Leute zusammenzuschlagen? Nein, ich musste da rein. Vielleicht konnte ich ja von da aus die Polizei anrufen. Die würden mich abholen und zurück nach Hause bringen. Und wo Thomas sich versteckte, konnte ich ihnen auch gleich noch sagen.

Ich öffnete also die klapprige Tür zu dem Pub. Mit einem Stoß kam mir der starke Geruch von Alkohol und Nikotin entgegen. Zögernd trat ich ein. Es gab nicht besonders viele Tische, allgemein war das ganze ziemlich klein. Die meisten Typen sahen ziemlich unheimlich aus, eben so typische Nachtgestalten. Zitternd ging ich auf die Bar zu und setzte mich schließlich auf den Lederhocker. Die tätowierte Frau drehte sich zu mir um. Sie hatte einen ziemlich männlichen Körperbau und ihre schwarzen Haare zu einem hohen Zopf oben auf ihrem Kopf zusammengebunden. Ich spürte alle Blicke auf mir und wünschte mir verdammt stark, hier mit einem der Sangster's Gangsters zu sein. "Was darf's sein?" fragte die Frau hinter der Theke monoton. "Ähm, also, ich-ich bräuchte mal ein Telefon." "Wir sind keine Telefonzelle. Entweder du bestellst was, oder du gehst wieder." Ich seufzte. "Dann mach ihr mal einen Drink Esther.".

Ich schaute nach rechts, zu dem Typen, dem die rauchige Stimme gehörte. Er war großgewachsen, hatte dunkelblonde bis braune Haare und einen Dreitagebart. Er rutschte ein paar Hocker auf und saß nun neben mir. "Also, was verschlägt ein kleines, minderjähriges Mädchen in die Bronx und dann auch noch in so ein Pub?" Ich fummelte an meinen Nägeln herum. "Naja, ich war mit ein paar Freunden unterwegs. Aber wir haben uns gestritten und ich bin weggelaufen. Jetzt weiß ich nicht, wie ich wieder nach Hause komme." "Wie heißt du?" Ich überlegte, ob es schlau war, ihm meinen Namen zu nennen. "Lucinda." sagte ich also stattdessen. "Ein seltener Name für die heutige Generation." "Ja, meine Eltern bestehen auf sowas." Er nickte. Die Frau hinter der Theke, die wohl Esther hieß, schob mir ein Glas zu. "Ich bin Sam. Ich bin Stammkunde hier. Du hast Glück, normalerweise treiben sich hier noch viel schlimmere Gestalten rum. Jede Menge Verbrecher, manchmal sogar Thomas Sangster." Ich verschluckte mich an dem nach Minze schmeckenden Getränk und Sam klopfte mir auf den Rücken. "Thomas Sangster war hier?" Sam fuhr sich durch die Haare. "Ja, leider. Ihm habe ich das hier zu verdanken." Er schob seinen Ärmel des Hemdes hoch und eine lange Narbe auf seinem Oberarm kam zum Vorschein. "Was ist passiert?" "Lange Geschichte. Jedenfalls darf man ihm nicht trauen. Weder ihm noch sonst irgendwem seiner Freunde, die ticken alle gleich." Ich hörte ihm zu, während ich mehr von dem Getränk schluckte. Es prickelte angenehm, und ziemlich sicher war auch Alkohol drin. "Wo wohnst du denn? Vielleicht kann ich dich ja nach Hause fahren." "Ich wohne weit weg, ich bin hier nur für ein paar Tage." "Wo genau?" "Mercy Falls. Das ist wirklich ganz am Arsch der Welt, im Süden von Minnesota." "Wo wohnst du denn in der Zeit? Dann kann ich dich dahin bringen." Ich kratzte mich nervös hinter meinem linken Ohr. "Das geht nicht, ich habe bei diesem Freund gewohnt, mit dem ich mich gestritten habe." Gerade wollte Sam antworten, da wurde die Tür des Pubs aufgerissen und ein Schwall kalter Luft schlug mir entgegen.








Flashlight (German Thomas Sangster FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt