Keine zwei Minuten nachdem Kenna aufgelegt hatte, sah ich sie auch schon von weitem über die Straße eilen. In diesem Moment fuhr der schwarze Wagen los. Mit gefühlt 180 fuhr er durch unsere friedliche Straße. Kenna wich dem Wagen gerade noch so aus und fiel dafür auf ihr Hinterteil. Aber wenn Santana Lopez auf dem Beifahrersitz saß, dann müsste Thomas Sangster ja... Nein, das war absurd. Das hatten wir doch schon, Lucia. Thomas hätte hier nichts verloren. Aber wieso trieb sich Santana dann hier rum? Hieß es nicht immer, die beiden würden jede Mission gemeinsam lösen, weil sie wie Geschwister waren?
Ich schaltete mein Gehirn aus, stürmte die Treppe runter und riss meine Jacke von der Garderobe. "Schatz, wo willst du denn so früh schon hin? Geht es dir besser?" "Ähm, ja...", stammelte ich, "Kenna und ich treffen uns und fahren ein bisschen mit den Fahrrädern rum." Oh Mann, ich war echt eine schreckliche Lügnerin. Aber meine Mutter glaubte mir natürlich. "Viel Spaß, aber sei bis zum Abendessen wieder da." Ich nickte schnell, dann verließ ich das Haus. Kenna kam gerade schwer atmend vor meiner Veranda an. "Verdammt, dieser Wagen hätte mich fast umgemöllert, hast du das gesehen?" Ich nickte nur hastig und griff sie bei der Hand. Ich rannte zur Einfahrt, da lehnte mein Fahrrad an dem Garagentor. "Warte, warum rennst du schon wieder?" japste Kenna. "Ich habe eine Idee, aber wir brauchen die Fahrräder." "Was? Hättest du das nicht früher sagen können?" fragte sie und seufzte. "Da dachte ich noch nicht, dass es so wichtig wäre. Jetzt komm, du nimmst einfach das von meiner Mutter." "Na super." murmelte sie, schob es aber aus der Garage. Dads Auto stand eh fast nie hierdrin, deswegen sammelten sich hier alle möglichen Spielzeuge und Sommeraktivitäten wie eine Rutschbahn oder ein alter Swimmingpool.
Wir radelten los. "Was hast du eigentlich vor?" rief Kenna mir von der Seite zu. "Erstens, schrei nicht so, ich versteh dich auch so. Zweitens, hinterlässt der Wagen Bremsspuren, auch wenn er abbiegt. Wir verfolgen die Spuren einfach und dann wissen wir, wo sich Santana aufhält." "Und was machst du, wenn du es weißt? Die sind bestimmt schwer bewaffnet und haben alles komplett abgesichert." Ich biss mir auf die Unterlippe. "Darüber hab ich noch nicht nachgedacht..." gab ich zu. Ich war mir ziemlich sicher, dass Kenna sich einen Facepalm gegeben hätte, wenn sie nicht so krampfhaft das Fahrrad umklammern würde.
Wir verfolgten den Wagen etwa zehn Minuten lang, dann hörten die Spuren auf. Und in dieser Straße gab es durchgehend verlassene Gebäude, die sich allesamt perfekt als Versteck für Verbrecher eigneten. "Was meinst du, wo stecken sie?" fragte Kenna. Ich hörte die Angst in ihrer Stimme. "Ich weiß nicht..." Ich schaute mir die Gebäude genauer an. Dann hatte ich einen Geistesblitz. "Natürlich, das Theater!" "Das...Theater?" fragte Kenna und der Spott in ihrer Stimme war nicht zu überhören. "Ja, das Theater! Kein anderes Gebäude von denen hier hat einen Hinterhof, auf den man auch zugreifen kann, ohne das Gebäude vorher zu betreten." Sie schaute mich fragend an. Ich seufzte und fuhr mir durch den Ansatz. "Kenna. Siehst du hier irgendwo das Auto?" Ich klang, als würde ich mit einem Kleinkind reden. Sie schüttelte den Kopf. "Siehst du? Das heißt, sie haben es auf einem Hinterhof geparkt. Und das einzige Gebäude mit Hinterhof ist..." Sie unterbrach mich mit einem lauten "Aaaaaah." und haute sich gegen die Stirn. "Sorry, ich schlafe noch halb. Aber... willst du da jetzt rein?" Ich überlegte kurz, dann nickte ich.
Wir stellten die Fahrräder davor ab und schauten uns noch mal um. Niemand schaute uns komisch an, wahrscheinlich waren sie es noch von früher gewohnt. Oder sie ignorierten uns einfach. Beides war dem ein oder anderem hier zuzutrauen. "Komm." ich deutete mit dem Kopf auf den Hinterhof. "Oh Gott Lucia, ich fühl mich echt nicht wohl dabei." murmelte sie und eilte schnell hinter mir her. Sie umklammerte meinen Arm. Mit jedem Schritt wurde ich aufgeregter. Ich hatte natürlich schon Angst, aber die Neugier überwiegte maßlos. Und tatsächlich, auf dem Hinterhof, versteckt zwischen Kisten, alten Vorhängen und kaputten Requisiten, stand der schwarze Wagen. Aber nicht nur einer. Es waren gleich drei. "Gott, wenn das drei Wagen sind, erwarten uns da gleich 15 Verbrecher. Vielleicht beobachten sie uns schon..." "Kenna! Komm runter. Es sind höchstens 15, und ich glaube die haben was besseres zu tun, als die ganze Zeit auf die Monitore zu starren." Sie verdrehte die Augen und stöhnte leise. "Los komm, wir gehen rein." "Nein! Du spinnst! Ich geh da nicht rein, das kannst du vergessen!" Ich presste ihr sofort die Hand auf den Mund. "Bist du bescheuert? Dein Rumgejammere wird uns noch alles versauen. Ich zwinge dich nicht dazu, mit mir zu kommen, aber ich gehe rein." Kenna stöhnte wieder, folgte mir aber mit leisen Schritten, als ich zum Hintereingang ging. "Guck mal, die haben ein Sicherungssystem angebracht." Ich strich über das Pad. "Schnell, gib mir mal dein Puder." Sie wühlte so leise wie möglich in ihrer Tasche herum und reichte es mir. Gott sei Dank, es war ein transparentes, loses Puder. Ich hielt es direkt vor das Pad, dann pustete ich. Und tatsächlich, der gute, alte Backpulvertrick funktionierte. Ich sah die Fingerabdrücke in unterschiedlicher Stärke. Ich tippte sie der Stärke nach ein. Mit einem leisen Klicken sprang die Tür auf.
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Flashlight (German Thomas Sangster FF)
Fanfiction"Sie ist nervig, sie ist komisch, sie bringt mich zum schreien, sie macht mich verrückt, sie ist komplett gestört und sie ist alles, was ich will." Lucia ist ein zartes Vorstadtmädchen, das nie mit der illegalen oder kriminellen Szene in Berührung g...