Ich stand in der Tür von Esthers Pub und durchsuchte den Raum. Meine Haare waren klitschnass und an meiner Jacke perlten die Tropfen auf dem kalten Leder ab. Da saß sie, an der Bar neben Sam. Sam, allein schon wenn ich diesen Namen hörte, gingen bei mir alle Sicherungen durch. Der Typ war einfach ein absoluter Vollidiot, aber ebenfalls kein Unschuldslamm, weswegen er mich auch nicht bei der Polizei verpfiffen hatte.
Erschrocken starrte sie mich an, ich hingegen grinste nur überlegen und ließ mich auf den Hocker neben Lucia fallen. Sie starrte mich ungläubig an. "Das gleiche wie immer." sagte ich Esther und direkt drehte sie sich wieder um und begann, mir meinen Drink zu mixen. Ich drehte mich lässig zur Seite um und blickte in Lucias geweitete Augen, dann seitlich an ihr vorbei zu Sam. Er sah ebenfalls nicht besonders begeistert aus, mich zu sehen. "Hallo Sam, und oh, hi Lou. Ich hoffe, dir gefällt dein kleiner Ausflug." Sam schaute nun verwirrt zwischen uns her und ich nahm Lucias Zittern war. "Ihr kennt euch?" fragte er sie leise. "Oh ja, und wie wir uns kennen. Sie hat vor einer Stunde noch in meinem Bett gelegen." antwortete ich an ihrer Stelle. Jetzt schaute er Lucia enttäuscht an. "Also bist du seine Schlampe oder was?" fragte er mit bitterem Unterton. "Nein, ich-" "Sie ist mein Gast, aber sie wollte mal ein bisschen frische Luft schnappen. Ist für mich kein Problem, ich war ja schon länger nicht mehr hier." Ich griff nach ihrer immer noch zittrigen Hand. "Komm mal mit, ich muss mit dir reden, allein." Sie ließ sich mitziehen.
Ich zog sie um die Ecke und da lehnte sie sich gegen die Wand, während ich meinen Arm links neben ihrem Kopf abstützte. "Du hast keine Ahnung, was du da gesehen hast." "Ich habe gesehen, wie du einen unschuldigen Jungen verprügelt hast, der sich nicht mal wehren konnte, und Santana, die nur zugesehen hat." "Unschuldig?" feuerte ich heraus. "Dieser Junge gehört der gegnerischen Gruppe an, er hat mehrere meiner Leute getötet. Ihnen die Kehle durchgeschnitten. Das was ich da gemacht habe, gehört nunmal zu meinem Alltag." "Dann sag mir, wieso du mich nicht geweckt hast." Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. "Ach komm schon Lou, lass den Quatsch. Du jammerst doch nur nach Gnade und Gerechtigkeit." Die Angst in ihren Augen war nun Verärgerung gewichen. "Du hast die ganze Zeit gesagt, ich gehöre jetzt zu dir und deinen ganzen Freunden hier, aber in Wahrheit willst du mich doch nur ausnutzen und dann irgendwann töten oder verstört in einer Psychiatrie sitzen lassen, damit ich da auf alle Ewigkeit rumsitze, sinnloses Zeug brabble und-" Ich schnitt ihr das Wort ab, in dem ich meine Lippen auf ihre presste. Es war ein ganz kurzer Kuss, ohne großes Trara, aber es fühlte sich einfach richtig an. Als sich unsere Lippen wieder trennten, starrte sie mich so blöd an wie noch nie. "Was guckst du denn so bedröppelt?" fragte ich sie und strich ihr über die Wange. "Aber- Ich dachte-" "Ich wäre sauer, weil du weggerannt bist?" ergänzte ich ihren Satz und griff nur wieder nach ihrer Hand. "Los komm, wir gehen nach Hause." Sie nickte und verschränkte ihre Finger mit meinen.
Wir gingen zum Ausgang vorbei an der Bar. "Bis demnächst." murmelte sie, als sie an Sam vorbei ging. Ich musste nur wieder grinsen. Hatte dieser Idiot auch verdient. "Warum ist Santana mir eigentlich nicht weiter gefolgt?" "Ist sie. Sie weiß eben, wie man jemanden beschattet." Draußen regnete es zwar immer noch, aber mir machte das nichts. Lucia hatte immer noch nackte Füße und zitterte am ganzen Körper. Ich konnte ihr schlecht meine Schuhe geben, deswegen hing ich ihr wenigstens meine Jacke um die Schultern und legte meinen Arm um sie. Wir gingen schnell, schneller als normalerweise, aber ich wollte es nicht riskieren, dass sie krank wurde.
☆☆☆☆☆☆☆☆☆
Friedlich schlafend lag sie neben mir, dick in einen Schlafanzug eingekuschelt. Sie zitterte nicht mehr und um ihre Füße hatte ich zwei Paar normale Socken und ein Paar Kuschelsocken gezogen. Ich hatte außerdem ihre Haare geflochten, und ja, das konnte ich. Man lernt viel, wenn man sein Leben lang mit einem Mädchen gelebt hat. Die beiden Zöpfe hatte ich dann über ihren Kopf gelegt und festgeklemmt. Sie sah so wunderbar ruhig aus, aber trotzdem war ihr Anblick immer mit Sorge verbunden. Die Polizei suchte sie schon. Ich musste mir dringend etwas einfallen lassen, damit sie nicht mehr länger von der Polizei gesucht wurde. Schließlich wollte ich ja, dass sie bei mir blieb. Ich wollte sie nicht mehr gehen lassen, nie wieder loslassen. Sie gehörte jetzt schon zu mir, und außerdem hatte ich sie ja schon sehr lange beobachtet. Ich durfte nicht zulassen, dass ihr etwas geschah. Ich musste auf sie aufpassen und sie beschützen. Ich wusste nicht wie, aber sie hatte mir hoffnungslos den Kopf verdreht.
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Flashlight (German Thomas Sangster FF)
Fanfiction"Sie ist nervig, sie ist komisch, sie bringt mich zum schreien, sie macht mich verrückt, sie ist komplett gestört und sie ist alles, was ich will." Lucia ist ein zartes Vorstadtmädchen, das nie mit der illegalen oder kriminellen Szene in Berührung g...