Marco's Sicht
MittwochWir hatten uns alle für's Mittagessen verabredet. Auba hatte gesagt, er nehme Mario auch mit. Je schneller er es hinter sich bringen würde, desto weniger würde er sich mit ihm herumschlagen müssen. Mittwochs kriegten wir immer Pizza serviert. Wir nahmen uns alle ein Tablett und schlossen uns der Schlange an.
"Ich habe gestern Mario getroffen, als ich Moritz' Kippen holen gegangen bin. Er machte mir nicht den Eindruck, als ob er ein geldgeiles Schwein sei.", sagte ich. Sie schauten mich entgeistert an.
"Alter, gestern sagtest du noch, dass er 'ne Missgeburt sei und heute kriechst du ihm in den Arsch?! Bist du schwanger, oder was?", fragte Kevin. Wir setzten uns alle an unseren Stammplatz, nahe der Eingangstür der Caféteria.
"Nein, man. Ich sag es euch, er könnte einer von uns werden."
"Um die Lücke zu füllen, oder was?!", fragte Mats gereizt, "Niemand kann ihn ersetzen, Marco. Und erst recht nicht er!"
Das er auch gleich mit dem Thema anfangen musste...
"Ich weiss, dass niemand Eric ersetzen kann, Mats. Das weiss ich wohl besser als du.", verteidigte ich mich. Eric war unser und vorallem mein bester Freund. Ich verstand mich mit ihm von all meinen Freunden am Besten. Auba schrie sich die Seele aus dem Leib und schlug aus Frust mehrmals gegen die Wand, als wir damals zusammen vor dem Fernseher gehockt waren und erfahren hatten, dass er gestorben war. Er hatte einen Autounfall. Innere Blutungen waren die Folge davon. Letztenendes, konnten die Ärzte nichts mehr für ihn tun.
"Ich vermisse ihn, Leute.", sagte Mats. Wir stimmten ihm zu und schwiegen solange, bis wir Auba und Mario erblickten.
Auba bemerkte die trübe Stimmung: "Hey, was ist denn mit euch los?"
"Eric.", seuftze Marcel.
"Oh."
Wir starrten alle auf den Tisch, als ob er die interessanteste Sache der Welt wäre.
"...Wechseln wir bitte das Thema...und kommen wieder zurück zur Realität, Jungs.", sagte Auba und zeigte mit dem Finger auf Mario.
"Das ist Mario. Der Neue und mein Mitbewohner. Mario, das sind Moritz, Marcel, Kevin, Mats und Marco.", stellte er uns vor.
Wir grüssten ihn und er setzte sich neben mich.
"Was machen die Kopfhörer?", fragte ich ihn. Er sah mich, während er lächelte, verwirrt an.
"Der Sturz im Park."
"Ach, so. Ja, ihnen geht's gut. Danke.", sagte Mario.
"Ihr kennt euch?", fragte Auba verwundert und zeigte mit dem Finger abwechselnd auf uns beide.
"Ja. Ich hab ihn ausversehen angerempelt.", sagte ich und Auba schenkte mir einen misstrauischen Blick, als ob er den Braten schon gerochen hätte. Er wusste, dass ich log, sagte aber aus Prinzip nichts.
"Also, was wollen wir heute machen?", fragte Moritz in die Runde.
"Na, heute ist Mittwoch. Fussball steht an. Wir müssen eh noch diesen neuen, komischen Trick vom letzten Mal üben.", sagte Mats und die anderen standen auf, um ihr restliches Essen zu entsorgen.
"Wenn du Bock hast, kannste ja mitmachen.", sagte ich zu ihm und er lächelte.
"Alles klar, dann mach ich mit.", sagte er und ich nickte.
"Wir sehen uns später.", sagte ich und er winkte mir zu.Um ehrlich zu sein, sah ich in ihm, diesen geldgeilen, arroganten Mistsack nicht, den ich erwartet hatte. Er war eigentlich ganz nett und, so wie ich das beurteilen konnte, bodenständig, trotz seines angeblichen Reichtums. Langsam fing ich an zu zweifeln, dass er einer von ihnen sein sollte.
Die Jungs und ich machten uns auf dem Weg zu den Umkleidekabinen. Wir würden am Wochenende ein wichtiges Spiel gegen Dinamo Stuttgart bestreiten und den würden wir um jeden Preis auf der Welt gewinnen wollen. Wir zogen uns unsere Trainingstrikots an, unsere Fussballschuhe, die Knieschoner und Moritz hatte seinen Ball von Zuhause mitgenommen, sodass wir auch ausserhalb der Trainingszeiten trainieren konnten. Als wir zum Rasen zurückgekehrt waren, sah ich Mario schon auf dem braunen Picknicktisch sitzen. Er sass auf dem Tisch, sodass seine Beine, die Bank berührten. Erwartet hatte ich ihn ganz im Bayern-Stil: Rot/blau. Aber das war nicht der Fall. Er hatte ein schwarz-weisses Nike-Shirt mit schwarzen Shorts und neongelben Magista-Schuhen an. Nicht mal ein Hauch von Arroganz versprühte er, in keinster Weise. Sah aber trotzdem ziemlich kostspielig aus, was er da anhatte...
"Wärmt euch schon mal auf. Ich komme gleich.", sagte ich und sie nickten. Ich ging zu Mario. Er sah mich nicht. Er schenkte seine volle Aufmerksamkeit seinem Handy. Erst als ich mich neben ihn setzte, realisierte er, dass jemand da war.
"Oh, sorry. Hab dich nicht gesehen.", sagte er und nahm seine Kopfhörer von den Ohren.
"Kein Problem.", sagte ich. Er schaute mir auf meinen tätowierten Arm.
"Dir gefällt, was du siehst."
Er biss sich auf die Unterlippe und lächelte.
"Es ist nur so, dass ich das vorher noch nie bemerkt habe. Das ist alles.", sagte er und ich sah, wie seine Wangen ein wenig rötlich wurden.
"Hast du keine Tattoos?", fragte ich neugierig.
"Nein. Ich denke, dass ich es bereuen würde.", sagte er und ich schaute ihn verwirrt an.
"Was meinst du damit?", fragte ich ihn präziser. Er schaute auf seine Füsse und fuhr mit seinem Daumen nervös über seine Kopfhörer, genauer gesagt über einen Buchstaben: "J". Ich fragte mich für was es Wohl stehen würde und konnte meinen Blick nicht von den Kopfhörern nehmen.
"Ich weiss es nicht genau...Es ist bloss ein Gefühl...Ich...", er lachte, "...Versteh mich bitte nicht falsch, aber...
Ich finde Tattoos schrecklich.", versuchte er mir zu erklären.
"Ich verstehe.", sagte ich und grinste ihn an.
"Ist das schlimm?", fragte er und ich musste lachen. Er lächelte mich wieder an und ich musste zugeben, dass ich mich ziemlich Wohl in seiner Anwesenheit fühlte.
"Nein...überhaupt nicht.", sagte ich.
"Ok...Aber dir steht's!.", sagte er und ich fing an zu lachen. Seine Wangen glühten. Ihm war die Sache wohl ziemlich unangenehm.
Ich kriegte das Gefühl nicht los, dass er noch nie in seinem Leben etwas Verbotenes oder Verrücktes getan hatte und darauf könnte ich um 100€ wetten.
"Na los komm! Gehen wir uns aufwärmen!", sagte Mario und ich folgte ihm grinsend hinterher.Mario's Sicht
Das Training mit den Jungs hatte wirklich Spass gemacht. Ich hatte gedacht, sie würden mich ausschliessen, aber das war zum Glück nicht der Fall.
Nach dem Training waren die anderen nach Hause gegangen. Marco und ich standen jedoch immer noch auf dem Platz und zeigten uns gegenseitig unsere Fussballskills. Er war ein ziemlich guter Spieler, das musste man ihm lassen. Das bedeutete aber noch lange nicht, dass ich scheisse war. Im Gegenteil. In Memmingen war ich einer der besten Spieler meines Teams. 2011 gewann ich mit nur 14 Jahren den Award Bester Spieler 2011, ebenso wie die daraufolgenden Jahre bis 2014. Nicht schlecht, was?
Marco passte mir den Ball zu und ich stoppte ihn kurz mit dem linken Fuss, um ihn wieder zurückzuschiessen. Marco hielt ihn mit dem rechten Fuss an und schaute in meine Richtung.
"Wie alt bist du eigentlich?", fragte er anschliessend.
"Was schätzt du denn?"
"Du siehst ziemlich jung aus...19?", sagte er und ich musste schon wieder lächeln.
"Knapp vorbei.", sagte ich
"Ist auch vorbei."
"Das stimmt...", ich schaute mich ein wenig gedankenverloren um, bis ich mich wieder sammeln und zu Marco hinübersehen konnte, "Ich bin vor knapp zwei Monaten 18 geworden.", sagte ich und Marco zeigte mit dem Finger auf mich.
"Du? Niemals!", sagte er fassungslos. Er brauchte kurz Zeit, um sich zu sammeln, dann musterte er mich eingehend, "Was macht ein 18-jähriger Junge, wie du, auf so einer Uni?"
"Gute Frage."
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Götzeus - Es passierte in jener Nacht (Pausiert)
FanfictionNachdem Mario's Eltern, Jürgen und Astrid, zusammen beschlossen haben umzuziehen, bricht für Mario seine Welt zusammen. In Dortmund soll der 18-jährige sein Studium vortsetzen und später seinen Abschluss machen. Marco, mit 21 einer der beliebtesten...