Kapitel 19

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Mario's Sicht

"Na ja...", fing ich an, doch ich scheiterte an meinen eigenen Worten. Warum interessierte er sich so für mich? War ich wirklich so interessant, wie er es mir immer zeigte? Wollte er mich bloss näher kennenlernen? Oder hatte er ganz andere Absichten? Ach, keine Ahnung! Ich dachte einfach zu viel nach. Wenn er bei mir war, brannten meine Sicherungen durch. Ich fühlte mich aus irgendeinem Grund tatsächlich zu ihm hingezogen. Er spielte mit mir. Das war klar. Nun lag es an mir herauszufinden, welches Spiel er spielte.
"Mario?"
"J-ja, tut mir leid, ich bin nur so müde. Sorry...", sagte ich und beantwortete, sogleich seine Frage.
"Ich bin noch ganz klein gewesen, vielleicht 5 Jahre alt, als mich Jonas gefragt hat, ob er mit mir im Sandkasten spielen darf. Ich habe mir nichts dabei gedacht. Wir sind ja bloss Kinder gewesen. Ich habe ihn schon von der ersten Sekunde an gemocht und das hat sich bis heute nicht geändert..."
"Ich hätte nicht gedacht, dass du ihn schon so lange kennst."
"Ja...", grinste ich verträumt und dachte an diese schöne, unbeschwerte Kindheit, die wir gehabt hatten.
"...Und...wie ist aus Freundschaft Liebe geworden?"
Ich seufzte.
"Eines Tages im Wald. Wir sind wandern gegangen und haben dann eine Pause eingelegt. Keiner der Schüler oder Lehrer hat sich Sorgen gemacht. Er hat gesagt, dass es der perfekte Moment für einen Kuss sei. Und dann hat er es getan...Ich war 13."
"Süss.", kommentierte er.
"Was ist mit dir? Wie alt bist du bei deinem ersten Kuss gewesen?"
"Beim Flaschendreh auf einem Kindergeburtstag. Dort war ich 11."
Marco rutschte ein Stück näher zu mir. Ich sah etwas Verbotenes in seinen Augen, was mir 'ne Gänsehaut beschehrte.
"Wie sieht's aus mit Sex?"
"Ähm, wie bitte?"
"...Nein, nicht das! Ich möchte wissen, wann du das erste Mal Sex hattest."
Ich schaute ihn verwirrt an. Warum zur Hölle denn?! Was für einen Nutzen hätte diese Information überhaupt für ihn?
"...Warum interessierst du dich für mein Sexleben?"
"Mach ich gar nicht."
"Warum dann die Frage?"
"Ist ja bloss eine gewesen. Und überhaupt, ist es nicht mein Ziel dich damit blosszustellen-"
"Was willst du dann?", unterbrach ich ihn und merkte, das er sich mir wieder näherte.
"...Ich will dich verstehen."
"Und zu wissen wann und mit wem ich Sex gehabt habe, kann dir dabei helfen?"
"Na ja...schon.", sagte Marco und kratzte sich am Hinterkopf. Ich sträubte mich ihm eine befriedigende Antwort zu geben, jedoch musste ich auch gestehen, dass ich diese ganze Fragerei irgendwie...na ja...ein wenig aufregend fand.
"Ähm...ich denke, dass ich bei meinem ersten Mal 15 gewesen bin."
"Mit Jonas?"
"...Ja."
"Wo denn?"
"Ist das denn wichtig?"
"Bitte."
Ich zögerte, fuhr dann aber trotz meiner Skepsis gegenüber ihm fort zu sprechen.
"Bei ihm Daheim. Seine Eltern sind ein ganzes Wochenende lang nicht da gewesen."
"Lagst du...oben...oder doch-" "Unten.", sagte ich monoton.
"Das heisst, dass er...dich...", mehr sagte er nicht. Er war sehr neugierig und wissensdurstig. Ich sah auch, dass er sich Mühe gab meine Gefühle nicht zu verletzen und das fand ich sehr aufmerksam von ihm. Trotzdem nervte mich diese Fragerei ungemein. Ich verstand einfach nicht, warum er mich auf solch eine Scheisse aufmerksam machte. Es sah aber ganz so aus, als ob er dieses Gespräch einfach nur ausnutzte, indem er sich daran aufgeilte.
"Gefickt hat?", beendete ich seinen Satz gereizt. Marco war ein wenig sprachlos, da ich es ganz gut auf den Punkt gebracht hatte.
"Bis jetzt ist es so gewesen, dass ich immer unten gelegen bin. Aber das hat immer einen guten Grund gehabt."
Marco biss sich auf die Unterlippe. Und wie er sich daran aufgeilte...Es turnte ihn einfach an, solche Sachen über mich zu hören. Ich, hingegen, fand es einfach nur respektlos. Jedoch konnte ich es mir einfach nicht verkneifen, meinen Senf dazuzugeben: "Ich liebe es einfach gefickt zu werden, verstehst du? Dieses Gefühl, wenn ein Schwanz sich versucht in mein Arschloch zu schieben...Scheisse ist das geil. Dieses Gefühl hatte ich schon seit langem nicht mehr verspürt..."
Ok. Vielleicht war ich mit dem Gesagten doch ein wenig zu weit gegangen. Aber ich wollte unbedingt wissen, wie Marco reagieren würde. Doch ich dachte mir schon, dass er den Braten gerochen hatte, denn er veränderte seine Gesichtszüge. Wir schweigten uns eine Weile lang an. Diese Stille war so unangenehm, das ich am liebsten doch mein Leben auf's Spiel gesetzt hätte und nach Hause gerannt wäre.
"Du bist gut.", sagte Marco. Ich jedoch verstand seine Aussage nicht.
"Was meinst du damit?"
"Ich denke, dass du genau weisst von was die Rede ist."
Ich schnaubte genervt.
"Du geilst dich an meinem Sexleben auf. Hast du wirklich geglaubt, ich würde das nicht merken?"
Ich stand auf und die von Marco erarbeitete Nähe, war wie aus dem Nichts verpufft. Er seufzte und rieb sich anschliessend seine Schläfen.
"Komm, wir gehen schlafen. Es ist schon zehn nach eins."
Keine befriedigende Antwort. Aber es war auch nicht so, als hätte ich eine erwartet...

Marco's Sicht
Am nächsten Morgen
Dienstag

Mario schlief immer noch tief und fest. Ich hingegen war wacher, als ein nachtaktives Tier. Das gestrige Gespräch hatte mir zu denken gegeben. Ob ich mich wirklich an seinem Sexleben aufgegeilt hatte? Ja, definitiv. Aber, jetzt mal ehrlich! So, wie er mit mir gespielt hatte, hatte ich doch keine Chance ihm zu widerstehen.
Mario drehte sich gerade verschlafen um und gähnte, wie ein kleiner Junge. Manchmal fühlte ich mich wie der pädophile Hausmeister, der bloss darauf wartete seine spitzen Krallen in das Fleisch des jungen Leon Krüger zu bohren und ihn beim lebendigem Leibe aufzufressen. Mario war auch nichts anderes, als ein unschuldiger Junge, auf dem das Böse lauerte, um ihn sexuell auszunutzen. Den Gedanken verwarf ich sofort, als ich in Mario's hell erleuchtenden, braungrünen Augen schaute und er mich dabei anlächelte.
"Morgen.", sagte er verschlafen und streckte sich. Ich erwiderte seinen Gruss.
"Was hast du heute vor, Marco?", sagte der Jüngere und ich blickte zu ihm herrüber, um auch ganz sicher zu sein, dass er mich damit gemeint hatte und nicht zugälliger Weise meine Tasche oder meine Nachttischlampe.
"Ja, ich habe dich gemeint.", meinte er mit einem Lächeln.
"Na ja...wir haben heute wieder ein Spiel zu meistern...und danach werden Mats, Auba, Moritz, Marcel, Kevin und ich feiern gehen."
"Klingt interessant. Und wann beabsichtigst du an unserem Projekt weiter zu arbeiten?"
Oh mein Gott...Wenn es um Noten ging, war Mario definitiv ein Streber...Ich hatte null Bock auf diese Scheisse, aber das konnte ich Mario nicht einfach so sagen, weil er schon genug gereizt war dank mir. Da musste ich jetzt durch.
"Nach dem Spiel hab ich Zeit."
"Reicht es dir dann immer noch feiern zu gehen?"
"Ja."
"Ok...", sagte Mario leise. Ich glaubte eine Art enttäuschtes Seufzen gehört zu haben, als er sein Einverständnis gab. Aber da täuschte ich mich sicher nur. Mario war noch nicht bereit mir zu vertrauen und das liess er mich ab und zu spüren.

Götzeus - Es passierte in jener Nacht (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt