Kapitel 18

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Marco's Sicht

"Was meinst du wirklich mit "Ich mag dich"?", fragte ich. Mario brachte kein einziges Wort heraus. Er schaute mich einfach an und dachte wahrscheinlich über eine schnelle Antwortmöglichkeit nach. Doch er wandte sich ab.
"Lass es einfach gut sein, Marco", er ging an mir vorbei und blieb stehen, "und komm jetzt. Wir müssen an unserem Projekt weiter arbeiten."
Wieso tat er mir das immer wieder an? Wieso?! Als ich seine Hand gehalten hatte, spürte ich, aus irgendeinem empfindlichen Grund, Wärme. Es fühlte sich richtig an. Aber...danach hatte ich mich bloss noch dreckig gefühlt... Er hatte einen festen Freund und ich stand dieser Liebe im Weg. Es wirkte für mich fast, als ob Mario an ihm hängen würde und das wie ein kleiner Schosshund. Wenn Jonas pfiff, sprang er. Nein, ich hatte kein Recht sowas zu sagen. Und ja, ich war mir sehr wohl bewusst, dass ich drauf und dran war ihre Beziehung zu zerstören, aber ich brauchte ihn einfach! So sah es aus! Wenn ich ihn bloss ein einziges Mal ins Bett bekommen könnte, hätte ich vielleicht diesen Drang ihn einfach über den Tisch zu ziehen und durchzunageln nicht mehr. Na ja, dann hätte ich es endlich hinter mir und Mario könnte dann von mir aus wieder nach München ziehen zu seinem Freund, Jonas. War mir doch scheiss egal. Was ich wollte war einzig und allein ein Fick. Doch wie könnte ich es am Besten anstellen, ihn ins Bett zu bekommen? Freiwillig würde er Jonas sicher nicht betrügen wollen. Was ich brauchte, war ein Plan. Ein sehr guter, wasserdichter Plan. Er durfte nicht merken, was ich vorhatte. Doch, wie sollte ich meinen ihn in die Tat umsetzen?

Spät nachts

Mario und ich waren immer noch mit dem Projekt beschäftigt. Insgesamt waren es vier Stunden (ohne Pausen und Unterbrechungen). Wir hatten überhaupt keine Ideen, was wir in unserem Vortrag bringen wollten und was nicht. Na ja, jetzt hatten wir wenigstens eine. Die Uhr zeigte uns 23:30 Uhr und es war schon recht dunkel. Der Mond wurde von einer gewaltigen Wolkendecke verdeckt, sodass einem die Nacht noch unheimlicher erschien, als sonst. Mario und ich sassen auf der Terasse und starrten die Finsternis an, die uns umgab. Nicht einmal die Sterne hatten den Mut gefasst zu leuchten...
Mario rauchte gerade eine Zigarette. Ich verstand einfach nicht, wie man überhaupt mit dem Rauchen anfangen konnte. Es gab so viele verschiedene Gründe es sein zu lassen. Rauchen war krebserregend, man stank ständig nach diesem widerwertigen Qualm, den man ausbliess und man bezahlte ein Vermögen für diese Dinger und das bloss um "durch den Tag zu kommen", wie manche zu sagen pflegten. So ein Blödsinn, wenn man mich fragte.

"Ich bin so müde.", gab Mario angestrengt von sich und zerdrückte seine Kippe mit dem Fuss. Man sah ihm seine Müdigkeit selbst in der schwärzesten Nacht an. Nur Gott wusste, was er in der Nacht tat, dass er ständig so müde war. Ich drehte meinen Kopf langsam in seine Richtung und lächelte ihn mild an.
"Wenn du wüsstest...Ich könnte jetzt einfach so einschlafen und würde einfach drei Tage lang durchschlafen."
Mario erwiderte mein Lächeln.
"Warum schläfst du Heutnacht nicht einfach hier, Mario? Es ist zu gefährlich um diese Zeit noch durch den Campus zu streifen."
"Wieso? Ich bin doch bloss ein paar Blocks von meinem Zimmer entfernt. Mir wird schon nichts passieren.", sagte Mario.
"Das hat Leon Krüger auch gedacht bis jemand ihn vor seiner eigenen Haustüre vergewaltigt hat. Dabei wollte er bloss frische Luft schnappen. Jetzt ist er tot..."
Mario schluckte und schaute mich mit grossen Augen an.
"Was laberst du denn wieder für eine Scheisse?"
"Ich meine es todernst. Du kannst jetzt nicht mehr nach Hause gehen."
Mario überdenkte seine Meinung noch einmal, da ihm klar wurde, dass ich die Wahrheit gesagt hatte. Denn es stimmte. Leon Krüger hatte vor gut zehn Jahren diese Universät besucht. Er war ein guter Schüler und Mensch, erzählte man sich. Vorallem ein Familienmensch. Egal, was er auch getan hatte, tat er aus Leidenschaft. Sein Studium, seine Arbeiten, die er schreiben musste, einfach alles. Das blieb aber nicht unbemerkt, denn der Hausmeister - man wusste es damals nicht - hatte eine gewisse Vorliebe für fleisige Jungen. Leon fiel dem 56-jährigen Pädophilen sofort ins Auge und beobachtete ihn ganze zwei Wochen lang. Er wartete auf den richtigen Augenblick, um zuzuschlagen. Denn Leon war kein Einzelfall. Dieser Mann hatte schon viele Kinder und Jugendliche geschändet, doch niemand kam auch nur zufällig auf Idee den langweiligen, alten Hausmeister zu verdächtigen, sodass jede Spur ins Nichts führte und die Ermittlungen eingestellt werden mussten. Bei Leon hatte er aber ein wichtiges Detail übersehen. Im Gegensatz zu den anderen Vergewaltigungsopfern, rief er sofort die Polizei an, sodass der Hausmeister noch in der selben Nacht festgenommen werden konnte.
"...Hat sein Vergewaltiger ihn versucht umzubringen...?", fragte er. Ich schüttelte den Kopf.
"Nein. Doch Leon ist danach depressiv geworden und hat sich anschliessend in seinem eigenen Zimmer erhängt. Man hatte ihn erst zwei Tage später gefunden. Eine Schande..."
Mario schlug mich auf dem Arm.
"Aua! Für was war das denn?"
"Dafür, dass du mir Horrorgeschichten um diese Uhrzeit erzählst!"
"Keine Angst, das war vor ungefähr zehn Jahren."
"Warum erzählt ihr euch dann immer noch diese Geschichte?"
"Na ja...sie ist eben der Renner bei jeder Grusel- und Helloweenparty.", sagte ich.
"Das ist nicht witzig, Marco."
"Ich weiss. Der arme Junge. Aber da bin ich erst 12 Jahre alt gewesen und du sogar erst 8 Jahre alt. Leon ist damals 21 gewesen."
"Das heisst, dass er heute 31 jahre alt gewesen wäre...", murmelte Mario vor sich hin. Dann war es still, bis der Stupsnäsige eine Minute später aufstand und weitersprach: "Wo ist dein Pyjama?"
"Du bleibst also hier?", fragte ich.
"Ja. Ich laufe doch nicht nach einer solchen Story nach Hause!", sagte der 18-jährige und wollte sich gerade umdrehen, als ihm etwas einfiel: "Beantwort mir noch eine letzte Frage zu diesem Thema und dann kehren wir diese Geschichte für immer unter dem Teppich, ok?"
"Schiess los."
"Lebt der Vergewaltiger noch?"
Ich stand auf und machte die Balkontür zu und zog die Vorhänge zu.
"Nein. Er ist im Gefängnis gestorben. Er hat eingentlich lebenslänglich bekommen, doch anscheinend ist er nicht für den Knast geschaffen worden. Aber du brauchst trotzdem keine Angst zu haben. Hier kann dir keiner etwas tun. Du bist in Sicherheit, ich versprech's dir.", sagte ich und der Jüngere lächelte mich daraufhin zuckersüss an. Ich zeigte ihm, wo meine Pyjamas waren und schaute ihm dabei zu, wie er sich als erstes von seinem Oberteil befreite und dann - ich hätte wirklich schwören können- ganz langsam seine Hose runterzog. Ich musste mich beherrschen ihn nicht einfach auch noch die Unterhose auszuziehen...
"Warum machst du kein Foto, dann hast du länger 'was zu glotzen.", sagte er.
"Darf ich wirklich?"
Der Jüngere lachte und sagte anschliessend: "Nein."
"Wirklich schade."
"Ach, wirklich? Inwiefern denn?", fragte Mario neugierig. Ich gab ihm keine Antwort und grinste ihn einfach verschmitzt an. Ich hatte so viele Fragen an ihm... Und...eigentlich könnte ich heute schon einen Meilenstein für meinen Plan setzen...
Versuchen wir's doch einfach mal: "Mario?"
Er dreht sich zur Seite und zog sich den unteren Teil meines Pyjamas an. Sein Oberkörper war immer noch vollkommen entblöst.
"Ja?"
"Ich will dir 'ne Frage stellen."
"Ok. Wegen mir soll es nicht scheitern."
Er setzte sich auf mein Bett und lehnte sich an der Wand an. Ich stand auf und ging zu ihm rüber. Ich brauchte jetzt einfach seine unerwünschte Nähe.
"Wie hat das alles mit dem Schwul sein angefangen?"

Götzeus - Es passierte in jener Nacht (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt