Kapitel 22

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Marco's Sicht

"Gott, du hast mir so gefehlt!", sagte Mario und küsste wieder Jonas. Ich beobachtete dieses Szenario schon seit Mario Jonas gesehen hatte und ich musste sagen, dass das einzige an was ich anschliessend gedacht hatte, das Wort "Scheisse" war. Scheisse deshalb, weil ich die ganze Situation doch ein wenig unterschätzt hatte. Ihn freiwillig ins Bett zu bekommen, konnte ich mir also abschminken. Solange Jonas noch hier war, konnte ich gar nichts tun. Mario würde jede freie Minute mit ihm verbringen wollen, oder? Jetzt wo er da war, konnte ich meinen Plan komplett auf Eis legen! Ich brauchte einen neuen Plan, eine wirklich gute Idee und zwar jetzt sofort! Mein Schwanz sehnte sich nach seinem Arschloch! Und diese ständige Handarbeit regte mich auf. Vorallem wenn gar nichts rauskam...
Ich gäbe nicht Ruhe, bis ich mein Ziel erreicht hätte, soviel stand fest!

Mario und Jonas umarmten sich. Jonas beruhigte den Kleineren, indem er ihn durchs Haar strich und seinen Namen wiederholte. Meiner Meinung nach passten sie nicht zusammen. Überhaupt nicht. Ich wollte es nicht wahr haben. Wenn Mario doch bloss single wäre, wäre alles leichter. Viel, viel leichter. Dann hätte ich vielleicht endlich eine richtige Chance. Aber so doch nicht!
Jonas küsste ihm die Tränen weg, Mario lächelte und strich dem Grösseren über die linke Wange. Ich sollte dort anstelle von Jonas stehen! Ich sollte ihm die Tränen wegküssen, nicht Jonas! Er sollte sich in meinen Armen geborgen fühlen, er...er...scheisse...!!!
Was stimmte mit mir nicht?! Hatte ich...-
Hatte...-
Hatte ich mich wirklich...in-
Ich schluckte.
...in Mario verliebt?!
Ich glaubte das alles nicht, das war doch ein schlechter Scherz, ein Albtraum!
"Wollen wir nicht reingehen?", hörte ich Jonas sagen.
Geh nicht mit ihm rein, bitte! Bitte, tu das nicht! Ich konnte den Kerl nicht ausstehen! Tu nichts Überstürztes...bitte!
Mario strich ihm wieder über die Wange.
"So gern ich auch will...ich kann nicht."
Ich atmete erleichtert aus.
"Wir haben Projektwoche und ich bin mit meinem Projektpartner verabredet. Wir müssen das Ding am Freitag rocken, sonst...ach, du weisst wie ich bin..."
Jonas küsste Mario erneut leidenschaftlich auf dem Mund und lächelte danach.
"Ehrgeizig wie immer. Ich kenne dich nicht anders...und das ist auch gut so.", sagte Jonas und ich dachte ich müsste kotzen. Aber ich wollte meine Tarnung nicht auffliegen lassen, sodass ich die Reste meines Mittagessens doch noch bei mir behalten musste.
"Ich schätze, dass ich auch noch spät dran bin. Am besten rufe ich ihn an und sag ihm, dass ich auf dem Weg bin."
Oh, nein! Ruf mich auf keinen Fall an! Scheisse! Ich musste mein Handy ausschalten, bevor es meinen Standort verraten würde!
Schnell tastete ich nach meinem Handy und versuchte es abzuschalten. Es ging nicht! Wie schaltete man dieses Scheissding überhaupt aus?!!
Ich durfte keine Zeit verlieren und schmiss es ohne Rücksicht darauf zu nehmen ins Gebüsch und machte mich schnell und unauffällig aus dem Staub. Ich konnte beim Wegrennen mein Handy klingeln hören. Ich hoffte bloss, dass es niemand klauen würde...

Mario's Sicht

"Hörst du das auch?", fragte ich meinen Freund, der mit verwirrtem Gesichtsausdruck nickte.
"Komm, ruf noch mal an.", forderte mich Jonas auf. Es klingelte wieder und wir versuchten das Klingeln zu orten.
"Dort im Gebüsch!", sagte Jonas und rannte in die besagte Richtung. Ich folgte ihm und fragte mich verwundert, ob ich nicht doch eine falsche Nummer in meinem Handy eingespeichert hatte. Jonas holte ein schwarzes, niegelnagelneues iPhone 6s hervor und ich staunte nicht schlecht.
"Das ist tatsächlich Marco's Handy."
"Wer ist Marco?", fragte Jonas neugierig. Ich konnte seine Eifersucht nur zu gut heraushören.
"Mein Projektpartner. Wie kommt das Ding denn hierher?", sagte ich und überspielte das Gesagte.
Jonas beäugte mich und zuckte dann mit den Schultern.
"Na ja, wir können es ihm ja gleich zurückgeben, wenn wir ihn besuchen."
Ich machte anstalten zu gehen, doch Jonas hielt mich am Arm fest. Er musterte mich spektisch und hob das Handy, sodass ich es sehen konnte.
"Seid ihr Freunde? Marco und du?"
"Jonas.", sagte ich und verdrehte die Augen.
"Du weisst, dass ich schnell die Kontrolle über mich verliere...wenn es um dich geht...", sagte Jonas mit rauer Stimme. Ich streichte mit meiner Hand über seine Brust.
"Ich weiss. Und das ist auch gut so. Wirklich. Aber du musst dir keine Gedanken über ihn machen. Er steht auf Frauen."
Dass er mich vor ein paar Wochen angefasst hatte, sagte ich ihm lieber nicht. Ansonsten hätte Marco wahrscheinlich zum Kieferorthopäden gehen müssen. Ich verschwieg Jonas ungern Sachen, aber...manchmal war es einfach besser, wenn er nichts mitbekam...des Friedens Willen...

Marco's Zimmer lag wenige Blocks von meinem entfernt, sodass wir in nicht einmal fünf Minuten die Klingel betätigten. Keiner meldete sich. Schon komisch...Er hatte doch gesagt, dass er nach dem Spiel hier sein würde. Wo steckte er denn bloss?
"Warum ist er nicht zu Hause?", fragte Jonas. Ich zuckte mit den Schultern. Dann klingelte ich nochmals. Wieder nichts...
"Hier bin ich.", hörte ich eine fremde Stimme. Es war Marco. Er kam auf und zu gelaufen.
"Wo hast du denn bloss gesteckt?", fragte ich.
"Ich...", fing er an und zeigte auf das hintenstehende Gebäude, "...war bei Mats. Er wollte mir was zeigen."
"Aha. Und habt ihr gewonnen?"
"Das Spiel? Ja. Ja, wir haben gewonnen mit 3:1."
Er wirkte schüchtern und zurückhaltend. So kannte ich ihn gar nicht. Er schaute zu meiner Linken und musterte Jonas.
"Marco, ich will dir meinen Freund, Jonas, vorstellen. Jonas, das ist Marco.", sagte ich. Jonas zog mich zu sich, legte den Arm über meine Schulter und küsste mich auf den Kopf.
"Wir kennen uns schon.", antwortete Marco und streckte seine Hand aus. Jonas ergriff sie zögerlich und schüttelte sie.
"Ach, wirklich?"
"Ja. Ich hab ihn nach dem Weg gefragt.", sagte Jonas.
"Oh, Ok. Machst du jetzt endlich die Tür auf?", fragte ich ungeduldig. Marco nickte, gab den Pin ein und öffnete die Tür. Unser Projekt lag auf seinem Schreibtisch, samt Fragebögen und das Plakat.
"Du hast daran  weitergearbeitet.", stellte ich verblüfft fest.
"Ein wenig. Wir haben noch viel zu tun."
Jonas stellte seinen Koffer vor der Tür ab und setzte sich neben mich auf Moritz' Bett. Marco jedoch setzte sich an seinen Schreibtisch. Er fuhr sich mit der Hand über's Kinn, als ob er nachdenken würde. Die Anspannung, die hier herrschte, war spürbar. Ich spürte sie jedenfalls.
"Was machst du so, Jonas?", fragte Marco und versuchte die Stimmung aufzulockern. Ich dankte ihm innerlich, weil diese Stille wirklich unerträglich war. Jonas hob seinen Kopf. Er verkeilte seine Hand mit meiner. Dabei ging es ihm nicht um ein Liebesbeweis, sondern darum Marco zu zeigen, dass ich vergeben war. Ich merkte es immer recht schnell. Marco liess sich nichts anmerken. So schien es jedenfalls zu sein.
"Ich studiere Ökologie."
"Also willst du später mal ein Ökologe werden?"
"Nein."
Mehr sagte er nicht. Marco hatte verstanden und wechselte das Thema.
"Wollt ihr was trinken?"
"Nur ein Wasser, wenn's geht."
"Nein.", wiederholte Jonas wieder. Marco nickte und stand auf.
"Bin gleich wieder da.", sagte er und verschwand nach draussen.
Gleich nach dem die Tür zugefallen war, packte mich Jonas an den Hüften und schleuderte mich wieder auf's Bett.
"Was sollte das denn vorher? Und was soll das jetzt werden?", ich war ein wenig enttäuscht von Jonas, weil ich dachte, dass er Marco akzeptieren könnte. Er stand ja auf Frauen und war somit keine "Bedrohung" für unsere Beziehung.
"Solange ich hier bin, will ich dir nah sein. Ich will keine Gelegenheit verpassen, Mario."
Wenn solche Worte aus seinem Mund flossen, konnte ich nicht mehr sauer auf ihn sein. Erst recht nicht als er mir das T-Shirt über den Kopf zog und mich mit Küssen bedeckte. Ich stöhnte. Er schmiss mein Oberteil achtlos auf den Boden und biss in eines von meinen Brustwarzen. Ich keuchte und versuchte mich zu beherrschen. Er küsste meinen Hals, leckte und spielte mit mir.

Marco war sicher schon auf dem Rückweg. Die Mensa war nicht sehr weit von hier entfernt.
"Jonas.", stöhnte ich.
"Marco kommt jeden Augenblick zurück. Hhhhh...Bitte.", keuchte ich.
Er küsste mich, sodass ich nichts mehr sagen konnte, während er seine Hand auf meinen Schritt legte und massierte. Jetzt war es endgültig vorbei mit mir. Ich stöhnte wieder auf. Ich wollte ihn so sehr! Wir hatten schon seit zwei Monaten keinen Sex mehr, mich selbst befriedigt hatte ich in dieser Zeit eben auch nicht. Handarbeit war nichts für mich...
"Jonas, bitte!", flehte ich ihn an und versuchte mich zu beherrschen. Er küsste mich wieder und ich merkte, dass bitten und betteln nichts halfen, sodass ich ihn von mir stossen musste.
"Jonas!", sagte ich und machte ein entsetztes Gesicht, da trat auch schon Marco ins Zimmer ein.

Götzeus - Es passierte in jener Nacht (Pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt