Mario's Sicht
Donnerstag"Du bist gut. Hätte ich ehrlich gesagt nicht gedacht.", sagte Marco plötzlich. Ich erschrak und drehte mich hastig herum. Er grinste. Wie er in Auba's und mein Zimmer gekommen war, hatte ich keine Ahnung. Ich lag auf dem Bauch auf meinem Bett und schrieb mit Jonas. Ich flehte ihn an, er solle mich doch früher besuchen kommen, weil ich es ohne ihn nicht mehr aushielt.
"An was denkst du?", fragte er mich keck. Ich zögerte und lächelte ihn entschuldigend an. Er sah ziemlich gut aus. Ich dachte wieder an Jonas. Ich vermisste ihn abgöttisch und das Schlimmste an der ganzen Sache war, dass ich mit niemandem darüber reden konnte. Mit meinen Eltern nicht, mit meinen Freunden auch nicht, nicht mal mit meinen Brüdern. Sie würden es alle nicht verstehen und das könnte ich dann letztendlich nicht ertragen.
"Was ist los?", fragte Marco leise. Völlig in mich gekehrt, hatte ich gar nicht gemerkt, dass Marco sich auf meinem Bett setzte und mich merkwürdig musterte.
"Hmm?", sagte ich nach langem Schweigen.
"Ist was, bei dir zu Hause, über das du nachdenkst, oder hast du stress mit den Eltern?", fragte er mit einem spöttischen Lachen. Ich schüttelte den Kopf und sagte: "Nein."
"Ok...ähm...", er fuhr mit dem Daumen über sein Kinn und überlegte weiter. Jetzt musste ich grinsen, weil ich es schätzte, dass er mir bloss helfen wollte.
"Liebeskummer?", fragte Marco.
Ich seufzte und drehte mich wieder auf den Bauch.
"Ah. Beziehungen sind so kompliziert, nicht?", sagte er.
"Ja, das sind sie..."
"Habt ihr Streit?"
"Nicht ganz."
"Ist sie dir fremdgegangen?"
"...Nein...Sie lebt in Memmingen und da ich umgezogen bin, ist es ziemlich schwer den Kontakt aufrecht zu erhalten.", sagte ich und drehte mich erneut zu ihm.
"Oh...ähm...tut mit leid, echt.", entschuldigte er sich.
Ich nickte anerkennend.
Kurzes Schweigen brach aus. Ich beobachtete wie Marco sich im Zimmer umsah. Dann nach kurzem Schweigen, sprach ich wieder zu ihm: "Was ist mit dir? Hast du 'ne Freundin?", fragte ich.
Er zuckte mit den Schultern.
"Eigentlich bin ich nicht gerade scharf drauf eine Beziehung zu führen. Oder überhaupt eine feste Freundin zu haben. Ich bin nicht der Beziehungstyp, verstehst du?"
"Ja, klar. Nicht alle können das.", sagte ich und schaute auf mein Display. Doch ich spürte trotzdem, dass mich Marco beobachtete.
Ich wurde nervös. Wieder Schweigen.
"Du bist schon wieder so still.", ermahnte er mich und ich schaute ihm direkt in die Augen.
"...Gibt euch Auba eigentlich immer denn PIN für unser Zimmer?"
"Nein, überhaupt nicht. Ich wohnte hier schon mal...deshalb.", sagte er und ich nickte. Ok, er wohnte schon mal hier. Kein Problem. Aber, er wohnte schon mal hier. Das gab ihm noch lange nicht das Recht einfach hereinzuplatzen. Es war nicht mehr sein Zimmer und darüber hinaus; was wollte er hier überhaupt?
"Auba ist nicht da.", sagte ich.
Er nickte und stand auf.
"Ich weiss.", sagte Marco, "Ich sehe es."
Ich verstand nichts mehr. Was wollte er hier?! Mir war das zu bunt und stand deshalb auf.
"Ok...versteh mich jetzt wieder nicht falsch, aber was machst du dann hier, wenn du weisst, dass Auba nicht da ist?"
Er fuhr sich mit der Hand über seine Haare. In dem Augenblick, bekam ich eine Nachricht von Jonas. Ich liess mein Handy fallen, als ich sah was er mir geschickt hatte.
"Wow! Ok...?!", schrie Marco fast entsetzt und irritiert. Scheisse er hatte es gesehen!!
Während er sich geschockt an seinen Haaren festklammerte, hatte ich versucht so schnell es geht, mein Handy aufzuheben. Ich musste mir schnell eine Lüge ausdenken, keiner durfte wissen, zu was ich neigte.
"Ok, ähm...war das 'n Schwanz?", fragte Marco vorsichtig und schaute mich erwartungsvoll an.Da machte es Klick im Kopf.
Ich stand auf und schaute ihn mit meinem bestmöglichen Pokerface an, den ich in dieser auswegslosen Situation zu bieten hatte.
"Ja...Is' meiner.", sagte ich und zuckte dann mit den Schultern, um zu zeigen, dass es mir anscheinend egal war. War es aber nicht. Noch peinlicher gings echt nicht...!
"Okeey...", antwortete er.
"Meine Freundin hat mir das Bild geschickt und sie hat auch das Foto gemacht, also bitte, ja."
Marco's Gesichtszüge wurden weicher und mein Herzschlag verlangsamte sich. Es hatte tatsächlich funktioniert.
"Wow, dann setzt es deiner Freundin ja richtig zu, dass du nicht bei ihr bist.", sagte er und lachte.
"Kann sein..."
Warum schickte mir Jonas ein Bild von seinem Penis? Das würde beim Telefonieren für viel Gesprächstoff zwischen uns sorgen. Marco beobachtete mich schon wieder. Ich spürte ein Kribbeln in meiner Lendengegend und ich musste leider zugeben, dass mich die Aktion nicht gerade kalt gelassen hatte.Marco's Besuch von vorhin erschien mir merkwürdig und seltsam. Was hatte er von mir gewollt? Denn Auba war nicht da und wenn er wirklich zu Auba gehen wollen würde, dann hätte er ihn doch einfach angerufen. In Gegensatz zu mir, denn meine Handynummer hatte er nicht. Ich wollte gerade unseren Müll rausbringen, als ich zwei Personen Streiten hörte: "Du mieses Drecksschwein, ich habe dir vertraut!", schrie eine männliche Stimme. Der andere versuchte den Aufgebrachten zu beruhigen.
"Shhh, sei leise! Die anderen könnten uns hören, verdammte Scheisse!"
"Ist mir scheissegal! Von mir aus sollte jeder erfahren, was für ein Arschloch du bist!"
Er weinte. Ich folgte den Stimmen. Es war schon dunkel geworden und der Mond zeigte sich von seiner besten Seite. Dann erblickte ich sie. Es waren zwei Männer, die sich ankeiften, der eine hatte obenrum nichts an, der andere heulte sich die Seele aus dem Leib und hielt ein T-Shirt in seiner Hand. Ich ging aufpassend näher an das Geschehen heran, dass ich nicht gesehen werden würde. Ich versteckte mich hinter einen Baum.
"Ich hab dir von Anfang an gesagt, dass ich keine Beziehung haben will! Das ist einfach nichts für mich und jetzt hör endlich auf die ganze Gegend voll zu schreien!", ermahnte er den Kleineren. Ich konnte fast nichts erkennen. Es war schon ziemlich dunkel und die beiden waren immer noch zu weit weg, um erkennen zu können, wer sie waren.
"Ich habe gedacht, du liebst mich.", flüsterte er, "Ich habe gedacht, dass das mit uns was Ernstes ist!", erhob er wieder seine Stimme.
Der andere rieb sich die Augen.
"Ich. habe. dir. von. Anfang. an. gesagt. dass. ich. nur. auf. Sex. hinaus. bin.", sagte der Unbekannte.
Der Kleinere fing wieder an zu heulen.
"Du mieses Arschloch, du Wichser! Ich will dich nie wieder sehen!!!", schrie er ihn an, schmiess dem Ältern das T-Shirt entgegen und rannte zurück in sein Zimmer. Als die Tür mit lautem Knall zuging, schaute sich der Grössere um, um sicher zu stellen, dass ihn keiner beobachtete. Dann rannte er die Strasse entlang.
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Götzeus - Es passierte in jener Nacht (Pausiert)
FanficNachdem Mario's Eltern, Jürgen und Astrid, zusammen beschlossen haben umzuziehen, bricht für Mario seine Welt zusammen. In Dortmund soll der 18-jährige sein Studium vortsetzen und später seinen Abschluss machen. Marco, mit 21 einer der beliebtesten...