Kapitel 13

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Erschrocken keuchend sprang Tess zwei Schritte zurück. Auf dem Schlitten lag ein junger Mann, ungefähr in ihrem Alter. Allerdings hatte er die Augen geschlossen und bewegte sich nicht. Er war sehr blass, dass lag wohl an der Kälte, die überall um sie herum herrschte.
Da er sich überhaupt nicht bewegte und Tess nicht wusste ob er tot war, es aber wissen wollte, schlich sie wieder an den Schlitten heran. Aus der Nähe konnte sie ihn besser betrachten. Er sah gar nicht mal so übel aus: braune, jetzt mit Schneeflocken verzierte, wuschelige Haare, ein markantes Kinn, eine kleine Narbe über dem geschlossen Auge... Irgendwie ist die sexy...
'Mist! Was denke ich eigentlich!? Ich kenne ihn gerade mal seit einer Minute und vielleicht lebt er noch nicht mal mehr!'
Entrüstet über sich selbst schüttelte Tess den Kopf. Dann beschloss sie, den Jungen mit dem Schlitten ebenfalls zur Ruine zu ziehen.
Sie schnappte sich das Seil, an dem der Schlitten befestigt war, und zog, so wie der Mann vor ihr auch. Allerdings stellte sich das als schwierig heraus, denn der Schnee war glatt, der Schlitten schwer, die Sicht schlecht und ihr sehr kalt... Also nicht gerade die besten Bedingungen, um einen Schlitten samt mindestens einem 60 Kilo schweren Passanten durch eine Eiswüste zu ziehen...
Als Tess den Feuerschein ihrer Notunterkunft erkannte, gab sie sich doppelt Mühe - und zooooog!
Endlich, nach nur einem gerammten Stein, waren sie angekommen.
Inzwischen war Tess warm geworden, auch gut.
Sie stellte den Schlitten neben den schlafenden Mann ans Feuer. Dabei wurde sie skeptisch von ihrer Schwester beäugt.
"Wie viele 'arme, halb-tote Männer' willst du denn noch anschleppen!?"
Tess lächelte. "Aber der hier gehört nun mal zum Anderen dazu. Ich kann ihn doch nicht da draußen liegen lassen!" Da kam ein dann aber auch nur ein zustimmendes' mhhhhhm' von Virgie.
Tess schaute sich den jungen Neuankömmling nun noch mal gdnauer an. Sie wusste schon, dass er noch am Leben war, denn er hatte einmal ganz leicht geblinzelt, worauf hin Tess am liebsten einen Freudensschrei losgelassen hätte. Sie wusste auch nicht, warum ihr das Leben dieses Typen so wichtig war.
Gerade sah sie, dass der Junge am Schlitten festgebunden war, damit er nicht herunterfiel. Also mussten die zwei schon etwas länger unterwegs sein. Jetzt band sie ihn vom Schlitten los und wuchtete ihn auf den Zimmerboden.
"Puh, Virgie, wenn du müde bist, kannst du jetzt gerne noch ein bisschen schlafen. Ich kann erstens jetzt gar nicht mehr schlafen und zweitens muss ja auch irgendwer auf unseren 'Besuch' aufpassen. "
" Ich bleibe mit dir wach! "meinte Virgie entschieden und setze sich neben Tess ans Feuer. Aber schon 10 Minuten später merkte Tess plötzlich ein kleines Etwas auf ihre Schulter plumpsen. Virgie war eingeschlafen.

" Jetzt sind nur noch ich und du wach, stimmts, Großer? " sie meinte Hakon, natürlich. Der hatte sich träge auf die Seite fallen lassen und starrte sie unverändert an. Vielleicht war es sogar ein ganz nettes Anstarren, auf seine 'Ich-bin-ein-harter-Hund-Weise'.

Plötzlich hörte Tess, dass hinter ihr jemand redete. Sie drehte sich zu den zwei Männern um, denn daher kam das Geräusch. Es war der junge Typ, er redete im Schlaf. Es war schwer zu verstehen, was genau er alles sagte, aber alles was sie verstand, lies Tess eine Gänsehaut über den Rücken jagen. Er sagte: "Nein! Verschwindet!.... Hilfe!.... Ihr Monster!.... NEIN!!!"

In The EndWo Geschichten leben. Entdecke jetzt