Kapitel 21

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Braune, wahrscheinlich sehr hübsche, aber jetzt weit aufgerisse Augen starrten auf sie herab. Ungläubig schaute der Mann auf die zwei verängstigten Schwestern. Dann entdeckte er auch Hakon und musterte ihn kritisch.
"Waaaa....? Wie....? Wer...?!!" begann er verwirrt. "John! Führst du jetzt schon Selbstgespräche? Hat dich meine 'kleine Ermahnung' etwa so aus dem Konzept gebracht!? Komm endlich, bring das Bier her!!", raunzte sein Anführer gerade.
"Nnn... Natürlich, das Bier... Ja!" Er griff neben die Mädchen in eine Kiste und nahm, ohne sie aus den Augen zu lassen, einige Bierflaschen heraus.
Mit angewinkelten und an den Körper gepressten Arm, da er sehr wahrscheinlich gebrochen war, trug er die Flaschen zurück zu seinem Boss. Er erwähnte die Mädchen nicht mit einem Wort und verhielt sich auch sonst eher ruhig, blieb im Hintergrund.

"Oh man Tess!! Ich will hier raus!", flüsterte Virgie ängstlich.
"Glaub mir, hätten wir eine Chance, wären wir schon dreimal hier draußen. Aber jetzt, bei der Belagerung können wir hier nicht weg. Oder willst du hier etwa winkend hinausmarschieren!? Nein, wir müssen warten. Das ist unsere einige Chance... "
Sie sagte nicht, dass sie wirklich bald zurück zu Daven mussten, oder, dass, wenn sie entdeckt würden, das auch nicht gerade spaßig werden dürfte.
Irgendwie hatte sie sogar richtige Hoffnung. Immerhin hatte sie der Mann nicht verraten und noch wurden sie nicht entdeckt.

Die Männer hatten inzwischen alle Bierflaschen geöffnet und waren schon fleißig am Trinken. Nur ihr stiller Retter und ein alter Mann tranken nichts. Der Alte hatte sich neben den Jüngeren gesetzt und hielt zwei kurze Latten, beide von einem Lattenrost heraus gebrochen, in der Hand. Gerade erklärte er, dass John den Arm nicht belasten dürfe und wickelte die Latten mit einer Binde fest. Er war der Einzige, der sich um Johns Verletzung kümmerte.
Der Anführer, schon ziemlich betrunken, schrie irgend welches Zeugs durch die Gegend und die Anderen lachten brav.
Erschreckend für Tess und Virgie war allerdings, als die Männer beschlossen, länger als ein paar Tage in dem Lager zu bleiben.
"Wie sollen wir hier je unbemerkt heraus kommen!?", war die panische Reaktion. Doch auch hier blieb ihnen nicht lange um zu verzweifeln.
Denn plötzlich brüllte der Boss: "Wir brauchen noch Wachen für die Nacht! Wer will?" Die letzte Frage war natürlich sarkastisch gemeint und er rechnete wahrscheinlich auch nicht mit einer Antwort, aber erstaunlicher Weise meldete sich wirklich eine leise Stimme zu Wort. "Ich kann Wache halten!" Es war John.
Etwas verdutzt wurde er gemustert. "Na gut", lallte der Andere. "Wenn du unbedingt willst. Aber wehe dir du schläfst ein!" John machte sich auf den Weg zum Vorraum und damit war das Thema beendet.

Gefühlte Stunden später wurde es langsam leiser im überfüllten Lager.
Endlich kam die betrunkene Meute zur Ruhe. Das war entspannend für Virgie, Tess und Hakon, aber an Schlaf war immer noch nicht zu denken. Na gut, ausgenommen Hakon. Der döste schon vor sich hin.
Geschockt von den letzten Ereignissen lehnte sich Tess zurück und schloss kurz die Augen. Wie soll ich uns nur hier heraus bekommen?!
Da wurde sie von Virgie am Ärmel gezupft.
"Wir bekommen Besuch."
Und wirklich, John kam leise auf sie zu. Schon wieder war Tess völlig aufgeregt. Was würde er jetzt machen? John vergewisserte sich noch einmal, dass niemand ihn beobachtete, aber alle waren mit sich selbst beschäftigt. Einige schliefen, ein Mann streichelte liebevoll ein Fernglas und ein anderer führte wirklich Selbstgespräche.

"Wer seid ihr? Und wie, verdammt noch mal, kommt ihr in unser Lager!? Was wollt ihr hier eigentlich?", brach es aus ihm heraus.
Vorsichtig flüsternd antwortete Tess: "Wir... Wir haben uns verlaufen. Wir waren auf der Suche nach Lebensmitteln und fanden dieses Lager. Verlassen."
John betrachtete sie eine Weile, dann wand er seine Aufmerksamkeit Hakon zu. "Und wie kommt ihr an Hakon!?"

Woher wusste er den Namen des Hundes!?

In The EndWo Geschichten leben. Entdecke jetzt