Kapitel 20

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Als Tess mit ihrer Schwester und Hakon die Treppe wieder hinauf geklettert waren und den schweren Gullideckel zur Seite schoben, wurden sie von stechender Kälte begrüßt. Und Dunkelheit. Es war stockdunkel! Nur der Schnee schimmerte leicht bläulich, was der stillen Umgebung einen unheimlichen Touch verlieh.
"Oh nein! Es ist schon wieder Nacht! Jetzt können wir nicht mehr los, wir sehen ja überhaupt nichts und würden mit offenen Armen direkt in einen Hinterhalt laufen... Am besten verbringen wir die Nacht im Lager, machen es uns dort bequem und brechen morgen früh gleich wieder auf!", fasste Tess zusammen. So taten sie es dann auch. Also stiegen die drei die Treppe wieder hinunter und versuchten sich, so weit möglich, gemütlich einzurichten.
Dazu setzten sie sich in eine Ecke, weit weg vom kühlen Schacht und kuschelten sich in viele, wärmende Decken. Vorher hatte Virgie noch ein paar Konserven geholt und diese aßen sie jetzt. Für einen Fremden mussten sie wie ein riesiger, schmatzender Deckenhaufen in der Ecke wirken. Aber es war gemütlich und somit perfekt. Es dauerte auch nicht lange, da schlief Virgie ein, angelehnt an ihre Schwester. Ihre gleichmäßigen Atemzüge machten auch Tess langsam aber stetig müde. Bald dämmerte auch sie weg, Hakon neben sich.

- ein paar Stunden später -

Von einem ziemlich lauten Rumpeln wurde Tess aufgeschreckt. Ruckartig griff sie nach der Taschenlampe, die sie neben sich gelegt hatte. Da! Wieder! Ein lautes, schabendes Geräusch. Zzzzrrrrrrr!
"Was... Was war das!? ", quiekte eine erschrockene und ebenfalls erwachte Virgie. "Ich weiß es nicht. Aber es schien von weiter oben zu kommen! Vielleicht vom Eingang beim Gulli!?" Lange Zeit zum Überlegen hatten sie nicht, da ertönte ein metallisches Schaben. Da schiebt jemand den Gulli weg!!
"Komm schnell Virgie, hier rüber!" Die drei versteckten sich hinter einer großen Holzkiste neben ihnen und warteten, die Taschenlampe und das Messer griffbereit. Hakon knurrte wütend.

"Eyy, hier ist es! Ich hab's wieder gefunden. Hab ich doch gesagt!", brüllte eine schallende Männerstimme von oben.
"Das musstest du ja auch! Beiseite!"
Dann war schepperndes Fußgepolter zu hören.

"Die kommen hier runter! Tess, mach was!!", Virgie war verzweifelt, aber wer konnte es ihr übel nehmen!? Sofort schaltete Tess die Taschenlampe aus während Virgie versuchte, Hakon zu beruhigen. Irgendwie schaffte sie es dann auch.

Den Geräuschen nach kamen da gerade so einige Menschen die Treppe hinunter. Dann wieder ein Schleifen, der Letzte schloss den Gulli wieder.
Während dessen kam der Erste jetzt in den Lagerraum.
"So, jetzt zur Sache!", knurrte eine bedrohliche, tiefe Männerstimme.
"Wieso, John, wieso? Ich versteh's nur nicht. Erkläre es mir!", den letzten Satz hatte der Mann nur noch geflüstert, aber gerade diese Tatsache machte es nur noch gefährlich klingender.
Die Fußstapfen hatten aufgehört, alle hatten sich in der Lagerhalle eingefunden. Als Tess vorsichtig um die Ecke lugte, sah sie ungefähr acht bis zehn Männer in dem Raum. Einer, ganz in schwarz gekleidet, hatte gerade die Frage gestellt und sah besonders bedrohlich aus. Anscheinend war er der Anführer der Truppe.
"Aber... Was meinst du genau? Ich hab doch das Lager gefunden und.... ", weiter kam der antwortende Mann nicht." Warum. Hast. Du. Meinen. Befehl. Missachtet.!?!? Du solltest diese Frau töten!! Stattdessen hast du in den Schnee geschossen und unsere Beute gewarnt!!" Er schrie so laut, dass es im ganzen Lager widerhallte. Aber Tess und Virgie trauten sich nicht, auch nur etwas lauter zu atmen. Das galt wohl auch für den Rest der Gruppe, denn plötzlich schwieg jeder.
"Das dulde ich nicht in meiner Gruppe! Komm her!", schrie der aggressive Mann gerade. Zögernd trat ein schmaler, vielleicht 30- jähriger Mann vor. Daraufhin wurde er geschnappt und sein Arm schmerzhaft weit nach hinten gedreht. Er keuchte auf. Dann knackte es. KNACK! Der Mann schrie schmerzerfüllt auf. Daraufhin wurde er losgelassen und zog sofort seinen linken Arm heran. Er wimmerte nur noch.
"Und falls noch mal jemand meine Befehle missachtet bin ich nicht mehr so freundlich, verstanden!?"
Ein zustimmendes Gemurmel erfüllte den Raum und übertönte den wimmernden John.
"So, jetzt holt mir John erst mal ein Bier! Dort hinten, bei der Holzkiste stehen welche. Los! Ich habe Durst!"
Sofort setzte sich der junge Mann in Bewegung, zielte genau auf Virgie's und Tess Versteck zu.
Tess hielt den Atem an.
Aber genau in dem Moment blickten sie ein Paar braune Augen an und....

In The EndWo Geschichten leben. Entdecke jetzt