Kapitel 34

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„Schau mal, wie schön er leuchtet!" , begeistert hielt Virgie Tess ihren strahlenden Flummi unter die Nase.

„Er flouresziert, das bedeutet, dass er selbst leuchtet. Anscheinend wird er umso heller, umso wärmer er wird. Ziemlich cool. Schau doch mal, Daven. So etwas sieht man heute nicht mehr besonders oft."

Aber Daven war mit etwas ganz anderem beschäftigt. Er starrte die Flugzeugswand an, als hätte er einen Geist gesehen. So ungefähr war das auch. Auf der dunklen Wand vor ihm hoben sich, nun hell erleuchtet durch den Flummi, dunkle und vor allem tiefe Risse ab. Je vier nebeneinander, parallel. Als ob....nein! Das konnte, das durfte einfach nicht wahr sein!! Er erschauderte. Das waren Kratzspuren von ziemlich scharfen, langen Krallen.
Jetzt hatte auch Tess sie entdeckt.

„Daven, wer war das!?"

Die richtige Frage würde wohl 'Was war das?' lauten, denn von richtigen Personen konnte man hier nicht sprechen.

Tagebucheintrag:

...Ich weiß gerade gar nicht, wo ich anfangen soll. Es ist schrecklich! Wie konnte das überhaupt passieren!? Ich meine, uns!! Der Elite sozusagen. Jetzt ist es aber trotzdem so weit gekommen und du weißt immer noch nicht, wovon ich überhaupt rede. Aber selbst wenn ich es dir erzähle, dir als mein Tagebuch, was wirst du dagegen unternehmen? Was wirst du tun, um uns zu helfen, um die Katastrophe zu stoppen? Eben. Das ist nicht gerade viel. Trotzdem, ich muss mir das jetzt mal von der Seele schreiben, ich darf ja noch nicht mal mit Daven darüber reden. Der hält mich wahrscheinlich immer noch für den Guten...

Es fing vor etwa zwei oder drei Wochen an. Bemerkt habe ich es nicht einmal selbst, ein aufgelöster Mitarbeiter, der für die Fütterungen der Tiere zuständig war, kam plötzlich in mein Büro gestürmt.
Erst dachte ich, dass er wieder über weitere Todesfälle berichten wird, die waren leider keine Seltenheit, aber er sagte etwas ganz anderes. Nur drei Wörter.

„Die Tiere mutieren!"

Natürlich bin ich sofort hinter ihm her zu den Käfigen. Das die Tiere, die die neue Rezeptur des Futters bekamen kräftiger aussahen, bemerkten wir schon vor einer Weile. Aber anscheinend wuchsen sie jetzt auch schneller. Viel schneller. Ein übel riechender Gorilla schnaubte mich aus seiner Ecke des Käfigs an. Ja, er war wirklich kein kleines Kerlchen mehr. Und irgendwie kamen mir seine Zähne auch spitzer vor. Aber der Mitarbeiter stürmte schon weiter und ich hinterher.

Am letzten Käfig, der, bei dem wir die neuen Rezeptur als erstes und somit am längsten ausprobiert haben, blieben wir stehen. Hier waren unsere Stärksten, unsere Prachtexemplare untergebracht.

Erst sah ich nur schwarze Haufen herum sitzen. Mit Krallen. Gott, was für Krallen! Diese Gorillas waren sogar noch größer als der, an dem wir vorhin vorbei geflogen sind. Sie machten mir schon etwas Angst. Okay, auch etwas mehr Angst, als sie sollten. Ja, in Ordnung. Bei ihrem Anblick bekam ich Panik. Aber das sage ich dir natürlich nicht!

Riesige, haarige Biester mit wachsamen Augen, schaufelartigen Händen, an denen fünf Zentimeter lange Krallen hingen und stinkendem Atem. Aber wirklich unheimlich war, dass sie alle, fünf insgesamt, in einer Reihe zu stehen schienen. Ihre Körper bewegten sich nicht, aber ihre Augen verfolgten jede unserer Bewegungen.
„Sir, das sind nur die Gorillas..."

NUR?!

„Die Ratten haben sich ebenfalls verändert. Sie entwickelten viel längere Zähne und seltsam kräftige Rattenschwänze. So als ob sie diese nun auch im Kampf verwenden könnten. Als Schlinge zum Würgen, aber sicher können sie damit auch kleinere Gegner von den Füßen hauen..."
Ich musste erstmal schlucken.

„Sir...Das passiert bei fast all unseren Tieren. Sie verändern sich. Das ist das neue Futter."

„Bei fast allen?"

„Ähm... Nun ja..." , er wand sich sichtbar, „die restlichen Tiere, zum Beispiel dieser Hund"

Ich wusste sofort welchen er meinte. Ein kleiner Brauner hatte sich vor ein paar Tagen mit den Anderen gezofft und sich dabei eine Pfote gebrochen.

„Ja?"

„...Er wurde tot und blutig in seinem Käfig gefunden. Die anderen Hunde haben ihn nicht nur getötet, sie haben ihn zerfleischt! Das machen keine normalen Hunde! Sie haben ihn ja nicht einmal gefressen, aber Tiere töten nicht einfach zum Spaß! So etwas habe ich noch nie gesehen, etwas stimmt überhaupt nicht mit den Tieren..." Er wurde immer leiser beim Sprechen.

Ich schickte in nach Hause, da er völlig fertig aussah. Ich wollte auch nach Hause, aber wer würde meine Arbeit weiter führen? Also sah ich mir die Aufzeichnungen der letzten Tage an. Wachstumsschübe, enormer Hunger, bedrohliches Auftreten den Pflegern gegenüber... Das hätte mir doch schon früher aufallen müssen. Das war aber nur einer meiner vielen Fehler...

Mussten wir das Futter absetzen? War all unsere monatelange Arbeit völlig umsonst? Immerhin wollte keiner aggressive, blutrünstige Haustiere. Ich stellte mir gerade ein kleines Mädchen vor, dass mit seinem flauschigen Hasen schmuste. Dann plötzlich biss der Hase ihr den Finger ab. Oder die ganze Hand? Mit seinen scharfen Zähnen in das Fleisch..... Brrrrr!!!

Nein, so konnte das jedenfalls nicht weiter gehen.

Und es sollte noch viel schlimmer kommen...

In The EndWo Geschichten leben. Entdecke jetzt