Die schlechten Nachrichten

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"Ja und als du-"

Ich telefonierte gerade mit meiner Freundin aus der Schweiz, als ich beim Aufschließen ein lautes Schluchzen aus meinem Haus hörte.

"Emma! Ich ruf dich später noch mal an ok? Hier ist irgendetwas faul. Bis später. Hab dich lieb" Ohne auf eine Antwort zu warten legte ich auf und lief mit schnellen Schritten in die Küche. Ich sah meine Mutter alleine auf einem Barhocker sitzen, mit dem Gesicht in den Händen vergraben.

"Mum? All- Alles in Ordnung?"
Verdammt ich wusste doch, dass nicht alles in Ordnung sein könnte wenn sie hier so saß.

"Nein! Ich- Ich-"

Es tat mir weh meine Mutter so in diesem Zustand zu sehen, aber ich wusste nicht wie ich sie trösten sollte und was sie zu diesem Zustand überhaupt gebracht hat.

"Es ist schrecklich! Stella komm her!"
Zögernd lief ich zu ihr hin und hatte dabei ein komisches Gefühl in der Magengegend, denn es machte mir Angst? Hatte es was mit mir zu tun?

"Meine- Meine beste Freundin-
Du kennst sie doch noch oder?", brachte sie unter vielen Schluchzern raus. Ich konnte mich erst nicht wirklich erinnern, welche Freundin sie meinte, bis mir eine wunderschöne Frau in den Sinn kam.

"Tamara?"

"Ja genau. Sie.- Sie ist gestorben VERDAMMT! Ich kann das nicht! Warum? Warum ist das Leben so grausam?"

Ich war immer noch schockiert über das, was meine Mutter mir gerade eben vermittelt hatte. Ich kannte Tamara gut und sie war wirklich eines der liebevollsten Menschen, die ich kenne, gekannt habe.

"Sie ist an einem Autounfall gestorben. Jemand ist an der 5. Straße in- in sie reingefahren und sie war sofort- sofort-"

"Psscht! Alles gut Mum. Lass es raus ok? Lass es raus." Ich versuchte meine Mutter zu beruhigen, aber ich hatte rein gar keine Ahnung, wie ich das schaffen sollte. Ich hatte sie schon oft weinen sehen, aber so stark wie heute noch nie. Meine Mutter hing sehr an ihr, das wusste ich letztendlich. Ich hatte sie schon lange nicht mehr gesehen. Seid dem Tod ihres Mannes eigentlich. Meine Mutter und sie waren wie Bibi und Tina, wie Topf und Deckel. Wenn sie zusammen waren, war der schlimmste Tag sogar der schönste.

Als ich meine Mutter wieder beruhigt hatte und ihr still nur noch ein paar Tränen über die Wangen liefen, fing sie an über ihre Kindheit mit ihr zu erzählen.

"Und dann hatte sie ihren Sohn dabei ich weiß nicht ob du ihn noch kennst.
Sein Name ist Luke und als ich und Tamara uns getroffen haben, habt ihr immer gespielt."

"Moment mal! Luke Harries?"

"Ja genau du kennst ihn? Er ist ein lieber Junge aber er musste schon viel durchmachen, aber er ist wirklich ein bezaubernder..."

Den Rest was meine Mutter noch erzählte bekam ich kaum mit.
Luke war also Tamaras Sohn. Na klar, warum ist mir das nicht früher eingefallen? Die Frage ist aber, warum ich ihn dann nie außer in der Schule gesehen hatte. Aber wenn er Tamaras Sohn... Oh mein Gott er hat seine Mutter verloren! Ok, jetzt wurde mir so einiges klar. Ich hasste ihn zwar und wir haben uns in den letzten Jahren oft in die Haare bekommen, mussten nachsitzen oder haben sogar einen Schulverweis bekommen, aber so ein schlimmes Schicksal ist sogar für den schlimmsten Menschen der Welt kaum denkbar.

"Stella ich muss dir noch was erzählen." Och nöö! Das hieß nichts Gutes. Sie hatte diesen 'es-wird-für-dich-nicht-gut-ausgehen'- Blick drauf.

"Tamara war geschieden. Luke hat bei seinem Vater gewohnt, bis er auch an einem Autounfall gestorben ist. Zu diesem Zeitpunkt hatte er auch noch bei seinem Vater gewohnt, aber dann bei seiner Mutter, weil er Tamara nun das Sorgerecht wieder für ihren Sohn hatte. Auf jeden Fall ist Tamara ja jetzt ja auch... von uns gegangen und Luke hat keine Familienmitglieder hier in der Umgebung, eigentlich gar keine mehr, aber das ist eine andere Geschichte. Und deswegen wird er bei uns wohnen im Gästezimmer neben deinem Zimmer und-"

"BITTE WAS?! Mum ok ich kann verstehen, dass es wegen deinem großen Herzen ist und ok es ist auch gut, weil er niemanden mehr hat, aber ein Fremder wird bei uns wohnen!?!"

Ja ja, ich war kaltherzig ich weiß. Aber ich war sowas von auf 180, dass meine Gedanken nur so aus mir raussprudelten. Ich konnte meiner Mutter ja schlecht den Grund erzählen, warum ich wollte, dass Luke nicht hier wohnen wird. Sie kannte den 'wahren' Luke ja gar nicht. Wie er mich immer beleidigt, runtergemacht und vor allen bloßgestellt hat. Ich habe mich an ihm gerecht. Wurde teilweise zu einem 'BadGirl', wie es meine Schule nennen wollte. Ich habe mich lediglich gerecht und bin nicht mehr auf meinen Mund gefallen. 

"Du hast Recht aber Tamara ist, war, meine Beste Freundin und ich weiß, dass sie das für mich auch gemacht hätte. Sie war wie meine Schwester, die ich nie hatte. Meine bessere Hälfte. Es mag kitschig klingen, Stella. Aber du musst mir glauben, ich mache das um mich bei Tamara für alles zu bedanken. Das ist das mindeste, was ich tun müsste. Und in ein Heim kommt Luke auf keinen Fall. Das kann ich nicht übers Herz bringen, ok?"

"Ok Mum. Kommst du jetzt klar? Ich muss dann mal los und ich wollte eh noch etwas in der Stadt erledigen." Das war natürlich gelogen. Aber ich musste einfach alles sacken lassen. Es ist schlimm genug Luke jeden Tag in der Schule zu sehen, wie er mich böse anfunkelt und mich versucht unter zu machen, natürlich ohne Ziel.

"Ja alles gut ich komm klar" Ich nickte ihr aufmunternd zu, gab ihr einen Kuss und verschwand wieder aus dem Haus. Spazieren gehen hilft bei mir immer. Das war auch wirklich schon immer so. Manchmal tanzte ich, aber an der frischen Luft zu laufen ist meiner Meinung nach befreiend, so dumm es sich auch anhören mag.

Der Bad Boy und ich Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt