Unerwartetes

7K 314 19
                                    


Ich musste zugeben, dass dieser Typ mich verrückt machte. Und das sage ich jetzt bestimmt schon zum 10. Mal an diesem Abend beziehungsweise in dieser Stunde. Ich spürte seinen warmen und ruhigen Atmen in meinem Nacken und bekam sofort eine Gänsehaut.

"Wo will denn die gnädige Dame hin? Ich dachte wir machen uns heute einen schönen Abend. Also nur wenn du willst, meine ich."

"Maddie und der Rest sind da Hinten und-" Weiter konnte ich gar nicht reden, denn schon bevor ich mich wieder losreißen wollte, zog er mich dicht zu sich und legte seine Lippen auf meine. Seine verdammt zarten Lippen, um genau zu sein. Zuerst war ich ganz perplex und musste mich bemühen ihn nicht gleich aufzufressen. Schließlich konnte ich dem doch nicht wiedersehen und erwiderte den Kuss. Der Kuss wurde immer leidenschaftlicher, zärtlicher aber auch zu gleich machte er mir Angst. Als er mit seiner Zunge über meine Unterlippe fuhr öffnete ich zögernd meinen Mund und unsere Zungen spielten nun leidenschaftlich und gleichzeitig wild miteinander.
Nach einer Weile lösten wir uns voneinander und ohne, dass er etwas sagte verschwand er. Ich dachte, dass es so wie bei jedem Typen war. Einmal rummachen und abhauen. Warum bilde ich mir was ein und genoss den Kuss auch noch? Für Luke war es einfach nur ein Kuss und er wollte mich im Endeffekt nur als Bettdeko haben. Kopfschüttelnd lief ich wieder zu Maddie an die Theke, als mich jemand am Handgelenk mit sich zog.

Verwirrt schaute ich wieder Luke in die Augen. Und fragte ihn, was er vor hatte. Er zog mich weiter mit sich und flüsterte mir ein "hier geht es lang, Täufelchen" zu und zig mich mit sich auf die Veranda. Zu meinem Erstaunen war hier niemand. Wirklich niemand. Und schon genoss ich die Zweisamkeit mit Luke. Ich fischte mir eine Kippe aus meiner Tasche und hielt ihm die Packung hin. Dankend nahm er eine an und wartete auf das Feuerzeug, das Luke gerade in seiner Hand hielt. Es tat gut sich anzuschweigen, und einfach nur den Geschmack der Kippe zu genießen. Ich sah eine Schaukelspinne und deutete auf das kleine 'Gerüst'.

"Die haben hier auch echt alles nh?"
Lachend sah ich ihn an, wie er in die Richtung der Schaukel sah und mich mit sich zog. Er legte sich in die Schaukelspinne hinein und klopfte auf den freien Platz neben sich. Ohne zu zögern legte ich mich neben ihn und schaute in den Nachthimmel.

"Glaubst du eigentlich daran, dass jeder Tote einen eigenen Stern hat?" Luke sah immer noch in den Himmel und ich hatte das Gefühl, dass er auf einmal an seine Mutter denken musste. Er tat mir leid und ich wusste nicht, was ich tun sollte, weswegen ich einfach redete, was mir einfiel.

"Ja ich denke schon. Es gibt zwar viele Sterne am Himmel, aber die wichtigsten Personen in deinem Leben bekommen einen besonderen Stern, der ganz hell leuchtet." Er sah mir nun tief in die Augen und schwieg. So etwas poetisches hätte ich niemals von mir erwartet, aber ohne es mir anmerken zu lassen lächelte ich ihn aufmunternd zu. Luke kam immer näher und näher, aber es störte mich nicht wie beim ersten Mal auf der Tanzfläche. Ich ließ es zu und erwiderte den Kuss ohne zu zögern. Es wurde immer stürmischer und irgendwann merkte ich wie er über mir lag. Ohne die Lippen voneinander zu nehmen zog ich meine Schuhe aus, die mich schon den ganzen Abend quälten. Die Schaukel schwing sanft hin und her und je intensiver und stürmischer der Kuss wurde, desto schneller bewegte sich die Schaukel hin und her. Es war eigentlich witzig, dass wir auf einer Schaukel rummachten. Gibt es wahrscheinlich auch nicht immer, denn die Blicke spürte ich schon förmlich auf uns liegen. Ich legte meine Hände in seinen Nacken und genoss es in vollen Zügen. Er wanderte von meinen Lippen weiter runter zu meinem Hals. Mit kleinen Küssen bewegte er sich voran und ohne es zu wissen erwischte er meinen Schwachpunkt an meinem Hals. Ich merkte, wie er beim Küssen lachen musste und schmunzelte. Doch als er an der Stelle saugte entwich mir ein leises Stöhnen. Langsam bewegte er seine Lippen wieder aufwärts bis er zögernd auf eine Reaktion von mir wartete.

"Luke Schatz was machst du da? Ich dachte du liebst- WER IST DIESE KLEINE SCHLAMPE?!"

Verwirrt sah ich auf und sah ein blondes, aufgetakeltes Mädchen vor uns stehen. Sie hatte eindeutig zu viel Make-up. So viel verwende ich nicht mal im ganzen Jahr zusammengerechnet. Ihr Kleid glich einem Gürtel und sonst war sie mit ihren wasserstoffblonden Haaren die perfekte Basic-Bitch.

"Emily! Ich hab dir gesagt, dass-"

Was passierte hier? Wer war dieses Mädchen? Emily. Wow da hilft mir auch weiter. Doch als sie auf einmal Tränen in den Augen hatte und Luke eine verpasste, wusste ich was los war. Anscheinend war sie seine Freundin und ich habe das alles gerade ruiniert. Warum lasse ich mich auf einen Bad Boy ein? Ohne noch etwas zu sagen stand ich auf und nahm meine Schuhe in die Hand. Ich wollte einfach nur weg von hier!

"Stella! Warte!" Luke zog mich am Handgelenk zu sich zurück. Ich wusste nicht, warum ich plötzlich einen fetten Kloß im Hals bekam und mir die Tränen mit viel Qual unterdrücken musste.

"Luke nimm deine Drecksfinger von mir! Ich bin einfach nur betrunken und habe einen riesigen Fehler gemacht. Ich fühle nichts, Luke. Ich fühle mich nur wie eine kleine Schlampe, weil ich mich auf dich eingelassen habe."

Mir liefen vereinzelt die Tränen über meine Wange während ich ihn anschaute. Er wollte sie wegwischen, woraufhin ich seine Hand aus meinem Gesicht schlug. Ich riss mich von ihm los und lief durch einen kleinen Eingang. Er führte direkt zu dem Parkplatz, auf dem Luke sein Auto stehen hatte. Warum weine ich? Wir sind nicht zusammen und ich habe kein Recht eifersüchtig zu sein! Warum liegt mir das gerade so tief im Herzen und verletzte mich so sehr?

"Stella. Verdammt hör mir zu!
Stella. Warte doch man! Verdammt ich hab-"

"Wag dich ja nicht diese Wörter auszusprechen! Lass mich in Ruhe, verstanden?! Und komm nicht auf die Idee mir je wieder unter die Augen zu treten! Sag mir ja nicht, dass du dich in mich verliebt hast. Sag es einfach nicht, Luke. Das alles ist nur eine Lüge. Also lass es gut sein. Ich bin betrunken und fühle nichts."

"Komm ich fahr uns nach Hause und ich erkläre dir alles! Glaub mir, du bist betrunken. Lass es bis morgen ruhen und lass es uns auf keinen Fall vergessen, denn ich weiß genau, dass es dir gefallen hat."

Ohne mich nochmal umzudrehen lief ich davon. Ohne Schuhe und nur mit meinem Handy und den Kippen. Ja die könnte ich jetzt gebrauchen! Ich lief durch die dunklen Straßen New Yorks und ohne dabei Angst zu verspüren lief ich nicht mal in Richtung nach Hause. Ich wusste, dass Luke auf mich warten würde und genau das hielt mich von zuhause fern. Ich lehnte mich an eine kalte Mauer an und rutsche auf den Boden. Was war nur los mit mir? Warum tat es so weh? Und warum hatte mich das auf einmal alles interessiert? Ich merkte wie ich anfing zu zittern und langsam Angst bekam.
Ich konnte sie nicht mehr zurückhalten. Vergeblich ließ ich den Tränen freien Lauf und ohne es zu wollen fing ich auch an zu schluchzen und zu schreien.

Es tat so verdammt weh!

Der Bad Boy und ich Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt