Aufklärung

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Es war Sonntag. Zwei Tage nach meinem Unfall und ich muss sagen, ich war nicht sehr froh, als mich das Krankenhaus entließ. Normalerweise würde man jetzt Party feiern und sonst was, aber ich war einfach nur noch unmotiviert nach Hause zu gehen. Ich musste dort Luke über den Weg laufen und das konnte ich einfach nicht. Aber ich musste. Und als ich mein Haus schon von weitem sah, zog sich alles in meinem Bauch zusammen. Ja, ich bin nach Hause gelaufen. Meinen Freunden und Eltern konnte ich ja schlecht sagen, dass ich im Krankenhaus war und sie mich dort abholen sollten. Ein Taxi konnte ich mir nicht holen, weil ich kein Geld hatte. Zu Auswahl blieb dann nur noch Luke und das Laufen, weswegen ich mich auch dafür entschied. Alles war momentan besser, wenn ich Luke nicht sehen musste.

Kaum war ich in der Tür, bekam ich schon Bauchschmerzen. Kennt ihr das, wenn ihr Angst bekommt und dann euer Bauch irgendwie zieht? Genauso das habe ich gerade. Meine Eltern hinterließen mir mal wieder einen Zettel am Schlüsselfach und teilten mir mit, dass sie in Deutschland seien. Spaß beiseite, meine Eltern haben doch einen Schaden. Ich fühle mich von meinen Eltern hintergangen und alleingelassen. Wer lässt sein Kind immer alleine? Ok, ich bin 17 aber trotzdem. Sie sind nur noch weg und das ist einfach scheiße.

"Stella? Kann ich mit dir reden?", ertönte es hinter mir. Ich drehte mich nicht zu ihm um und lief einfach die Treppen hoch in mein Zimmer. Ich hatte dafür einfach keinen Nerv. "Man Stella, lass uns reden", rief er mir hinterher. Sofort drehte ich auf der Treppe um und schaute ihm bedrohlich in die Augen. Er stand dicht hinter mir und nun war ich genauso groß wie er, denn ich war zwei Treppenstufen höher als er. So konnte ich ihn perfekt böse in seine Augen schauen.

"Es gibt nichts mehr zu reden, ok? Es ist alles gesagt worden Luke. Ich brauche dich nicht und du mich anscheinend auch nicht. Es ist vorbei und es wird auch nie wieder so sein wie früher. Lass mich einfach in Ruhe und hör auf mir die ganze Zeit hinterher zu rennen. So ist es für mich einfacher dich zu vergessen." Ich wollte wieder umdrehen, als er mich an der Hüfte hochhob und mit Leichtigkeit in sei Zimmer trug.

"Lass es Luke. Ich habe dir gesagt du sollst mich nicht anfassen und mit in Ruhe lassen. Was verstehst du daran nicht?" Er schaute mich traurig an und ich sah, wie sich Tränen in seinen Augen bildeten. Er nahm mich fest in den Arm und schluchzte an meiner Schulter. Seit wann ist Luke bitteschön so emotional, zu viel getrunken gestern Abend oder was? Vielleicht? Aber wenn, dann wegen dir. Er liebt dich wirklich Stella. Sie es ein. Jeder Mensch hat eine zweite Chance verdient. Glaub mir!  Sei leise und lass mich das entscheiden. "Luke du musst jetzt nicht weinen, ok? Du hast es versaut nicht ich", gab ich zickig von mir und wollte mich wieder umdrehen. Gerade als ich an seiner Zimmertür angekommen bin, fing er an zu reden. Seine Worte berührten mich sehr, weshalb auch ich anschließend ein paar Tränen in den Augen hatte. So etwas hat man mir noch nie gesagt.

"Du bist für mich immer eine Herausforderung gewesen. Ich habe das schon früher an die gemocht. Ich habe dich früher nicht gut behandelt und das tut mir leid, Stella. Ich war einfach nur dumm. Trotzdem warst du oft auch nett zu mir und hast mich irgendwie immer aufgemuntert. Unsere gegenseitigen Streiche haben mir immer viel Spaß gemacht. Oft konnte ich dich nicht topen, was mich noch aufmerksamer auf dich gemacht hat. Als wir zusammen waren, war ich der glücklichste Mensch der Welt. Ich habe aufgehört zu kiffen, auch oftmals rauchen und habe mich generell verändert. Du hast mich verändert. Ich wollte es nie wahrhaben, dass ich etwas für dich übrig habe und war so dumm und war kalt zu dir. Als ich dich- Ich habe dich betrogen, weil- So oder so, wirst du denken ich habe einen an der Waffel. So oder so wird das nichts daran ändern, dass du mir verzeihst. Ich will dir trotzdem den Grund sagen. Ich habe es getan, um zu merken, dass ich nur dich will. Bevor du etwas sagst, lass es mich erklären. Es war mir einfach ein wenig zu schnell das ganze. Du bist, warst, meine Freundin und als ich mich erwischt habe, wie ich schon an eine Zukunft mit dir gedacht habe, bin ich durchgebrannt. Aber jetzt weiß ich halt, dass ich erwachsen geworden bin, mich nicht mehr durch die Gegend vögele und nur dich will. Doch ich habe es verbockt und das ist die Scheiße. Kannst du mir verzeihen, Stella und mir noch eine Chance geben?"

Die lange Rede von Luke war zum Teil süß, zum Teil einfach nur verletzend und sinnlos. Warum vögelt er fast mit dieser Tusse, um zu merken, dass er nur mich liebt? Das macht doch alles keinen Sinn. Ich wusste wirklich nicht, ob ich ihm verzeihen konnte. Es waren einfach zu viele Worte und Taten im Moment. Mein Kopf zerbricht förmlich durch Verwirrung.

"Luke, es ist einfach zu viel passiert. Ich- Ich kann das einfach nicht mehr", auch ich fing nun an zu weinen, doch wischte schnell die Tränen von meiner Wange. Luke kam näher zu mir und schaute von oben auf mich herab. Schnell stellte ich mich auf meine Zehnspitzen und streichelte ihm mit meinen Daumen über seine Wange, damit auch seine Tränen verschwinden und er nicht mehr weinen würde.

"Luke ich kann das einfach nicht mehr. Es tut mir leid. Klar liebe ich dich noch und ich möchte nichts lieber tun, als dich zu küssen. Aber das Vertrauen ist einfach weg. Ich kann dir einfach nicht mehr vertrauen und das ist das Wichtigste in der Beziehung." Damit fing Luke an laut aufzuschluchzen, doch hielt sich seine geschlossene Hand mit dem Handrücken an seinen Mund und schaute an die Decke. Seine und meine Tränen fanden gar kein Ende mehr.

"Stella, bitte. Es war ein Fehler, aber ich brauche dich und du mich. Wir werden das Vertrauen wieder aufbauen. Zusammen schaffen wir das schon, glaub mir."

"Nein Luke. Ich kann zwar vergeben, aber nicht vergessen. Und das Vertrauen ist einfach nicht mehr da, verstehst du?" Luke schüttelte schnell seinen Kopf und nahm meinen in seine starken Hände. Warum musste er heulen? Ich meine, warum er. Ich war diejenige, die heulen durfte und das auch zu Recht. Er war wie gesagt derjenige, der es versaut hat und es so weit kommen lassen hat.

"Vergiss mich einfach, Luke. Ich weiß es ist schwer, aber ich werde bei Maddie schlafen, dann sehen wir uns erst mal nicht mehr jeden Tag. Vergiss mich und werde wieder glücklich, egal mit wem. Aber das mit uns wird nicht mehr klappen, das kann ich dir jetzt schon sagen."

"Rede nicht so, Stella. Du hast Recht, ich werde glücklich. Und das mit einem Mädchen, dass ich von ganzem Herzen liebe. Dich. Ich werde und kann dich nicht vergessen. Ich werde um dich kämpfen und dir so viel Zeit geben, wie du brauchst. Aber bitte vergiss mich nicht."

"Ich werde dich nicht vergessen Luke. Meine Liebe zu dir ist zu groß. Ich liebe dich, aber es geht einfach nicht. Zu groß ist meine Angst, dass du mich wieder betrügst. Woher weiß ich, dass es nicht mehr passieren wird? Lieber trenne ich mich jetzt von dir, als in zwei Monaten, weil du ne andere geschwängert hast. Jetzt halte ich die Schmerzen noch aus, doch später werden sie immer größer", gab ich unter Tränen von mir und schaute schnell auf den Boden. Ich konnte einfach nicht in Luke's verheulten, roten Augen schauen.

"Stella. Ich-", hauchte Luke und nahm mein Gesicht wieder in seine Hände. "Ich liebe dich.Vergiss das nie. Ich werde niemanden mehr an mich ranlassen. Dich immer in Gedanken haben und wenn es sein muss als alter Mann sterben, der seiner Liebe immer noch hinterher trauert." Nun hielt ich es einfach nicht mehr aus. Aus irgendeinem Grund konnte ich Luke verzeihen. Vielleicht war die liebe doch größer, als manch ein Fehler. Ich nahm zaghaft seine Gesicht in meine Hände und strich ihn sanft seine Tränen von seiner Wange. Genauso sanft legte ich meine Lippen auf seine und genoss es wieder in vollen Zügen. Das Kribbeln war immer noch da und mir wurde auch wieder direkt warm. Als wir uns voneinander lösten, schaute er mich mit eine undefinierbaren Blick an.

"Stella, mach es mir nicht noch schlimmer mich von dir fern zu halten. Deine Lippen sind unwiderstehlich weich und passen perfekt auf meine. Ich kann das einfach alles nicht vergessen. Aber wenn du mich ständig küsst, ist es noch schwerer und-"

"Ich verzeihe dir Luke. Ich liebe dich einfach immer noch und kann aus irgendeinem Grund nicht auf dich sauer sein und dich verlassen. Es ist irgendwie, ich weiß auch nicht, komisch mir gerade eine Zeit ohne dich vorzustellen. Wenn du mir versprichst, dass das nie wieder vorkommen würde, kann ich dir verzeihen und das mit uns könnte klappen. Probieren geht über studieren, sagst du ja immer."

Er strahlte mich bis über beide Ohren an und nahm mich sofort fest in den Arm. Mit Leichtigkeit wirbelte er mich in der Luft herum und küsste mich währenddessen. Es war ein schönes Gefühl ihn wieder zu küssen. Das wohlbekannte Gefühl trat wieder auf und ich er wieder glücklich. Ich hätte nie lange auf Luke Auer sein können. Jede hätte ihn schon in den Wind geschossen, doch ich bin halt etwas gutmütiger. Ich lasse mich überraschen und schaue einfach, wie es in den nächsten Tagen und Wochen so ablaufen wird.

Der Bad Boy und ich Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt