Trauma

5.8K 256 22
                                    


Ich will das nicht. Ich bin keine Schlampe! Verdammt hör auf! Lass das!

Erschrocken und total verschwitzt fuhr ich hoch. Tränenüberströmt versuchte ich meinen schnellen Atem zu beruhigen, was mir nach einer Zeit Gott sei Dank gelang. Ich lehnte mich zu meinem Nachtisch rüber und machte meine Lampe an. Als ich mich wieder in meine Kissen sinken lassen wollte, schrie ich wahrscheinlich doppelt so laut auf und fiel vom Bett. Ich krabbelte so schnell ich konnte zu einer Wand in meinem Zimmer und drückte mich fest gegen sie. Ich hatte Angst vor ihm. Er hatte mir zwar nichts gemacht, aber ich hatte Angst vor ihm, wie nie zu vor.

"Hey. Ich wollte dich nicht erschrecken, ok? Ich mache dir auch nichts und wenn ich gehen soll, dann ist das auch kein Problem. Glaub mir Stella, ich würde dir nie wehtun." Luke saß auf meinem Bett und stand nun auf, um zu mir zu kommen. Er kniete sich zu mir herunter und schaute mich warm und fürsorglich an. Der Blick gefiel mir, doch ich konnte es ihm nicht sagen, denn schon wieder war ich wie in einer Trance. Wir saßen auf dem Boden und schwiegen uns an, bis er mich fest in seine Arme zog und ich wieder anfing zu weinen. Er strahlte so eine Vertrautheit aus, dass ich meinen Tränen freien Lauf ließ und mich dafür nicht einmal schämte.

"Lass es raus, Täufelchen. Ich bin für dich da, ok? Egal was passiert, ich werde da sein und dir Halt geben. Keine Sorge, Adam bekommt seine Strafe noch. Er ist in Krankenhaus und kann dir nichts machen. Und wenn er dir noch mal zu nahe kommt, bekommt er es mit mir zu tun. Ich bin da, Süße." Seine Worte schmeichelten mir. Diese Sätze waren die schönsten, die er mir jemals gesagt hat. Sie berichten mich und langsam hörte ich auch auf zu weinen. Ich löste mich von ihm und schaute verlegen auf den Boden. Ich hasse es, mich bei jemanden zu bedanken. Fragt nicht, war wahrscheinlich auch eine Macke an mir, aber es schien mir gerade für richtig es zu tun.

"Danke."

Er zog mich noch fester in seine Arme und ich merkte, wie ich wieder, mit seinem so schönen Duft, einschlief.

*

Am nächsten Morgen wachte ich verschlafen und schlapp auf und schaute auf meinen Wecker. 13:15. es fühlte sich so an, als hätte ich gar nicht geschlafen und ich hatte das Gefühl noch erschöpfter als vorher zu sein. Ich war ein bisschen traurig, dass Luke nicht mehr neben mir lag und mir überkam direkt eine gewisse Kälte. Ich durfte nicht so denken. Ich durfte mich nicht in ihn verlieben. Und schon gar nicht mit ihm in einem Bett schlafen.

Doch als es an meiner Tür klopfte und Luke mit einem riesigen Tablett in meinem Zimmer stand, merkte ich wie mein Herz anfing schneller zu schlagen. Von da an wusste ich, dass ich genau das tat. Ich verliebte mich in ihn, dachte so und schlief mit ihm in einem Bett. Doch es war mir egal. Ich genoss es in vollen Zügen und war einfach erleichtert ihn bei mir zu haben. Er setzte sich auf mein Bett und hab mir einen kleinen Kuss auf die Stirn, der mir kleine Stromstöße durch den Körper strömen ließ. Ich hoffte nicht rot zu werden und grinste ihn dankbar an. 

"Danke. Das ist echt lieb von dir, aber ich glaube ich bekomme nichts runter." Er lächelte mich an und fuhr mir mit seiner Hand durch meine Haare. Es beruhigte mich und schnell bekam ich eine Gänsehaut. Was passiert nur mit mir? Das nennt sich Verliebtsein, Stella. Und jetzt rede es dir nicht aus. Es ist so. Schau der Wahrheit ins Gesicht und nicht an einem Punkt neben dran. Ja, mag sein.

"Niemand kann meinen Spiegeleiern widerstehen. Und schon gar nicht denen mit Bacon! Probier es mal, wenn nicht ist es ja nicht schlimm. Aber probieren geht bekanntlich über studieren."

"Sei mal nicht so überzeugt von dir selbst, dein Ego platzt ja gleich", lachte ich und nahm den ersten Löffel der Spiegeleier in den Mund. Ich schaute ihn mit einem 'ist-das-dein-Ernst'-Blick an, weil sie wie jede anderen schmeckten. Doch im nächsten Moment, als ich sie heruntergeschluckt hatte, sah ich ihn mit geweiteten Augen an. Sie waren der Hammer. Sie schmeckten nicht wie jede Spiegeleier, sie waren irgendwie besonders. Als hätte er ein Geheimrezept dafür gehabt. Im Nachgeschmack bekam ich eine Art Geschmacksorgasmus und schaufelte immer mehr und mehr Löffel der guten Mahlzeit ein.

"Siehst du, sag ich doch. Aber bevor du fragst. Nein, ich gebe dir nicht das Rezept. Bleibt geheim", lachte er und schaute mir verträumt beim Essen zu. Ich aß meinen ganzen Teller leer und bevor ich noch etwas sagen konnte, lächelte er mich zufrieden an und ging mit dem Tablett in der Hand wieder nach unten in die Küche. Ich merkte, wie ich immer müder wurde und schlief nach kurzer Zeit auch wieder ein. Es war komisch. Er hatte so eine positive Strahlung auf einmal auf mich, dass ich mich schon gleich ein wenig besser fühlte.

*

Mein Gott lass es Adam! Lass mich in Ruhe! Ich bin noch-

Erneut hatte ich so einen Traum wie gestern Nacht. Hört das nie auf? Erschrocken fuhr ich erneut hoch und war wieder total verschwitzt und mir war kalt. Ich hatte große Angst und wusste nicht, was es für ein Tag war. Wieso ich durch den Park gelaufen bin und warum meine Eltern immer noch nicht zuhause waren. Sie waren nie gute Eltern. Ich war zwar ein 'Unfall', doch gelobet würde ich nie richtig. Meine Mutter war zwar liebevoll, aber man merkte oft, dass es nur gespielt und gequält war. Kein schönes Gefühl.

Ich sah auf meinen Wecker und stellte fest, dass es schon knapp 15:00 war. Schon wieder kamen die Bilder von gestern Nacht in meinen Kopf und ich fing an zu zittern. Ich fing an laut zu schluchzen und zu weinen, bis plötzlich die Zimmertür aufgerissen wurde und Luke erschrocken in meinem Zimmer stand. War er schon die ganze Zeit in meinem Zimmer? Du Dumme. Wenn er gerade in dein Zimmer kommt, wie soll er dann schon die ganze Zeit da gewesen sein? Schau mal nicht zu viel Vampire Diaries, lol.

"Verdammt Stella! Ich war nur kurz auf dem Klo und- Komm her." Er nahm mich in seine so starken und muskulösen Arme, aber diesmal bekam ich nur noch mehr Angst und fing lauter an zu schluchzen, fast zu schreien. Ich sah plötzlich nicht mehr Luke vor mir sondern Adam und wusste nicht mehr, was ich glauben sollte. Ob Luke da war, oder Adam. Ich wusste es nicht. Es kam mir so komisch, aber doch so real vor. Das nennt man Trauma, oder? Ich schubste ihn so hart ich konnte von meinem Bett, weshalb er nach hinten schwankte und sich gerade so noch halten konnte, bevor er zu Boden viel.

"Luke geh! Hau ab man! Lass mich einfach und fass- FASS MICH NICHT AN!"

Erschrocken stand er vor meinem Bett und ich glaube er wusste nicht, was auf einmal passierte und wie er reagieren musste. Ich selber wusste es nicht. Ich hatte sowas ja noch nie, Gott sei Dank. Aber es war schlimm. Im einen Moment wollte ich Luke schlagen, doch im anderen wollte ich mich bei ihm entschuldigen.

"Stella. Hey! Beruhig dich erst mal. Wir können über alles reden und ich würde dir nie etwas antun. Das weißt du, vertrau mir."

"Hau ab Luke! Hast du mich nicht verstanden? HAU AB!" Er stand immer noch in meinem Zimmer und ich sah, wie sich Tränen in seinen Augen sammelten. Es tat mir im Herz weh, doch ich hatte solch eine Angst vor Luke, dass ich es nicht lassen konnte, ihn anzuschreien.

"GEEEEH RAAAUS LUKEE! ICH HABE ANGST VOR DIR. ICH WILL DICH NICHT MEHR SEHEN, OK! GEH." Ich schrie so laut ich konnte und meine Kehle brannte vor Tränen. Luke wischte sich schnell seine Tränen weg und schaute mich kalt aber auch besorgt an und wusste immer noch nicht, was er machen sollte.

"Man ich hab doch nichts gemacht." Mit diesem Satz verschwand er aus meinem Zimmer. Ich setze mich in eine Ecke in meinem Zimmer, wo ich dachte, dass ich sicher wäre. Es war eine Ecke, in der ich mich als Kind immer versteckt hatte, als ich glücklich mit meiner Oma verstecken spielte, bevor sie starb. Sie war klein und ich passte auch nur noch rein, weil ich mich klein wie ein Päckchen rollte. Ich schrie, weinte, schluchzte Ich war am Ende und habe somit Luke von mir geschoben. Wie konnte ich so dumm sein? Aber ich gab ihm die Schuld. Er hatte damit nichts zu tun, aber Adam war sein Kumpel und somit hab ich ihm die Schuld gegeben. Wie dumm konnte ich bitte sein? Er wollte mir helfen. Mich unterstützen. Und was hab ich gemacht? Ihn angeschrien. Es war falsch, aber das merkte ich zu dieser Zeit nicht.

Der Bad Boy und ich Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt