Beerdigung

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*kleiner Zeitsprung*

Heute war Mum's Beerdigung und ich habe seid fast vier Tagen nichts mehr gegessen. Naja nichts wäre zu übertrieben. Ich habe natürlich was gegessen, aber nach zwei Bissen war ich auch schon voll, was bei MIR ungewöhnlich hoch 10 ist. Sonst wär ich immer diejenige, die sich immer mehr als zwei Portionen nachholt und wir deswegen immer mehr kochen mussten.

Wir saßen also gerade im Auto auf dem Weg zum Friedhof. Ich wollte heute damit abschließen und man sagt, dass man die Person loslassen soll, was ich auch im positiven Sinne versuchen werde. Die letzten Tage habe ich wieder damit verbracht mich in meinem Zimmer einzuschließen und mich von der Außenwelt fernzuhalten. Es war komisch. Vor ein paar Tagen war ich noch glücklich mit Luke in der Mall und hatte alle Sorgen vergessen. Doch manchmal hatte er oftmals keine Chance an mich heranzukommen. Trotzdem hat er sich voll und ganz um mich gekümmert und ich fand es süß. Trotzdem ging es mir mies. Ich war blass und hatte dunkle Augenringe und mir ging es einfach nur schlecht.

"Babe?" Luke legte seine Hand vorsichtig auf meinen Oberschenkel. Als ich ihn anschaute nickte er in eine Richtung, der ich zögernd folgte. Ich merkte gar nicht, dass wir schon da waren und, dass Luke den Motor ausgemacht hatte, so abwesend war ich. Ein letztes Mal atmete ich tief ein und aus uns stieg letztendlich aus dem Auto aus und lief mit Luke Hand in Hand zum Altar.

"Ich bin da, ok?" Luke blieb kurz stehen, nahm meinen Kopf zwischen seine Hände und gab mir einen Kuss auf die Stirn, bevor er wieder meine Hand nahm und mich mit sich zog. Viele waren da. Ich hatte zwar keine Verwandten mehr, außer meinen Vater. Doch nicht mal heute ist er gekommen. Er hat sich nicht mal gemeldet und nach mir gefragt. Wenigstens eine E-Mail hättet er mir schreiben können. Doch es kam bis heute nichts. Meine ganze Clique sprich Lucas, Chris, Chloe, Finn, Maddie, Liv, Trish und Taylor waren da und gaben mir Halt. Auch unsere Nachbarn und Arbeitskollegen von meiner Mum waren da. Viele kannte ich gar nicht, doch das war mir egal. Meine Mutter hätte es gern gehabt sie alle bei sich zu haben. Auch meinen Vater. Aber anscheinend liebte er sie nicht.

Der Pfarrer beendete gerade seine Rede, als jeder seine Rose in das gegrabene Loch in der Erde schmiss. Der Sarg wurde schon nach unten verfrachtet, während ich in meiner eigenen Welt war. Keine einzige Träne verließen meine Augen. Schluchzer und Gemurmel ging durch die Runde. Wahrscheinlich verabschiedeten sie sich von meiner Mutter. Luke nahm meine Hand und drückte sie, wodurch er mir den nötigen Halt gab, den ich im Moment brauchte.

Als wirklich alle, außer meine Clique, gegangen waren, lief ich alleine noch mal zu dem Sarg und wollte mich von meiner Mutter verabschieden. Nein, ich war nicht die ganze Zeit vorne und habe zugeguckt, wie alles seinen Lauf nahm. Ich stand etwas abseits des Geschehens und wartete, bis ich meine Ruhe hatte. Ich hatte keinen Nerv auf die Beileidwünsche. Sie hatten doch keine Ahnung. Sie dachten mit einem 'mein-Beileid' hilft mir es drüber hinwegzukommen.

Luke's Sicht:

Stella ging es wirklich schlecht. Verständlich. Tagelang hat sie nichts gegessen und nicht mal mich an sich rangelassen. Stella wollte alleine an den Sarg, doch tief im Inneren wollte ich bei ihr sein. Ihr Halt geben. Dafür entschied ich mich auch. Ich wollte gerade zu Stella laufen, als ich von Maddie am Handgelenk zurück gehalten wurde. Verwundert musterte ich sie und wollte mich von ihr lösen, als sie den Griff verstärkte.

"Warte Luke. Sie brauch kurz alleine ihre Zeit. Glaub mir." Ich nickte und stellte mich wieder zu den Anderen, doch beobachtete jede kleinste Bewegung von ihr. Ich hatte Angst, dass sie zusammenbricht oder gar kollabiert. Es kann alles sein. Stella tut immer auf harte Schale, doch hat den weichesten Kern, den ich kenne.

Stella's Sicht:

"Mum. Nun stehe ich hier und muss mich wohl wirklich von dir verabschieden. Dein ach-so-toller Ehemann ist natürlich nicht aufgekreuzt. Ich will dir kein falsches Bild von meinem Vater geben. Doch für mich ist er kein Vater mehr. Das hat sich selbst heute gezeigt. Doch auch früher ist viel passiert. Er hat mich- Ist egal. Auf jeden Fall hat er vor dir immer so getan, als liebe er mich. Ich werde dich in meinem Herzen natürlich nie vergessen, aber ich lasse dich hiermit los, Mum." Ich starrte nur noch auf den Sarg und konnte nichts mehr über die Lippen bringen. Mein Hals wurde wie von selbst zugeschnürt. Jetzt realisierte ich erst, dass ich wirklich meine Mum verloren hatte und sie tot unter mir lag. Mein Herz fing an zu stechen und ich bekam kaum noch Luft. Es war schlimm zu wissen sie nie wieder zu sehen. Ich wusste es zwar schon vorher, doch wollte es nie wahr haben.

Der Bad Boy und ich Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt