Kapitel 2 - Nicht mit Mister Obercool

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„Ja, haha, ich habe fast meine Cola wieder ausgespuckt, weil er so saumäßig lustig", sage ich sarkastisch, während ich meinen Dutt am Hinterkopf mit einer Haarklammer befestige. „Nicht mal Kevin Hart wäre an ihn heran gekommen."

„Ach komm schon." Charly, die sich gerade einen langen Cardigan über die Schulter zieht, verdreht die Augen. „So schlimm ist Torben nun wirklich nicht. Ich finde ihn witzig. Du musst dich nur auf sein Humorniveau begeben."

„Das Humorniveau eines schlechten Stand-Up-Comedian, der immer noch veraltete Witze über Josef Fritzl macht", erwidert Benja – eigentlich Benjamin und sprüht etwas Haarspray auf meinen Pony, während er ihn wie ein Profi richtet. „Ich finde es gut, dass Vy sich nicht auf so Idioten einlässt." Er klopft mir stolz auf die Schulter. „Für den warst du sowieso viel zu clever."

Ich seufze und betrachte mich im Spiegel. Ausnahmsweise hängt mein Pony mal nicht franzig vor meinen Augen, sondern liegt ordentlich ein wenig nach rechts gerichtet, während zwei lange, dunkelblonde Strähnen mein Gesicht umrahmen. Ich trage eigentlich ständig einen Dutt, aber mit Benjas Hilfe sieht es aus, als wäre ich direkt vom Friseur gekommen, weil Frisuren gestalten eines seiner größten Hobbys ist.

„Manchmal ist es gar nicht so cool, clever zu sein", sagt Charly wieder und zieht sich ihre schwarze Baskenmütze auf, die bei ihr nie fehlen darf. Auch nicht an großen Geburtstagsfeiern. „Kerle stehen nicht immer auf clever, sondern auf naiv und dumm."

„Also ich stehe definitiv nicht auf naiv und dumm", sagt Benja.

Charly rollt die Augen. „Du bist schwul, das zählt nicht. Ich rede von richtigen, maskulinen Kerlen, die Football spielen, aber nicht Profivisagisten werden wollen."

Nachdem ich meine Wimpern noch getuscht habe und mir ausnahmsweise noch ein wenig Rouge gegönnt habe, stehe ich auf und ziehe mir meine dunkelbraunen Boots an, die perfekt zu meinem senfgelben Stoffkleid und den cremefarbenen Kniestrümpfen passen. „Mag ja sein, dass manche Kerle auf naiv und blond stehen, aber da werde ich doch lieber eine einsame Katzenfrau, als noch einen weiteren Abend mit so einem Torben-Verdorben zu verbringen."

„Du hoffnungsloser Fall", seufzt Charly und betrachtet mich mit ihren braunen, fast schwarzen Augen. Ihre schwarzen Haare hat sie mit einem Zopf unter der Mütze versteckt, sodass man sie nur noch leicht erkennen kann. Oftmals versteckt sie ihre Haare, weil sie findet, der Fokus sollte stets auf ihrem Gesicht liegen. Was jedoch selten Sinn ergibt, denn ihr Klamottengeschmack lenkt jede Aufmerksamkeit auf sich. Sie trägt, wie ich, oftmals Röcke oder Kleide, jedoch in ausgefallener Art und Weise. Heute hat sie sich für einen schwarzen, lockeren Rock mit schwarz, weiß gestreiften Oberteil entschieden. Sie ähnelt ein wenig einem Pantomimkünstler, doch das weiß sie mit Sicherheit schon, stört sie allerdings nicht.

„Wir müssen los", sagt Benja und sieht auf sein Handy. „Hardy wartet unten auf uns."

Mit Hardy ist sein Freund gemeint, den er schon seit geschlagenen drei Jahren hat. Und das mit achtzehn. Ich beneide ihn um diese feste und tolle Beziehung, denn Hardy und Benja sind wie füreinander geschaffen. Sie sind oftmals nur zu zweit anzutreffen, was nerven kann, jedoch auch total süß ist. Sowieso ist Hardy ein Superfang für Benja. Während Benja der unscheinbare, dürre Junge mit zu langer Nase ist, könnte Hardy Unterwäschemodel sein. Sie unterschieden sich enorm, sind gleichzeitig aber auch ein und die selbe Person.

Wir alle begrüßen auf der Straße vor Benjas Haus Hardy mit einem Kuss auf die Wange und einer Umarmung, dann steigen wir in seinen weißen Audi und fahren in Richtung Geburtstagsfeier. Im Gegensatz zu jedem von uns, ist Hardy eher die coole Sorte Mensch, dessen Eltern Unmengen an Geld haben und außerdem überall beliebt ist. Nur durch ihn können wir heute Abend auf der Party auftauchen, was jedoch keinen von uns stört. Charly, Benja und ich wissen, dass wir absolut nicht zu der coolen Sorte Mensch gehören, zumindest heute Abend. Wir werden die Außenseiter sein, doch das raffinierte an der Sache ist, dass wir nicht die einzigen Außenseiter sind, denn auf Jessicas Partysind noch sehr viele andere von unseren Außenseiterfreunden, mit denen wir den Abend verbringen können.

Violet Socks I HSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt