Kapitel 57 - Wir haben keine Ahnung

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Wer hätte damit gerechnet, dass gerade JETZT ein Kapitel kommt? Niemand! Überrascchuuung

Nicht mal für einen Moment schaffe ich es das explosionsartige Feuer in mir zu unterdrücken, als ich Harrys Lippen auf meinen spüre. Er hält meine Handgelenke fest, ich bin wehrlos, mental und körperlich. Einfach wehrlos. Ich führe einen Kampf gegen mich selbst, kämpfe gegen den Drang weiter zuzulassen, dass Harry mich küsst und gegen die Schwäche meiner Knie, die beinahe einknicken.

Doch schon nach zwei kurzen Sekunden blitzt das Bild von Brandon in meinem Kopf auf und sofort schupse ich Harry von mir weg, der zurückstolpert.

Es ist mehr eine Kurzuschlussreaktion, als eine geplante Handlung, als ich aushole und ihm meine flache Hand auf die Wange klatsche. Er sagt kein Wort, als sein Kopf nach rechts schwingt und seinen Kiefer aufeinanderpresst.

Mit wild pochendem Herzen gehe ich einen Schritt zurück, sehe ihn überfordert mit all diesen Emotionen an und halte mir die Finger an die Lippen. Scheiße. Ihn zu küssen sollte kein Feuer in mir entfachen. Ihn zu küssen, sollte mich nicht dazu bringen, weiche Knie zu bringen und scheiße, verdammt, ihn zu küssen, sollte nicht das Verlangen in mir wecken, ihn nochmal küssen zu wollen.

Ich finde keine Worte, als ich noch immer stocksteif auf der Stelle stehe, nachdenke und beobachte, wie Harry sein Gesicht wieder langsam zu mir dreht, während seine Wange schon rot anläuft.

„Wow", sagt er ruhiger. „Das tat scheiße weh."

Am liebsten würde ich ihn anbrüllen, ihm sagen, was ein Idiot er ist, was er sich einbildet, mich einfach zu küssen und ich ihn hasse für all das, was er mir antut, immer und immer wieder, aber die Luft in meinen Lungen ist komplett entwichen. Meine Finger liegen noch immer wie betäubt auf meinen Lippen, auf denen ich nach wie vor seinen Mund spüren kann, seinen Duft riechen kann.

Meine Stimme ist schwach, mein Gehirn schaltet aus und das Bild von Brandon verschwindet, als ich in Harrys Augen sehe. „Tu es nochmal."

Er schiebt leicht die Brauen zusammen, als hätte er mich nicht verstanden. „Was?"

Nun nehme ich die Finger von meinen Lippen, vertraue einmal in meinem Leben auf das, was mein Herz verlangt und sage mit heiserer Stimme: „Küss mich noch einmal."

Harry sieht mich kurzzeitig noch überlegend an, doch auch seine Überlegungen gehen schnell rum, denn er kommt auf mich zu, umfasst mein Gesicht und küsst mich, wie ich es verlangt habe.

Ich kralle mich an seinem T-Shirt fest, weil ich das Gefühl habe, ich breche sonst zusammen. Die Stimme in meinem Hinterkopf, die mir sagt, dass das hier falsch ist, ignoriere ich und lasse zu, dass Harry mich sinnlich küsst, unsere Lippen sich zueinander bewegen, unsere Herzschläge sich synchronisieren und alles um uns herum in Vergessenheit gerät. Unser Kuss trieft vor Leidenschaft, schmeckt nach Sehnsucht und fühlt sich an wie die pure Verzweiflung.

Es interessiert mich nicht, dass Leute uns sehen können, als Harry mit seinen Händen mehr in meine Haare fährt und es interessiert mich auch nicht, dass die falschen Leute uns sehen können, als er mich enger an sich presst, unsere Zungen sich streifen. Jetzt gerade interessiert mich gar nichts mehr, außer Harry.

Aber irgendwann beenden wir diesen Kuss, atmen beide schwer und suchen nach Worten, die irgendetwas erklären können. Ich finde keine, deswegen genieße ich weiterhin das leichte Streifen Harrys Nasenspitze an meiner und seinen warmen Atem auf meinen Lippen. Was anderes bleibt mir nicht übrig.

„Es tut mir leid", sagt Harry als erstes, lässt mich jedoch immer noch nicht los.

„Was tut dir leid?"

Violet Socks I HSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt