Kapitel 42 - Es war nett

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Bei der Erinnerung an unsere frühere gemeinsame Zeit, muss ich grinsen, wenn auch ein wenig aus Scham. Ja, ich kann mich auch noch genau daran erinnern. Ich mochte seine Freundinnen aus dem Kindergarten bis zur achten Klasse nie, egal wie nett sie manchmal waren. „Sie hatte es verdient", sage ich deswegen und sehe etwas errötet weg. „Den Jungen, den sie geküsst hat, konnte ich auch nicht leiden."

„Ich auch nicht, glaub mir."

Ich sehe aus dem Fenster und seufze. Harry und ich schwelgen so oft in Erinnerungen, wenn wir zusammen sind. Ist das normal? Ständig reden wir über die Vergangenheit und was damals alles passiert ist. Meistens allerdings nur über die lustigen Dinge. Ich würde zum Beispiel nie auf die Idee kommen, ihn daran zu erinnern, wie seine Eltern ihn damals heftig angeschrien haben, weil er und ich die Küche schmutzig gemacht haben. Das sind diese Momente, in denen mir klar wird, dass es Harry nie leicht mit seiner Familiensituation hatte. Jetzt bin ich noch glücklicher darüber, dass ich Anette die Meinung gesagt habe.

„Ich habe eine Frage", beendet Harry irgendwann die Ruhe, als wir durch die dunklen Straßen Belfasts fahren. Ich weiß nicht wo er hinfährt, wahrscheinlich hat er nicht mal ein Ziel.

„Dann frag mich", sage ich und sehe ihn erwartungsvoll an. Sein Profil ist schön. Gerade ist es zu schön.

Kurz ist er noch still und scheint nachzudenken, dann fragt er: „Wie bist du auf die Geschichte von Henriette & Victor gekommen?"

„Wieso fragst du das?"

„Es interessiert mich einfach. Früher hatten deine Geschichten auch immer irgendwelche seltsamen Hintergründe."

Ich seufze und sehe wieder aus dem Fenster. „Ich bin mir nicht sicher, um ehrlich zu sein. Ich denke einfach, dass viele ihre Geschichte nachvollziehen können. Da ist dieser Junge und dieses Mädchen, sie lieben sich noch immer, aber wenn es endete, dann endete es und dann deswegen liegen sie in verschiedenen Betten, vermissen sich, sind aber beide zu ängstlich es sich gegenseitig zu sagen oder zu beweisen. Auch wenn Victor in dem Fall der Schuldige ist. Es ist einfach etwas, das jeder auf gewisse Art und Weise schon mal erlebt hat."

„Verstehe." Harry klingt grübelnd.

„Ich bin mir nicht mal sicher, ob Henriette & Victor einen direkten Hintergrund hat. Ich wollte es einfach schreiben."

„Schreibst du noch andere Dinge, außer deine Theaterstücke?"

Ich sehe ihn mit erhobener Braue an. „Das interessiert dich?"

„Ja. Ich weiß, dass du immer Schriftstellerin werden wolltest, deswegen interessiert es mich."

„Na ja", sage ich und sehe mit nachdenklich verzogenem Mund auf meinen Schoß. „Ich habe nichts worüber ich schreiben könnte, außer meine Stücke, deswegen sind meine Notizbücher lange nicht mehr so voll. Und ich denke, dass ich nicht gut genug bin."

Harry runzelt die Stirn. „Wieso denkst du das?"

Ich zucke mit einer Achsel und beginne mit meinen Fingernägeln zu spielen. „Du hast doch selbst angefangen Henriette & Victor zu kritisieren. Weswegen wir es neuschreiben mussten. Erinnerst du dich noch?"

Jetzt seufzt er. „Das habe ich getan, weil ich dich auf irgendeine Art und Weise provozieren wollte. Mal ganz davon abgesehen, dass es leider am Ende etwas seltsam wurde, war es gut."

„Ja, das provozieren hast du wirklich gut drauf." Ich klinge ernster, als ich es vorhatte. Ich erinnere mich an die tausend Streitgespräche mit Harry in letzter Zeit und direkt frage ich mich, weshalb ich überhaupt mit ihm hier bin. Doch diese Frage verschwindet dann wieder schnell aus meinem Kopf. „Ein Wunder, dass du überhaupt bei uns in der Theatergruppe so gut aufgenommen wurdest, nach dem ganzen Scheiß, den du mit James Freundin oder den anderen abgezogen hast."

Violet Socks I HSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt