Epilog

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Oben ist mein absolutes lieblingsedit, das habe ich mir bis zum Schluss aufgehoben. Es ist von articulateme <33

"Oh Gott, Harry, du versaust es noch."

„Ich versaue es nicht, warte einfach ab."

„Ich sehe es doch! Ah, oh Gott, oh Gott, oh Gott!"

„Violet, halt den Rand. Wenn du ständig deine Finger im Spiel hast, dann wird das nie was."

„Es tut mir ja leid, aber wenn ich sehe, wie –"

„Sei still, ich muss mich konzentrieren", unterbricht Harry meine wirren Worte und schiebt seine Zunge konzentriert zwischen seine Lippen, um den perfekten Nadelstich zu setzen.

„Der Faden hängt schon wieder total lose", sage ich und greife unsicher nach der Nadel, doch Harry schlägt sofort meine Hand weg.

Er legt meine violetten Socken auf das Bett zwischen uns dann seine Hände auf seine Knie, während er genauso wie ich im Schneidersitz sitzt. „Das geht so nicht. Behalt deine Finge bei dir und nerv mich nicht ständig oder willst du, dass ich es wirklich versaue?"

Skeptisch blicke ich auf die halb zusammengenähte Socke. „Also noch mehr versauen kannst du es, glaube ich, gar nicht mehr."

„Okay, weißt du was? Ich nähe dir den Mund zu." Er nimmt sich Nadel und Faden und richtet sich auf, hält meinen Kopf fest, doch ich stoße ihn kichernd zurück, sodass er sich wieder auf sein Hinterteil setzt.

„Okay, okay, okay", sage ich und reiche ihm die Socken, als er mich abwartend ansieht. „Bitte bring dein Werk zu Ende, du Gott des Nähens."

„Danke, ich will nichts mehr hören." Er nimmt die Socken und versucht weiter, meine zerrissene Socke zu flicken.

Rosy hat sie noch an dem Tag, an dem ich sie weggeschmissen habe, aus dem Müll gefischt, als sie sie darin gesehen hat. Ein Glück. Ich hätte mir die Augen ausgeheult, wenn sie wirklich weggesehen wären. Dafür hat Rosy zwar eine Menge ungewollte Knutscher bekommen, aber sie hatte sie verdient. Sie hat meine Socken schon einmal vor ihrem Untergang gerettet, beim zweiten Mal konnte ich mich einfach nicht mehr zurückhalten.

Und als Harry gesehen hat, dass eine von seinen gestrickten Socken kaputt war, musste er sie unbedingt wieder zusammennähen. Er kann es zwar noch immer nicht, wir sitzen hier bestimmt schon eine halbe Stunde auf meinem Bett und versuchen, die Naht nicht zu versauen, aber er bekommt das schon hin. So wie alles, was er tut.

Mein Blick fällt auf meinen Nachttisch, um auf die Uhr zu sehen. Und dann auf das Bild, das daneben steht. Benja hat mir zum Schulabschluss das Bild von Harry und mir im Museum in ein Bilderrahmen gebastelt, wo in violett L+JR steht. Erst wollte ich es nicht aufstellen, weil die Initialien echt bescheuert sind, aber im Endeffekt blieb mir nichts anderes übrig, denn ich liebe es trotzdem. Besser geht es nicht.

Es ist ein Monat vergangen, seitdem Harry und ich zusammen sind und wir sind unheimlich glücklich. Ich gehe auf ein College ganz in der Nähe, während Benja und Charly leider in London sind und ich sie nur an den Wochenenden ab und zu sehen kann. Aber Harry ist noch hier und das macht mich glücklich.

Erst letzte Woche habe ich erfahren, was aus Chris und Jessica geworden ist. Chris hat beschlossen in dem Altersheim eine Ausbildung zu machen, indem er seine Sozialstunden abarbeiten musste und Jessica ... Tja. Nachdem ihre Eltern herausgefunden haben, dass sie mutwillig unser Theater zerstört hat, wurde sie auf eine Eliteschule im Norden geschickt. Ich erläutere diese Schule nicht weiter, aber ich sage nur eins: Sie ist auf jeden Fall nicht so glücklich, wie ich.

Von Brandon habe ich nichts mehr gehört, zum Glück. Angeblich soll er auf ein College in Irland gehen, aber so richtig weiß das niemand. Er ist wie vom Erdboden verschluckt.

„Fertig", sagt Harry schlussendlich und hält die geheilte Socke hoch. Okay ganz so geheilt ist sie auch nicht, aber wenigstens besteht sie nicht mehr aus zwei Teilen. „Es sieht ziemlich scheiße aus, aber ich denke, es reicht aus."

Ich grinse und setze mich zurück, um Harry meine nackten Beine entgegen zu strecken. „Okay, ich bin bereit."

Auch er grinst, als er sich weiter zurücksetzt und meinen linken Fuß auf seinen Schoß legt, um mir den seltsamen Socken nach vier langen Jahren über den Fuß zu ziehen. Glücklich beobachte ich, wie er den Stoff bis knapp unter meine Knie zieht und stolz nickt. „Diese Teile darfst du nie in der Öffentlichkeit tragen."

Leicht lache ich und streiche über den weichen violetten Stoff, setze mich dann wieder in den Schneidersitz ihm gegenüber. „Das überlege ich mir noch, du hast zu gute Arbeit geleistet."

Es hat sich noch nie so gut angefühlt Kniestrümpfe zu tragen, egal wie viele lose Fäden und Löcher sie haben. Es ist perfekt, so, wie es ist.

Harry lächelt, als ich meine Arme um seinen Nacken lege, ihm näher komme. „Ich denke, deine Metapher wird nie ein Ende haben oder?"

Glücklich schüttle ich den Kopf. „Nie."

Ich küsse ihn und schließe einen Pakt mit mir selbst. Auch wenn meine Socken vier Jahre lang in meiner Schublade lagen und egal, wie oft ich sie manchmal herausgeholt habe und wieder zurückgelegt, durch mein Zimmer geschmissen oder darauf herumgetrampelt bin, sie angeschrien oder beleidigt habe ... Ich werde sie immer lieben. Sie haben mich dazu gebracht, ich selbst zu sein und sie haben mich dazu gebracht, einen Jungen jahrelang zu lieben, der mich liebt. Und sie haben mich verrückt gemacht, mich aber nie alleine gelassen.

Sie sind die tollsten unter all meinen Socken. Es sind einfach meine violetten Socken.

Als ich von Harrys Lippen ablasse, sieht er nach rechts auf mein Nachtschränkchen, um auf die Uhr zu sehen. Dann springt er ruckartig auf und ich fliege zurück auf das Bett. „Verdammte scheiße, ich komme so was von zu spät", flucht er und zieht sich schnell die Schuhe an.

Ich seufze und sehe zu, wie er nach seiner Jacke greift. „Louis macht nie so einen Aufstand, wenn du fünf Minuten später bist."

„Das ist aber schon das dritte Mal und eigentlich – Egal." Er zieht sich die Jacke über und beugt sich über mein Bett zu mir, bleibt mit seinen Lippen kurz vor meinen und grinst. „Ich liebe dich."

Ich grinse. „Ich liebe dich."

Schnell küsst er mich und ich sehe ihm trotzig hinterher, wie er aus meinem Zimmer stürmt.

Was aus Harry geworden ist, nach unserem Schulabschluss? Na ja, sagen wir es so: Auch er ist glücklich. Nachdem Louis sich nochmal bei ihm gemeldet hat, hat er den Job im ToToes angenommen und beginnt seine Ausbildung als Koch. Er verdient nicht wenig Geld, er verdient mehr, als er dachte, weswegen er schon bald von Zuhause ausziehen wird. Anette ist stinksauer auf ihn, aber es interessiert ihn nicht. Er wollte schon immer Koch werden, sein eigenes Restaurant haben und das wird er schaffen, ich weiß das. Er wird alles schaffen.

Zufrieden mit mir, mit Harry, mit Rosy, mit Benja, Charly, Mom und allem auf dieser ganzen Welt, lasse ich mich auf den Rücken in mein Bett fallen und schließe die Augen. Genieße das wohlige Gefühl der Socken, die sich um meine Beine schließen.

Meine violetten Socken sind gebügelt, gewaschen, repariert und angezogen. Ende, over.



Ende. Over. Ich denke, ich schreibe gleich noch ein kleins Danke-Kapitel, so wie immer.

Violet Socks I HSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt