Bitte hört das Lied oben. Am besten zweimal.
Ich zähle jede Minute, die vergeht, nachdem ich aufgelegt habe.
1 ... 2 ... 3 ... 4 ... 5 ... 6 ... Ich weine noch immer ... 8 ...
Und dann hebe ich den Kopf, als mir zwei Scheinwerfer entgegenblenden und ich Harrys Nummernschild erkenne. Mit immer noch total verweinten Augen blicke ich zu ihm, als er vor mir stehen bleibt und aussteigt. Er sieht mich komplett an, wie ich so auf dem Boden kauere und schmeißt seine Autotür hinter sich zu. Mir ist all das peinlich, mir war selten etwas weniger peinlich. Ich bin kein Mensch, der schnell weint, aber ich halte all das nicht mehr aus. Es musste irgendwann so kommen.
Harry sagt nichts und ich sage nichts, als er sich einfach neben mich auf den Boden setzt und sich an den Zaun hinter uns lehnt.
Ich muss schrecklich aussehen. Verschmierte Schminke, durcheinandergeratene Haare, noch dazu ist es echt unangenehm nur mit Jacke und einem BH hier zu sitzen. Ich fühle mich so dermaßen erniedrigt, ich widere mich mich selbst an. Auch wenn ich es nicht ganz schaffe, komplett aufzuhören zu weinen, atme ich etwas ruhiger, selbst wenn weiterhin die Tränen fließen.
Meine Knie ziehe ich noch enger an meine Brust, als ich mit heiserer Stimme sage: „Du hattest Recht."
Harry dreht seinen Kopf zu mir, doch sagt nichts darauf.
„Brandon hat ..." Wieder dieser Name. Wieder kneife ich die Augen zusammen, weil ich bereits spüre, wie ich jeden Moment erneut anfange zu flennen, wie ein Kind. „Harry, er hat – Und – Ich –"
Und im nächsten Moment breche ich in Tränen aus, denn Harry zieht mich an sich, worauf ich mir erlaube an seiner Brust zu weinen. Sofort wird mir klar, dass ich gerade niemand anderen bei mir haben wollen würde, als Harry, als er beide Arme um mich legt und mich fest an sich drückt, als ich mich verzweifelt in seinen Hoody kralle.
Ich weine und weine, ich kann nicht aufhören. Selbst als er mir über sanft über den Kopf streichelt, seinen Kopf tief durchatmend auf meinen legt, kann ich nicht aufhören daran zu denken, weshalb ich hier wirklich weine. Es ist nicht mal die Tatsache, dass es eine Wette war, die Brandon und mich zusammengebracht hat, es ist die Tatsache, dass ich, immer wenn ich jemanden mein Vertrauen schenke, einen Schlag in die Fresse bekomme, weil ich so naiv war, zu denken, diese Person könnte vielleicht genauso viel fühlen, wie ich. Und es ist die Tatsache, dass ich mich so oft wegen Brandon mit Harry gestritten habe, obwohl es vielleicht nicht mal nötig war. Es ist diese scheiß Tatsache, dass ich denke, ich habe es verdient.
„Willst du irgendwo hin?", fragt Harry nach einer Weile, in der ich nichts anderes getan habe, außer in seinen Pullover zu weinen.
„I-Ich weiß nicht", sage ich mit noch schwacher Stimme und bleibe, auch wenn ich ruhiger bin, noch an seiner warmen Brust, denn hier fühle ich mich gerade sicherer, als an jedem anderen Ort der Welt.
„Wir sollten aufstehen." Er sieht zu mir hinab, ich jedoch starre nur mit verweinten Augen auf eine Stelle seines schwarzen Pullovers.
Ausgelaugt von alledem nicke ich und löse mich das erste Mal nach einer viertel Stunde von Harry, der mich noch ansieht, als ich mir ein paar schwarze Tränen von den Wangen wische. Scheiße, ich muss wirklich scheußlich aussehen. Doch ihm scheint das egal zu sein, deswegen steht er auf und hält mir die Hand hin.
Ich sehe zu ihm auf und danke ihm gedanklich dafür, dass er hier ist. Es war so unwahrscheinlich, dass er kommt oder gar meinen Anruf annimmt, aber er hat es getan. Einfach so.
Er zieht mich auf die Beine und wir setzen uns in sein Auto. Der Duft, der mir entgegenkommt, als ich mich in den Sitz fallen lasse, lässt mein Herz springen und um ehrlich zu sein, hebt er meine Laune, obwohl das kaum möglich ist. Dieser verdammte, tolle Kokosgeruch, von dem ich immer dachte, er wäre schrecklich, obwohl ich genau wusste, dass ich ihn liebe. Und das schon immer. Schon immer.
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Violet Socks I HS
Fanfiction"Dich zu verlieren war etwas, womit ich nicht umgehen konnte." Das Schicksal verbindet Menschen, das Schicksal trennt Menschen. Aber manchmal weiß das Schicksal nicht, was es will und dann schlägt es zurück, und das mit Anlauf in violetten Socken...