Brandon führt mich an der Hand durch die Menschenmenge, bis wir schließlich an der Bar ankommen. Ich fühle mich wohler, wenn ich mit ihm alleine bin, denn wahrscheinlich hätte ich keine weiteren fünf Minuten in der Ecke des Grauens mit Jessica, der Braue und Chris überlebt. Und Harry natürlich.
Brandon und ich setzen uns auf höhere Hocker und ungewollt fällt mein Blick zur Ecke des Grauens. Ich sehe Harry und wie Jessica ihm etwas grinsend ins Ohr flüstert, während sie sich an ihn schmiegt. Allerdings sieht er diesmal nicht zu mir. Kaum zu glauben, dass er sich mit ihr abgibt. Früher hätte er so Mädchen, wie sie, verabscheut.
„Was möchtest du trinken?", holt mich Brandon wieder ins Hier und Jetzt. Er lächelt mich wieder so liebevoll an, was meine Gedanken an Harry fast vergessen lässt. „Wie wäre es mit Sekt? Oder Wodka?"
Ich danke ab. „Oh, nein, danke. Ich trinke ungern Alkohol. Bei mir reicht eine Cola."
Er nickt verständnisvoll, was mich überrascht. Wahrscheinlich hätte jeder andere Idiot von seinen Freunden mich quer angeguckt, doch er tut es nicht. Brandon akzeptiert mich, wie ich bin. Und das bringt mich zum Schmunzeln, während er für sich und mich etwas zu trinken bestellt.
Brandon reicht mir meine Cola, während er sich sein Bier krallt. „Ich finde es beeindruckend, dass du kein Alkohol trinkst. Jedes andere Mädchen hätte sich von mir jetzt den teuersten Cocktail spendieren lassen."
Ich zucke schüchtern grinsend mit der Schulter. „Na ja, du bekommst es doch sowieso umsonst, also macht es keinen Unterschied."
Er lacht etwas. „Stimme, du hast Recht. Es tut mir übrigens leid, dass meine Freunde so ätzend zu dir waren. Normalerweise nehmen sie alle Leute gut auf."
Ich lache auf und drehe das Colaglas in meiner Hand im Kreis. „Du musst dich nicht entschuldigen. Jessica und Chris waren noch nie freundlich zu mir und ich hatte es auch nicht erwartet."
„Wieso eigentlich?"
„Aus unerklärlichen Gründen. Es wird immer ein Mysterium bleiben."
„Und Harry?"
Ich runzle die Stirn. „Harry?"
„Ja, was ist mit ihm? Ich weiß, dass ihr euch größtenteils ignoriert, aber ward ihr früher nicht mal unzertrennlich?"
Ich weiß nicht, wieso, aber in diesem Moment sticht etwas für einen Herzschlag in meiner Brust. Wahrscheinlich ist es das Wort ‚unzertrennlich'. Ich hasse dieses Wort, seitdem Harry und ich getrennte Wege gehen. Unzertrennlich wären wir gewesen, wenn er mir nicht einfach den Rücken zugedreht hätte, um jemand anderes zu sein. Wir waren nie wirklich unzertrennlich, denn im Nachhinein sind wir getrennt. Wegen ... Warum eigentlich? Und vielleicht ist das der Grund, weshalb ich einen kurzen Schmerz spüre, als ich ein weiteres Mal an Harry denke, der gerade mit Chris einen Shot runterkippt. Ich weiß nicht mal, wieso wir nicht unzertrennlich waren und ich weiß auch nicht, wieso er sich so verändert hat. Diese Ungewissheit tut weh, aber es hält nicht lange an, als ich sehe, wie er Jessica küsst.
Ich wende mich wieder an Brandon und versuche, Harry auszublenden. „Ich denke, wir haben uns mit der Pubertät einfach verändert. Er ist heute anders, als früher und ich bin heute anders. Zumindest ein bisschen. Wahrscheinlich hat er dir schon jede Menge Mist über mich erzählt."
Brandons Stirn verengt sich. „Wieso sollte er das tun?"
„Weil er mich nicht ausstehen."
„Er kann dich nicht leiden, das weiß ich, aber er hat noch nie direkt ein Wort über dich verloren, soweit ich weiß. Zumindest nicht in meiner Gegenwart."
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Violet Socks I HS
Fanfiction"Dich zu verlieren war etwas, womit ich nicht umgehen konnte." Das Schicksal verbindet Menschen, das Schicksal trennt Menschen. Aber manchmal weiß das Schicksal nicht, was es will und dann schlägt es zurück, und das mit Anlauf in violetten Socken...