Blinzelnd lässt sie mich mit Harrys Mutter im Wohnzimmer stehen und knallt die Tür zu. Ich rege mich kein Stück, weil ich zu perplex bin. Ich kann immer noch nicht glauben, in welcher Verfassung William ist. Das letzte Mal habe ich ihn gesehen, da sah er noch gesund und munter aus, hatte genug auf den Rippen und volles dunkles Haar. Heute erkenne ich ihn kaum wieder.
„Harry ist wahrscheinlich in seinem Zimmer", ertönt Williams Stimme von der Couch und ich erwache aus meiner Starre, traue mich fast nicht ihn anzusehen, doch tue es schließlich. Er legt sich wieder seufzend hin und schließt die Augen. „Sag ihm, er soll runterkommen, damit er sich um mich kümmern kann, nachdem seine Mutter weg ist. Er brauch gar nicht erst versuchen, sich zu drücken."
Ein wenig schockieren mich seine Worte und mit welchem Ton er sie ausspricht. Ich wusste, dass William eine disziplinare Persönlichkeit hat, aber ob man so noch sein sollte, wenn man so krank ist wie er? Ich bin mir nicht sicher, ob ihm das so gut tut.
Doch ich nicke schnell und greife nach dem Treppengeländer. „Okay, Mister, ähm, Mister Styles."
Ich will die Treppen hoch, doch William sagt noch lächelnd: „Violet, du kennst mich schon seit du geboren wurdest, nenn mich ruhig Willy, wie früher."
Wieder nicke ich einverstanden. „Okay ... Ich werde jetzt hochgehen. Also zu Harry."
„Mach das, aber vergiss nicht, ihm zu sagen, dass er gefälligst runterkommen soll."
Schwer schluckend nicke ich wiederholt und dann laufe ich auch schon mit schnellen Schritten die Treppen nach oben. Ich weiß noch ganz genau, wo Harrys Zimmer ist, weswegen ich direkt die Tür ganz links ansteuere. Mir entfällt zwar nicht, dass eine riesige Delle mitten in der Tür ist, die früher noch nicht da war, doch das ignoriere ich für den ersten Moment. Ich greife nach dem Türgriff und reiße die Tür auf, ohne Rücksicht auf irgendetwas. Die Sache mit William kratzt mich zu sehr auf.
Und sofort sehe ich Harry, der mit den Händen hinter dem Kopf verschränkt auf seinem Bett liegt, Kopfhörer in seinen Ohren hat und mit geschlossenen Augen taktgleich zu der Rockmusik mitwippt, die man leise hören kann. Anscheinend ist seine Musik so laut, dass er nicht mal meinen explosionsartigen Aufmarsch in sein Zimmer mitbekommt.
Deswegen schließe ich die Tür hinter mir und nutze die Chance, mich in seinem Zimmer umzusehen. Es hat sich so einiges geändert. Früher hatte er Spielzeugautos in seinen Regalen stehen, heute sind es leere Energydosen, irgendwelche Bücher, Filme und Musikboxen. Ist das eine leere Zigarettenschachtel?
Trotzdem wünschte ich, ich hätte sein Zimmer. Es ist riesig im Vergleich zu meiner kleinen Abstellkammer Zuhause. Er hat riesige Fenster und noch dazu einen Plasmafernseh an der Wand. Harry hat wirklich alles, was er braucht. Einen iMac auf dem Schreibtisch, dann noch einen Applecomputer, wo der Stand-By-Modus angeschaltet ist. Es herrscht eine leichte Unordnung, doch ich bin mir sicher, dass er es gar nicht richtig schafft, alles komplett unordentlich zu machen, weil täglich eine Putzfrau vorbeischneit, die wieder für Ordnung sorgt.
Schließlich wende ich mich wieder an Harry, der immer noch seelenruhig auf seinem Bett liegt und seine Musik hört. Wie kann er es sich erlauben so gelassen hier zu liegen, während er eigentlich in der Schule sein sollte, um zu lernen? Es scheint ihn wirklich absolut nicht zu interessieren.
Ich setze mich auf seinen scheißbequemen Schreibtischstuhl und greife mir einen Wutball der auf seinem Tisch liegt, um ihn nach Harry zu werfen, damit er mich endlich bemerkt.
Der Ball trifft direkt Harrys Kopf und sofort schreckt er auf. Er setzt sich ruckartig auf und reißt sich die Kopfhörer aus den Ohren, wodurch man seine Musik noch lauter hört. Schwer atmend entdeckt er mich und sofort ist er wütend. „Hast du sie noch alle?", keift er mich an. „Was zur Hölle hast du hier zu suchen?"
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Violet Socks I HS
Fanfiction"Dich zu verlieren war etwas, womit ich nicht umgehen konnte." Das Schicksal verbindet Menschen, das Schicksal trennt Menschen. Aber manchmal weiß das Schicksal nicht, was es will und dann schlägt es zurück, und das mit Anlauf in violetten Socken...