Kapitel 50

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Kapitel 50

  »Duhan!«, rief ich aufgeregt und umarmte ihn fest. Er erwiderte es und ich konnte mein Herz nicht mehr unter Kontrolle bringen. Glücksgefühle hatten mich umüllt. »Wie hast du hergefunden?«
  »Du hast mir doch die Brotkrümel hinterlassen«, sprach er lachend und seine Augen funkelten dabei, ich fand darin... meine Ruhe. Ich konnte es nicht fassen. Sie war wieder da und es fühlte sich an, als sei sie nie weg gewesen. Ich musste auch grinsen.
  Er zog mich kräftiger in die Umarmung, nach der ich mich so lange gesehnt hatte. Der Fall Sehnsucht oder besser der Sehnsuchtsfall in der Anstalt war abgeschlossen worden.

Ich blickte ihn an und ich sah in ihm mein happy end. Mein ganz persönliches happy end. Ich sah in ihm die Ruhe, die ich benötigte.

»Wir wollten gerade etwas zum Essen machen. Komm doch rein«, nahm ich ihn fest bei der Hand, als würde er sonst verloren gehen und führe ihn ins kleinere Wohnzimmer. Kiraz, die dort mit Sude saß, sprang auf. »Duhan!«
  Duhan nahm sie fest in seine Arme, hob sie auch und wirbelte sie unher. Danach stellte er sie wieder auf festem Boden und umarmte sie noch länger. Die beiden hatten sich anscheinend sehr vermisst. Ediz machte einen wütenden Blick, nuschelte etwas davon, dass er nach den Pfannkuchen sehen müsse.
»Ich hab dich so vermisst!«, murmelte Kiraz.
»Ich dich auch.«
»Ja ja, das sagst du, kommst mich aber nie besuchen.«
»Ab heute immer!«

Die beiden ein Verhältnis wie Bruder und Schwester. Aber Edizs Eifersucht war trotzdem süß.

Ich wollte noch mehr Zeit mit Duhan verbringen, aber wollte gleichzeitig nicht so aufdringlich sein. Außerdem machte ich mir Sorgen, Ediz allein in der Küche. Ob das gut ging?

»Wer ist dieser kleine Engel?«, fragte Duhan und Sude machte einen Knicks wie eine Prinzessin.

Ediz allein in der Küche war wohl doch keine Katastrophe. Er hatte Pfannkuchen gemacht und rührte nun die Kirschen, die am Herd warm wurden. Er musste also nicht nach den Pfannkuchen sehen.

Man merkte, dass er genervt war, denn sein Blick hing auf den Kirschen,
»Hast mich aber sehr vermisst«, sagte ich sarkastisch und tat auf beleidigt.
»Hab ich doch auch«, entgegnete er und kniff mir mit seiner freien Hand in die Wange.
»Au!«, meckerte ich. »Das hat weh getan.«
»Sollte es auch.«
Ich schlug mit meinem Ellenbogen gegen ihn und er lachte.
»Hör auf, Ediz!«
»Womit denn?«

Er lachte immer noch. Ich schlug wieder und er lachte lauter, bis er aus versehen mit der Hand an den Topf kam. »Ah«, stöhnte er sofort und öffnete den Wasserhahn, damit kaltes Wasser auf seine Hand strömte.
»Das war wahrscheinlich deine Stafe, weil du mich geärgert hast!«
»Das ist nicht lustig. Die Kirschen sind heiß.«
»Die Kirschen oder die Kirsche
»Nevra!«
»Gib's doch zu!«

Plötzlich hörten wir hinter uns ein Geräusch. Ich drehte mich sofort und und erblickte meine Kirsche. Oh shit. Sie hatte alles mit angehört. »Ich- äh- ich geh kurz.«

Sie konnte sehr schnell sein, wenn sie wollte. Ich musste anfangen zu lachen und konnte nicht aufhören, als sie ging.
»Wenn jeder auf dieser Welt noch eine Strafe bekommen würde, wenn er jemanden nervt, Nevra, wärest du tot.«

Später deckten wir schnell den Tisch und begannen zu essen. Als Duhans Blick auf traf Edizs, wirkte er angespannt und genervt. Weil ich ihm aber offen und klar gesagt hatte, dass Ediz zu uns gehörte, gab er ihm kurz die Hand, wendete sich dann aber sofort seinem Essen zu.

Zwischen Kiraz und Ediz war es sehr still und ich dachte, Kiraz würde gar nicht mehr sprechen, bis sie den Mund öffnete.  »Also auf unserer Schule gibt es bald so ein Fest. Es soll so werden wie ein Ball.«

Sie sprach die Worte einzeln aus und betonte sie. »Und wir sollen mit Begleitung kommen.«
Ihre Wangen glühten schon. Hatte ich erwähnt, wie schön sie aussah, wenn sie rot wurde? Einfach putzig.

»Wie genial«, meinte ich, um die Situation zu lockern. »Bei uns gab es nie so was.«
»Wirst du dann 'ne Prinzessin?«, fragte Sude.
»Das ist sie schon.«, meinte Ediz und sah Kiraz intensiv an. Es war eine Art verträumter Blick. Da konnte man glatt neidisch sein, so schön war deren Liebe.

Duhan blickte nicht durch. Männer.
  »Wen ladest du denn ein, Kiraz?«, wollte er deshalb wissen. Kiraz wurde noch roter.
»Keine Ahnung...«
»Hmm«, machte ich und blickte zu der kleinen Sude. »Sude, komm, ich hab dir ja noch gar nicht mein Zimmer gezeigt!«
»Dein Zimmer will ich nicht sehen.«
Autsch. Das tat weh. Wie konnte die so erbarmungslos korben? »Sude, aber ich hab ein Prinzessinenbett!«
Sie sprang sofort auf und ich verließ mit ihr den Raum und machte Duhan eine Geste, dass er mitkommen solte. Ediz und Kiraz sollten etwas allein bleiben.

Sude gefiel mein Zimmer nicht besonders. Sie meinte, da fehlte eine Menge Pink und hüpfte dann auf meinem Bett herum.

»Nevra, was tun wir hier? Kiraz ist dort allein mit dem da«, zischte er verständnislos und zeigte zur Tür.
  Ich deutete auf Sude. »Seine Schwester ist hier«, flüsterte ich. »Sie wird dich hören.«

Sude hatte es satt, zu hüpfen und lief zurück ins Wohnzimmer.

Duhan wollte ihr sofort nach. »Ich versteh nicht, wie du freiwillig im selben Haus bist wie Ediz.«
  Ich hielt ihn am Arm. »Duhan, fang nicht schon wieder an!«
»Hast du nicht gesehen, wie psychopathisch der mich angeguckt hat?«
»Du bist doch auch bescheuert!«, rief ich und verschränkte die Arme. »Ehrlich, ihr Jungs checkt nie etwas über Gefühle!«
»Was willst du damit sagen?«
»So was wie gerade nennt sich Eifersucht. Google es.«
»Du meinst, Ediz ist in dich verliebt und das ist okay?«
Ich würde gleich durchdrehen. »Bin ich denn das Einzige Mädchen in diesem Haus?«

Endlich war der Groschen gefallen. Duhan öffnete geschockt den Mund und riss die Auen auf. »Das tust du Kirsche doch nicht an, oder?«
»Sie tut es sich selbst an!«
»Nie im Leben. Sie und der
Er begann zu lachen. »Als ob die sich je in so was verlieben würde.«
»Duhan!«

Unsere Unterhaltung wurde unterbrochen, weil  Sude wieder kam. Sie wollte und reinholen und so saßen wir wieder am Tisch, wobei Duhan Ediz giftige Blicke zuwarf. Er hörte erst damit als Sude, die ihn irgendwie sehr zu mögen schien, mit ihm redete und Duhans ganze Aufmerksamkeit bekam, obwohl sie doch Edizs Schwester war.
  Konnte man wirklich in so ein kleines Mädchen eifersüchtig sein? Ich war es.
Ediz und Kiraz redeten auch die ganze Zeit. Das war Glück. Dieser Augenblick war pures Glück.

Der SehnsuchtsfallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt