Wir machen alles nass

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Tao

Kaum haben wir unsere Zimmertür hinter uns geschlossen blende ich unsere Problemgäste aus und drehe mich zu Kris um. Er legt den Kopf schief und grinst. ,,Du guckst so, als ob du etwas von mir willst?" ,,Da hast du Recht. Kopf runter." Kris blinzelt verdutzt und ich lege meine Hand auf seinen Kopf um ihn runter zu ziehen. Neckisch stupse ich ihn dann von mir weg. ,,Wusste ichs doch. Wann hast du dir das letzte Mal deine Haare nachgefärbt?" ,,Was?" Kris fährt sich durch die Haare und guckt mich schockiert an. ,,Ist es sehr auffällig?" ,,Man sieht sehr deutlich den Ansatz; reicht das als Info?" Rasch packt Kris meine Hand und zieht mich zum Badezimmer. Er könnte es zwar selber machen, aber am Ende mache ich es sowieso immer, weil er es so will. Andererseits ist das ein angenehmer Zeitvertreib, wenn man nicht nachdenken will. Kris zieht sich mit einer eleganten Bewegung sein Shirt aus. Wie kann er selbst dabei so gut aussehen? Sein Tattoo leuchtet mir kräftig entgegen und als er seine Muskeln streckt, wirkt der Drache schon fast so als würde er sich tatsächlich  bewegen. ,,Worüber denkst du so konzentriert nach?" Er zieht andeutungsvoll einen Mundwinkel hoch. ,,Ich denke über nichts nach, du Idiot, vor allem nicht über das, was du gerade im Kopf hast." ,,Aber wenn du daran denkst was ich im Kopf habe, denkst du doch automatisch auch darüber nach oder?" ,,Sei ruhig." Etwas unsanfter als nötig bugsiere ich ihn zum Waschbecken, aber ich kann nicht lange ernst bleiben und grinse als er mir einen Blick zuwirft. ,,Ha, du lächelst! Gibst du mir also Recht?" ,,Shhhhht." Ich drücke seinen Kopf über das Waschbecken und massiere die Farbe in seine Haare ein. Kris seufzt und wendet sich leicht. ,,Weiter rechts - nein, links." Ich halte inne und beuge mich über seine Schulter um ihm halbwegs ins Gesicht zu gucken. ,,Was bin ich? Dein Sklave? Verlang nicht mehr als dir zusteht." Ich rubbele kräftiger durch seine Haare, aber er lacht nur. Kopfschüttelnd schiebe ich ihn zur Badewanne und halte den Duschkopf über ihn. Das Wasser spritzt ruckartig auf seinen Rücken. ,,AH! Kalt!" Rache ist süß. Schnell dreht er sich um und wendet das Blatt. Kaltes Wasser klatscht in mein Gesicht. ,,Hey - Yi Fan!" Er lacht und ich stimme mit ein. Wir kämpfen um die Dusche, aber Kris gewinnt. Inzwischen sind wir beide komplett durchnässt. Ich greife nach der Türklinke, in dem Versuch mich draußen in Sicherheit zu bringen. Sie hat sich gerade einen Spalt geöffnet, da zieht Yi Fan mich zurück, beide Arme von hinten um meine Brust geschlungen. Wir stolpern zurück ins Bad und endlich gelingt es mir die Dusche auszumachen. Im nächsten Moment presst Yi Fan seine Lippen fest auf meine. Ich schnappe nach Luft und versuche ihn wegzuschieben, aber er gibt nicht nach. Also schlinge ich meine Arme um seinen Hals und ziehe ihn fester an mich heran. Er hebt mich hoch; legt meine Beine um seine Hüfte. ,,Warte, warte Yi Fan, wir machen alles nass." ,,Ist doch egal, das trocknet wieder." Wie immer ist seine simple Logik unschlagbar. Mir fällt keine Antwort darauf ein und so lasse ich Sekunden später zu, dass er mich fester aufs Bett drückt.

. . . alle über mir . . . Luft . . . .

Meine Sicht verschwimmt, aber ich taste nach meinen Schuhen und reiße mein Messer heraus. Noch in derselben Bewegung ramme ich es einem der Männer in die Schulter. Heißes Blut läuft über meine Hand. Ekelhaft . . . ekelhaft . . . Schmerz . . . Sie wittern meine Unsicherheit und kommen näher. Ich schließe meine Augen . . . Brüllender Schmerz . . . Hand in meinen Haaren  . . . meinen Kopf zurück . . . reißt meinen Kopf zurück . . .

Ich schaue in den Himmel . . unendlich weit . . . einfach loslassen . . .

,,AH-!" Noch bevor ich wirklich realisiere das ich geträumt habe und grade aufwache, halte ich mir rasch die Hand vor den Mund um Kris nicht aufzuwecken. Es war nur ein Traum. Nein, das stimmt nicht ganz. Das war kein Traum, sondern eine Erinnerung. Den Mann von dem Schiff wieder zu sehen, hat die Ereignisse dieser Nacht wieder hervorgeholt. Ekelhaft. Wenn ich nur daran denke, spüre ich wieder das heiße, klebrige Blut auf meiner Hand. Spüre wieder den Ruck mit dem ich ihm das Messer in die Brust gerammt hat. Es war notwendig. Ich werfe einen Blick auf die Uhr. Ein Uhr. Ich habe kaum drei Stunden geschlafen. Seufzend lasse ich meinen Blick durchs Zimmer gleiten. Um unsere, auf dem Boden verstreuten Kleidungsstücke, haben sich kleine Wasserlachen gebildet. Auch das Bettlaken unter mir fühlt sich klamm und steif an. Ich weiß genau wer das später saubermachen muss. Später. Möglichst lautlos lege ich mich wieder hin und drehe mich zur Seite um Kris anzuschauen. Ich gucke ihn einfach nur an, aber allein das beruhigt mich und ich spüre wie der Schlaf mich sanft in seine Arme zieht.

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