Der Club

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Tao

Die Dunkelheit im Club wird von hellen Lichtstrahlen durchschnitten, die in verschiedenen Farben durch die Luft tanzen. Künstlicher Nebel wabert über die Tanzfläche und lässt die vielen Tänzer, die sich im Rhythmus des wummernden Basses bewegen, wie Geister erscheinen. Die Ecken sind so dunkel, dass man höchstens noch Silhouetten erkennen kann. 

Wirklich beleuchtet ist nur eine quadratische Bühne in der Mitte der Fläche, wo ein Scheinwerfer einen kegelförmigen Schein auf eine einzelne Gestalt wirft. Die umstehenden Tänzer kommen nicht mal annähernd an die Geschmeidigkeit ran, mit der sich diese bewegt. Man könnte ihn als einfachen Unterhaltungstänzer abtun, aber er ist viel mehr als das. Viele Gäste hat der Club nur ihm zu verdanken. Er kennt alle Tricks, mit denen man ein Publikum fesselt. Und sei es nur, die dunkle Lederjacke von seinen Schultern gleiten zu lassen um seine muskulösen Arme zu entblößen. 

Eigentlich sind wir nicht hier um ihm zuzusehen, aber da wir sowieso warten müssen bis er fertig ist, bleibe ich stehen und betrachte die Performance. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie Kris einen Blick zu mir und dann zur Bühne wirft. Das ist die Rache dafür, dass er vorhin Officer Lee angelächelt hat. Ja, ich bin nachtragend. 

Zu seinem Glück sind wir erst am Ende dazugekommen und der Tänzer verlässt ein paar Minuten später seinen Posten.

„Hey, Jungs!“ Ich zucke heftig zusammen, als mich plötzlich jemand an der Schulter packt. Ich bin schon im Begriff, den „Angreifer“ umzulegen, als ich erkenne, wer es ist. Wie ihr vielleicht schon erraten habt, ist es der Mann, der gerade eben noch auf der Bühne stand. Kris und ich kennen ihn persönlich. Kai ist 21 Jahre alt und arbeitet schon seit drei Jahren als Nachtclubtänzer. Wie man sich vorstellen kann, verdient er dabei allein am Trinkgeld ganz gut. Und trotzdem lässt er sich ein paar Nebeneinnahmen nicht entgehen …

„Was wollt ihr wissen?“ Kris und ich haben uns mit Kai in eine der dunklen Ecken des Clubs zurückgezogen. Etwas überrumpelt von Kais Talent, direkt zum Punkt zu kommen mache ich den Mund zu spät auf und Kris kommt mir zuvor. „Wir suchen jemanden.“ Er versucht mal wieder, es spannend zu machen. Kai verdreht die Augen, wenn ich auch ein leicht amüsiertes Zucken um seine Mundwinkel spielen sehe. Ich habe keine große Lust, unnötig lange in dem stickigen, überfüllten Club zu bleiben, also ergreife ich das Wort: „Wir suchen Seo In Guk. Er ist gestern Nacht spurlos verschwunden.“ Kai nickt. Er hört sich nur das Wichtigste an. Nie mehr, als er wissen muss, um uns die Informationen zu geben, die wir brauchen. „Ich weiß nicht, ob ich euch da weiterhelfen kann.“ Überrascht schaue ich ihn an. So reserviert ist er sonst nicht. Kris spricht meine Gedanken direkt aus. „Was ist los? Sonst machst du's doch auch nicht so spannend. Keine Sorge, wir werden wie immer gut bezahlen. Ich weiß, dass es nicht ungefährlich ist, die Leute hier zu belauschen.“ Kai ist unser Informant. Er belauscht regelmäßig die zwielichtigen Gestalten, die in seinem Club illegale Geschäfte planen und besprechen. Außerhalb seiner Schicht als Nachtclubtänzer beachtet ihn keiner, dann arbeitet er nämlich nebenbei als Barkeeper. Niemand achtet darauf, wenn der Barkeeper stehenbleibt um Gespräche anzuhören. Das ist tatsächlich nicht ganz ungefährlich, aber bisher hat er uns noch immer gegen ein paar Scheine etwas nützliches sagen können. Seufzend streicht er sich die Haare aus der Stirn. „Also gut. Diese Sache mit Seo In Guk scheint etwas Großes zu sein, zumindest haben sie sich bemüht, es möglichst kurz abzuhandeln.“ „Sie?“

„Seht ihr den Typ dort vorne? Den mit den weißen Ärmeln?“ Ich kann ihn sehen. Er ist hier der einzige, der weiß trägt. Obwohl er über dem weißen Sweater ein schwarzes Shirt trägt, fällt er doch sehr auf. Dass er dazu auch noch protzigen Schmuck trägt und, in den Augen einiger umstehende Frauen, ziemlich gut aussieht verstärkt diese Auffälligkeit nur noch. „Was ist mit ihm?“ „Er hat irgendwas mit dem Deal zu tun. Sein Name ist Jung Kook.

Eigentlich ist er nur ein niederer Gangster, aber wenn ihr ihn in die Mangel nehmt, wird er bestimmt ein paar nützliche Informationen ausspucken.“ Ich betrachte den Kerl, der gerade mit ein paar anderen dunkel gekleideten Männern die Köpfe zusammensteckt. Sie sehen sich immer wieder, scheinbar nervös, um und gehen kurz danach schon auseinander. 

Da läuft auf jeden Fall etwas. Aus den Augenwinkeln sehe ich zu, wie Kris Kai ein paar Scheine in die Jackentasche steckt.

„Denkst du, was ich denke?“ Kris folgt meinem Blick zur Hintertür, durch die gerade unsere einzige Spur verschwindet. „Ja, ich glaube schon.“

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