Schlag auf Schlag

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Tao

„Ich muss auf die Toilette. Warte einfach hier, ich bin gleich zurück!“ Und so geht er. Etwas traurig schaue ich Kris' breitem Rücken nach, der sich rasch von mir entfernt. Aber wenn er mal muss … Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass wir noch eine knappe halbe Stunde Zeit haben. Lieber zu früh als zu spät, oder?

Aber bewegungslos neben dem Kühlregal rumzustehen bringt auch nichts. Da “GOT Food“ ein Supermarkt ist, in dem die Bürger von Seoul sich mit Nahrungsmitteln für die nächsten paar Tage eindecken, beschließe ich, auch mal Ausschau nach lohnenswerten Investitionen zu halten.

„Warum eigentlich GOT Food?“ Direkt neben mir stehen zwei jugendliche Mädchen, die anscheinend überlegen, ob sie lieber Thunfisch- oder Salami-Pizza zum Abendessen haben wollen. Ihren Rucksäcken nach zu urteilen und dem Stadtplan, der aus einer Jackentasche raus guckt, sind es Touristen. „Hast du mir eigentlich zugehört? Ich habe dir doch auf der Fahrt erzählt, dass dieser Supermarkt der ist, in dem GOT7 ihr Musikvideo 'A' gedreht haben. Danach haben die Besitzer ihn umbenannt, um Fans als Kunden anzulocken.“ Hat offenbar funktioniert. Das Mädchen, das spricht ist unübersehbar ein Fan. Ein GOT7-Shirt, auf dem das strahlende Gesicht von Mark abgedruckt ist - als normaler Bürger, der gelegentlich mal in die Charts rein schaltet kennt man schon die ein oder andere Boygroup. Nicht, dass ich ein großer Fan bin. Ich habe mir Marks Namen nur gemerkt, weil er wie ich Martial Arts macht …  - Ein GOT7-Rucksack, GOT7-Schuhe, Kette, Handyhülle …

„Du wieder mit dieser Band.“ Das zweite Mädchen ist offenbar nicht ganz so begeistert. Kaum, dass ihre Freundin angefangen hat zu reden, rollt sie mit den Augen und wendet unübersehbar genervt den Kopf wieder der Pizza-Auswahl zu. Ja ja, die einfachen Probleme der Jugend. Dieser Gedanke bringt mich wieder zu meinen eigenen Problemen. Abermals schaue ich auf die Uhr. Noch 23 Minuten. Die Zeit will einfach nicht vergehen. Wo bleibt Kris? Widerwillig lasse ich meinen Blick zu der Theke mit den Teilchen rüber wandern. Jetzt ein Schokobrötchen …

„Aber wenn ich's dir doch sage. Der Fan vorne an der Kasse hat mich erkannt!“

„Sei nicht so ein Feigling, die Freundin sah total schlecht gelaunt aus, ich glaube nicht, dass sie noch mal reinkommen. Außerdem willst du dir doch nicht die Chance entgehen lassen, zum ersten Mal seit zwei Monaten wieder etwas ungesundes zu essen, oder?“

Der Angesprochene scheint durch das Angebot durchaus abgelenkt. Als er mit seinem Begleiter nun - wie vorher die Touristen - auf die Pizza-Auswahl starrt, verstehe ich ihr Gespräch auch. Das sind eindeutig Mark und JB von GOT7! Mark mit seinen braunen Wuschelhaaren ist sogar ganz hübsch, auch wenn er den Kopf einzieht und sich mit zusammengezogenen Augenbrauen umschaut. Schlauerweise haben die beiden es nicht mit Kapuzenjacke versucht. Mitten im Hochsommer würden sie damit eher auffallen. Da ich gerade sowieso nichts besseres zu tun habe, lehne ich mich zurück, um ihr Gespräch zu belauschen und meine Neugier darüber, worüber sich Kpop-Idols wohl so unterhalten, zu befriedigen.

„Hast du Park Se Hyuk eigentlich erreicht?“ JB schaut neugierig zu Mark, der scheinbar besorgt einen Blick auf sein Handy wirft.

„Nein. Ich habe in der letzten Woche jeden Tag mindestens zwanzig mal versucht, ihn anzurufen. Das sieht ihm einfach nicht ähnlich. Bei den drei anderen würde ich's gerade noch so verstehen, aber Se Hyuk ist zu verlässlich, als dass ich einfach so darüber hinwegsehen könnte.“

„Ich kenne die vier nicht wirklich, deshalb kann ich da nicht viel zu sagen. Wer waren sie noch mal? Deine Kindheitsfreunde?“

„Ja. Wir kennen uns seit der Grundschule, als ich umgezogen bin. Die vier waren schon eine Gruppe und haben mich dann aufgenommen.“

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