70. Princess

12.4K 512 76
                                    

And who do you think you are?

Running around leaving scars

- Christina Perri, >Jar Of Hearts<

****

In meiner linken Hand hielt ich Zoes Hand und mit meiner rechten Hand strich über ihr Haar. Ihr Zustand war stabil, man hatte die Medikamente, die sie ins Koma versetzten, abgesetzt, die Beatmungsgeräte entfernt und jetzt warteten wir nur noch darauf, dass sie aufwachte. Es war Sonntagmorgen, ein ein halb Tage nach dem Unfall. Caleb wurde mit seinen Krücken bereits entlassen, weswegen Louis ihn und die Zwillinge zu meinem Dad gebracht hatte. Caleb wollte auch lieber hier warten, bis Zoe aufwachte, jedoch musste er sich auch noch ausruhen.

Im Moment holte Louis und gerade etwas zum Frühstücken. Der Cafeteria im Krankenhaus konnte man ja nicht vertrauen, obwohl Louis darauf bestand, dass der Tee nicht so schlecht war. Ich brauchte Kaffee. Ich hatte wenig geschlafen und weigerte es zu tun, bevor nicht sicher war, dass Zoe nichts fehlte.

„ Erst wenn sie wach ist, werden wir wissen, ob sie bleibende Schäden hat." erklärte Zoes Arzt – Dr Aster, soweit ich wusste -, während er Zoes Werte auf einen Zettel schrieb. Ich nickte verständnisvoll und streichelte Zoes Wange. Ich merkte schon, dass sie langsam zu sich kam. Sie hatte schon ein paar Mal ihre Nase gerümpft und ihre Finger hatten gezuckt. „ Sie drücken einfach auf diesen Knopf, wenn sie aufwacht."

„ Okay." Ich sah von Zoes Gesicht zu dem Knopf neben ihrem Bett. Keine schwere Aufgabe, das bekam ich schon hin. Der Arzt verließ den Raum und ich hob Zoes Hand an, um sie zu küssen. „ Keine Eile, Zoe. Schlaf solange du willst. Ich bleibe hier." Die Tür wurde wieder geöffnet und Louis betrat das Zimmer mit zwei dampfenden Bechern.

„ Hier." Seine Stimme war leise als ob er Zoe auch nicht wecken wollte. Er ließ sich neben mich fallen, nachdem er mir meinen Becher überreicht hatte. Ich seufzte und ließ meinen Kopf auf seine Schulter fallen. „ Gibt's was neues?" Ich schüttelte leicht meinen Kopf.

„ Nein. Wir müssen nur warten, bis sie aufwacht." Ich setzte mich wieder gerade hin, um in meinen Becher zu pusten, damit der Kaffee abkühlte. „ Was ist eigentlich mit dir?"

„ Was soll mit mir sein?" Mit gerunzelter Stirn sah Louis mich an. Seine Finger spielten mit dem Deckel seines Pappbechers.

Ich sah kurz zu Zoe, bevor ich sprach. „ Eure Tour geht doch bald los, nicht? Ende Januar war das doch?" Louis sah wenn möglich noch elender aus. Ich hatte voll ins Schwarze getroffen.

„ Ja." sagte er leise und nippte kurz an seinem Tee. „ In einer Woche fliegen wir nach Australien. Im Moment sind noch Vorbereitungen, bei denen ich aber nicht unbedingt dabei sein muss." Ich war mir nicht sicher, ob er wegen den Vorbereitungen log. Ich sagte nichts, ich wollte keinen Streit anzetteln.

„ Du verabschiedest dich aber noch bei den Kindern, oder?"

„ Also wirklich, Lilo. Ich bin nicht herzlos." Louis schnaubte und ich hob nur abwehrend meine Hände. Man konnte ja nie wissen, was wieder in seinem Kopf vor sich ging. Ich wollte gerade etwas erwidern, als ich aus dem Augenwinkel sah, wie sich Zoes Bein bewegte. Sofort schoss mein Blick zu ihrem Gesicht, wo ihre Augenlider flatterten.

„ Zoe." flüsterte ich und strich wieder über ihre Hand. Ihre kleine Hand drückte meine und ich verschüttete beinahe meinen Kaffee so sehr freute ich mich.

„ Momma?" Fast hörte ich ihre Stimme gar nicht so leise und hauchdünn war sie. Ich rutschte automatisch näher an sie.

„ Ich bin da, Baby.  Momma ist hier." Ich sah zu Louis, welcher leicht lächelte. „ Und Daddy auch." Zoe blinzelte gegen das helle Licht im Krankenzimmer und stieß einen weinerlichen Ton aus.

Blueberry Blue » l.t.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt